Demo "United4Iran": Gespaltener Protest
Mit unterschiedlichen Zielen gingen Exiliraner und andere Gruppen am Samstag auf die Straße. Der Protest aber ist eine gemeinsame Erfahrung.
Ihre Solidarität mit den iranischen Oppositionellen bekundeten am Samstag in Berlin etwa 700 Menschen. "United4Iran" war das Motto eines globalen Aktionstags mit verschiedenen Protesten. Neben iranischen Gruppen beteiligte sich auch Amnesty International daran. Am Freitag waren am Brandenburger Tor rund 60 ExiliranerInnen und ehemalige politische Gefangene in den Hungerstreik getreten.
Der Protest zeigt einerseits die gespaltene iranische Community, aber auch den Versuch, der Spaltung in verschiedene Strömungen etwas entgegenzusetzen. Keine leichte Aufgabe, verlaufen doch die Trennlinien zwischen Monarchieanhängern, Demokraten und Linken. Alle aber wollen, dass es besser wird.
Die meisten Protestierenden begreifen sich als verlängerten Arm der Oppositionsbewegung im Iran, die einen Regimewechsel anstrebt. "Revolution braucht keine Farbe", meint Sepideh. Viele ihrer Freunde und Bekannten wurden bei Demonstrationen im Iran verhaftet, einige erschossen. Wichtig sind ihr die Menschen, "nicht die eigene Ideologie". Die Iranerin studiert erst seit acht Monaten in Berlin und versucht ihre Situation zu erklären: "Vor ein paar Wochen hatte ich gar keine Stimme". Es herrschte lähmende Angst. Solange Menschen jetzt auf die Straße gehen, bestehe Hoffnung, sagt sie. Und diese Hoffnung sei stärker als die Angst.
Setareh kann die Symphatie für den Oppositionspolitiker Mussawi nicht verstehen. "Es bringt nichts, einen Mörder durch einen Mörder zu ersetzen", meint sie. Zur Zeit, als Mussawi Ministerpräsident war, saß sie im Gefängnis und wurde gefoltert. Ihr Mann ist durch Folter gestorben. Der Funken Hoffnung auf einen Umsturz sei für sie "die beste Therapie". "In den letzten Wochen bin ich wieder lebendig geworden", meint Setareh. Sie weiß: "Die Revolution ist bunt". Nicht nur Oppositionsanhänger kämpfen gegen Ahmadinedschad, auch viele Linke - wie sie.
Eine andere Frau beteiligt sich auch am Hungerstreik. Für sie sei Mussawi aber, trotz eigener Gefängniserfahrung, der kleinste mögliche gemeinsame Nenner einer Veränderung, berichtet Lutz Bucklitsch. Er ist Teil einer unabhängigen Menschrechtsgruppe, sein Credo lautet: Menschenrecht geht jeden etwas an. "Allein die Mobilisierung der Iraner über politische Grenzen hinaus" ist für ihn ein Erfolg. Jetzt gilt es, mehr Deutsche zu erreichen - über Kulturveranstaltungen und kreativen Protest.
Doch egal, mit wem man redet, der Mut der Iraner euphorisiert. Petram war seit seiner Kindheit nicht mehr im Iran. Seit den Wahlen lebt er virtuell dort, verfolgt alles im Netz. Das bedeutet für ihn auch eine kleine "Identitätskrise", meint der 35-Jährige. Er wartet "auf den baldigen Tag, an dem das Regime fällt". Dann möchte er Teheran bereisen.
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