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Dem Henker ausgeliefert

■ Frankreichs Mitschuld an Judenmord

Paris (taz) – Erstmals hat ein französischer Staatschef eine Mitschuld Frankreichs bei der Deportation von mehr als 70.000 Juden durch die deutsche Nazi-Besatzungsmacht eingestanden. Jacques Chirac warnte gestern bei einer Gedenkfeier auch vor aktuellen Gefahren für die Demokratie durch fremdenfeindliche, rassistische und antisemitische Kräfte.

Am 16. und 17. Juli 1942 verhafteten französische Polizisten in Paris mehr als 10.000 jüdische Mitbürger, brachten sie in Bussen ins Radrennsportstadion „Vel'd'Hiv'“, um sie anschließend den Besatzungsbehörden zur Deportation in die Vernichtungslager zu übergeben. An der Gedenkfeier zum 53. Jahrestag dieser Großrazzia gegen die jüdische Bevölkerung sagte Präsident Jacques Chirac, damit habe „Frankreich sein Wort gebrochen und die Verfolgten dem Henker ausgeliefert“. Und er präzisierte, was in der offiziellen Geschichtsschreibung mit Vorliebe vertuscht wurde: „Ja, der kriminelle Wahnsinn der Besetzer wurde, wie alle wissen, von Franzosen unterstützt ..., aber auch vom französischen Staat sekundiert.“ Am Samstag hatte der französische Advokat und „Nazijäger“ Serge Klarsfeld bekannt gemacht, daß die Wert- und Schmucksachen der Deportierten damals vom Staat der Vichy-Regierung konfisziert und den Überlebenden, beziehungsweise den Angehörigen der Opfer, seither nie zurückerstattet wurden. Rudolf Bahner

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