Dehne kehrt ins Volleyballteam zurück: Neue Einigkeit für Olympia
Deutschlands Volleyballer kämpfen um die Olympiateilnahme. Diesmal wieder mit ihrem alten Kapitän, der dafür seinen Streit mit Bundestrainer Moculescu beilegt.
MÜNSTER taz Der Kapitän ist wieder an Bord. Im Dezember war Frank Dehne aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, nach 276 Länderspielen hatte der Zuspieler genug. Er hatte "Kommunikationsbarrieren" mit Bundestrainer Stelian Moculescu ausgemacht. Moculescu mag es gar nicht, wenn ihm einer seiner Schützlinge den Rücken kehrt. Doch das gemeinsame Ziel eint den Routinier und den Trainer: Olympia in Peking heißt der Traum der deutschen Volleyballer, es wäre die erste Teilnahme eines Teams des Deutschen Volleyball-Verbands seit 1972 in München.
Es geht in Düsseldorf um nicht weniger, als Geschichte zu schreiben. In den Spielen gegen Taiwan (heute, 17 Uhr), Kuba (Samstag, 20 Uhr) und Europameister Spanien (Sonntag, 15 Uhr) soll der Makel, in entscheidenden Spielen das Nervenflattern zu bekommen, getilgt werden. Und da werden Dissonanzen schon mal zur Seite geschoben. "Es hat klärende Worte gegeben", sagt Dehne, er habe "die Unterstützung der Mannschaft gespürt". Und der Trainer? "Wir sind aufeinander zugegangen und haben offen geredet." Im Januar, als die Deutschen beim ersten Versuch, das Ticket für Peking zu lösen, in Izmir scheiterten, hat Moculescu gesehen, wie gut Dehne einer Mannschaft tut, die sich ohne ihn still und ergeben in ihr Schicksal fügte. "Als Typ mag er mich", hat Dehne erkannt, "auch wenn er bei meiner Art zuzuspielen schon mal graue Haare bekommt."
Moculescu weiß, dass er alle Kräfte bündeln muss, um das große Ziel zu erreichen. Seit 1999 hat der gebürtige Rumäne daran gearbeitet, ein zweitklassiges Team an die Weltspitze zu führen. Peking ist seine letzte Herausforderung als Bundestrainer. Wenn seine Spieler in Düsseldorf scheitern, tritt der 58-Jährige sofort zurück, wenn es klappt, nach den Olympischen Spielen. "Ich hoffe, dass ich noch drei Monate Bundestrainer bin", sagt der Mann, der auch als Trainer beim Dauermeister VfB Friedrichshafen fungiert. Es wird ein schwerer Gang, vor allem Spanien ist ein Gegner von Weltformat.
Entscheidend wird sein, ob die Achse Simon Tischer und Jochen Schöps zur Höchstform auflaufen wird. Der Spielmacher und der Hauptangreifer hatten die Friedrichshafener 2007 zum Gewinn der Champions League geführt, danach ging Tischer nach Griechenland, Schöps nach Russland. Seitdem fehlt die tägliche gemeinsame Trainingsarbeit, in Izmir war zu sehen, dass die in der filigranen Sportart Volleyball so wichtige Feinabstimmung nicht mehr stimmte. "Gebt mir drei oder vier Wochen", hat Moculescu gesagt, "dann bekomme ich das wieder hin."
So oder so wird es eine knappe Sache. Die Deutschen sind mittlerweile so weit, dass sie auch Gegner wie die Spanier bezwingen können, die Frage ist jedoch, ob sie ihre Nerven in den Griff bekommen. "Wenn wir Olympia nicht schaffen", hat Moculescu verkündet, "liegt es bestimmt am Trainer." Man muss nicht davon ausgehen, dass er das wirklich so gemeint hat. An Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten hat es dem Macher nie gemangelt. Eine rhetorische Finte, um einen Teil der Versagensängste, die seine Mannschaft in wichtigen Partien hemmt, von den Schultern der Spieler zu nehmen. Wenn es klappt, würde sich für Moculescu ein Kreis schließen: 1972 führte er Rumänien ins olympische Spiel und setzte sich dann von der Mannschaft ab, um seine Zukunft in Deutschland zu gestalten. Peking wäre eine "schöne Belohnung für die Arbeit der vergangenen neun Jahre". Das Wohl und Wehe des Menschen Stelian Moculescu hängt indes nicht davon ab: "Ich habe als Spieler Olympia erlebt, das sind wundervolle Erinnerungen. Peking ist für mich eine rein sportliche Herausforderung."
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