holocaust-mahnmal : Degussa im Fundament
Schlimmer hätte es für die „emotionale Fraktion“ gar nicht kommen können. Degussa ist – als Graffitischutz – nicht nur am Holocaust-Mahnmal drauf. Degussa ist – als Betonverflüssiger – auch im Mahnmal drin. Und zwar dort, wo es nicht mehr abzukratzen ist: im Fundament.
Kommentar von UWE RADA
Wer wie Lea Rosh das Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Produkte der historisch belasteten Firma Degussa a priori für unvereinbar hält, hat nun nur noch eine Alternative: Abriss. Deshalb wird die „emotionale Fraktion“, wie man sie in der Stiftung für das Holocaust-Mahnmal nennt, auf der Kuratoriumssitzung in der nächsten Woche auch unterliegen. Durchsetzen wird sich stattdessen die „rationale Fraktion“, die auch schon im Zusammenhang mit dem Graffiti-Schutz darauf hinwies, dass Degussa zu den Vorreitern der Wiederaufarbeitung der Nazi-Vergangenheit gehört.
Was die Lage gleichzeitig komplizierter macht, ist, dass die „rationale Fraktion“ und die Degussa nun am gleichen Strang zu ziehen scheinen. Mit der Veröffentlichung in der Rheinischen Post hat die Düsseldorfer Firma die Gegenoffensive eingeleitet – und der „emotionalen Fraktion“ neues Futter gegeben. Wahrlich vertrackt, die Sache.
Bleibt eigentlich nur noch eins: die Degussa-Debatte wie schon die ganze Diskussion um den Bau als Teil des Mahnmals selbst zu begreifen. Und warum sollte man nicht auch die Gelegenheit nutzen, den Entschluss für Graffitischutz wieder rückgängig zu machen. So wie Degussa Teil der deutschen Geschichte ist, wären Hakenkreuzschmierereien und Gegenparolen Teil der deutschen Gegenwart.
Das wäre wenigstens ehrlich. Ein Reinheitsgebot gibt es zwar bei deutschem Bier, nicht aber bei deutscher Geschichte.
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