■ Dem direkten Nachbarn des Jemen, Saudi-Arabien, scheint der Bürgerkrieg in dem erst seit 1990 vereinigten Land auf der arabischen Halbinsel nicht ungelegen zu kommen.: Wenn zwei sich streiten...
Dem direkten Nachbarn des Jemen, Saudi-Arabien, scheint der Bürgerkrieg in dem erst seit 1990 vereinigten Land auf
der arabischen Halbinsel nicht ungelegen zu kommen.
Wenn zwei sich streiten...
Die Vermittlungsversuche im Konflikt zwischen den beiden jemenitischen Landesteilen sind gescheitert. Die beiden Armeen, die nach der Vereinigung von Nord- und Südjemen im Mai 1990 zwar formell zusammengefaßt wurden, aber getrennte Kommandostrukturen behielten, liefern sich seit Ausbruch des Bürgerkrieges in dem Land auf der arabischen Halbinsel am Mittwoch weiterhin schwere Kämpfe. Im nordjemenitischen Sanaa, das seine Rolle als Kapitale eines vereinigten Jemen schon wieder ausgespielt hat, sitzt eine Rumpfregierung, die nur mehr aus nordjemenitischen Politikern besteht und jeden Schlichtungsversuch als „Einmischung in innere Angelegenheiten“ abweist.
Bei dem Konflikt handele es sich nicht um einen Bürgerkrieg, sondern um eine „Rebellion und einen Putschversuch“ gegen die Regierung, hieß es in der Nacht zum Samstag in einer Erklärung der größten Partei, „Volkskongreß“. Mit dieser Stellungnahme reagierte die Partei des jemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Saleh auf die Vermittlungsversuche der Arabischen Liga in Kairo. Die südjemenitischen Mitglieder der zerfallenen Regierung, die sich schon vor Wochen in die frühere Hauptstadt des einst sozialistischen Südens, Aden, zurückgezogen hatten, riefen am Wochenende zur Generalmobilmachung auf.
Noch am Freitag hatte es ausgesehen, als ob ein Ausweg aus der schweren Krise zu finden sei. Appelle arabischer und westlicher Staaten hatten an jenem Tag immerhin dazu geführt, daß die südjemenitische Führung sich zu einem Waffenstillstand bereit erklärte. Doch die Politiker in Sanaa wiesen das Angebot zurück.
Eilends einberufene Sondersitzungen der arabischen Liga in Kairo und des Golfkooperationsrates kamen am Wochenende zu keinem Ergebnis. Der Vorschlag des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak, arabische Truppen zu entsenden, um die beiden jemenitischen Armeen zu trennen, wurde nicht angenommen. Die USA, die Interesse an den umfangreichen Ölreserven im südlichen Jemen haben, verhalten sich abwartend. US-Unterhändler Pelleteau schloß nicht aus, daß sich der UN-Sicherheitsrat in Kürze mit der Krise befaßt. Dem direkten Nachbarn des Jemen, Saudi-Arabien, scheint der Konflikt nicht ungelegen zu kommen. Die im arabischen Raum einzigartige Demokratie- und Verfassungsdebatte, die der Vereinigung der beiden Teile Jemens folgte, war Riad suspekt. Auf die Ölvorkommen im saudisch-jemenitischen Grenzgebiet hat Saudi-Arabien wiederholt Anspruch angemeldet und damit Probebohrungen westlicher Ölkonzerne blockiert. Die nordjemenitische Armee hat sich denn auch die Eroberung des Gebietes mit den größten Ölvorkommen im Südjemen zum Ziel gesetzt. Politische Beobachter gehen davon aus, daß der Bürgerkrieg weiter eskalieren wird, falls sich die schwerbewaffneten Stämme dieser Region auf der Seite der südjemenitischen Truppen in die Kämpfe einmischen. Andere Beobachter meinten, die Kämpfe würden erst dann ein Ende finden, wenn die Armee des Nordens das Ölgebiet zwischen Marib und Schabwa erobert habe. Karim El-Gawhary, Kairo
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