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Dem Kitsch entronnen

betr.: „Idylle ist möglich“ (Reiseseiten), taz vom 11. 5. 02

„Zeitungen“, man möchte ergänzen: Medien im Allgemeinen, „sind in erste Linie für Katastrophenmeldungen zuständig. Immer dieselben Bilder von Schmerz, Trauer, Entsetzen.“ Doch Halt! Was ist das: „Dabei ist die Welt voller Schönheit – zumindest in der Welt der Werbung.“ Puh, da haben wir ja noch mal Glück gehabt, sind dem Kitsch entronnen und können weiter Katastrophen lesen, hören und sehen aus nah und fern und froh sein, dass es uns nicht betrifft, und falls doch, dass es woanders auch nicht besser ist.

Wundert es wirklich, dass die Freizeitforschung Wohlgefühl als menschliches Hauptbedürfnis konstatiert? Die Welt ist nicht nur voller Schrecken, sondern auch voller Schönheit. Man muss sie nur sehen und erkennen. Katastrophenmeldungen halten uns wohl weniger zu guten Taten an, als sie ein schlechtes Gewissen oder, schlimmer noch, ein Gefühl von „Glück gehabt“ hervorrufen. Warum soll gerade ich den guten Menschen in mir herauslassen, die anderen tun es doch auch nicht? Gute oder erfreuliche Meldungen können meiner Ansicht nach viel eher dazu anstiften, die Welt zum Guten hin zu verändern.

KAREN SCHULZ, Frankfurt/Main

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