piwik no script img

Debatte um französisches PamphletDer kommende Lautstand

Das nun auch auf Deutsch erhältliche Buch "Der kommende Aufstand" ist linke Erlösungsfantasy mit rechten Elementen. Das mögen viele immer noch nicht erkennen.

So vertraut, so künstlich: Modell-Dorf. Bild: photocase.com / joexx

"Autonom werden könnte genauso gut bedeuten: lernen, auf der Straße zu kämpfen, sich leere Häuser anzueignen, nicht zu arbeiten, sich wahnsinnig zu lieben und in den Geschäften zu klauen", schreibt das Unsichtbare Komitee in "Der kommende Aufstand". Das Buch ist nach 2005, den Aufständen in den französischen Banlieues, entstanden.

"Der kommende Aufstand" wollte der spontanen migrantischen Jugendrevolte eine klassenkämpferisch-revolutionäre Perspektive geben. Die anonymen Autoren werden in einer Landkommune in Tarnac vermutet. Der französische Staatsschutz konnte dies aber nie ermitteln. Genauso wenig wie eine Beteiligung der Tarnac-Kommune an Anschlägen auf den französischen Schnellzug TGV.

Infolge der großen Unruhen von 2005 wurde das nun auch auf Deutsch erschienene Buch in Frankreich zu einer gefragten Fibel. Es traf wohl in vielem den Ton der Zeit ("Wir müssen zugeben: Die Litanei der Börsenkurse berührt uns ungefähr so wie eine Messe auf Latein"), hat sich aber in seiner Aufstandsperspektive ziemlich verschätzt. "Warum sollten sich die Kommunen nicht bis ins Unendliche vervielfachen", schrieb das Unsichtbare Komitee 2006/2007. "In jeder Fabrik, in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Schule: Endlich das Reich der Basiskomitees!" Nun, die französische Linke hat nicht einmal Sarkozy verhindert. Die Rebellion war längst verebbt.

Die Gründe für den linksradikalen Misserfolg kann man in "Der kommende Aufstand" besichtigen. Das Unsichtbare Komitee weiß zwar Missstände zu benennen - der elitäre Klassenstaat, das Schulsystem als Hüterin der rassistischen Schichtung etc. -, kann in seiner Kritik aber keine Antworten darauf finden.

Stattdessen Geschichtspessimismus und abstrakter Antikapitalismus. "Wir wurden unserer Sprache enteignet durch den Unterricht, unserer Lieder durch die Schlagermusik, unserer Körperlichkeit durch die Massenpornografie, unserer Stadt durch die Polizei, unserer Freunde durch die Lohnarbeit." Das ist ein einfach zusammengewürfelter Phrasenmix und nicht gerade hohe Theorie.

Das Pamphlet erinnert in vielem an den antikapitalistisch und lebensweltlich orientierten Linksradikalismus der 70er Jahre. Komischerweise haben ausgerechnet Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) - "glänzend geschriebene Zeitdiagnose" - und Süddeutsche Zeitung (SZ) - "Aura der Hellsichtigkeit", "heroische Melancholie" - die deutsche Erstveröffentlichung über alle Maßen gelobt.

Und das macht - gerade ohne französischen Hintergrund - besonders stutzig. Weniger, weil das Unsichtbare Komitee großmäulig vom Plündern und vom Aufbau einer "Kriegs-Landwirtschaft" spricht. Nein, vor allem weil sich dieser Linksradikalismus in seinen Vorurteilen gegen Kapitalismus und westliche Demokratien, gegen dekadente Großstädte, Beschleunigung und Digitalisierung von Arbeit und Leben mit der rechtsradikalen Zivilisationskritik trifft.

Die westliche Zivilisation befände sich "im Zustand des klinischen Todes", schreiben sie, "über die man eine ganze Apparatur der lebenserhaltenden Maßnahmen ausbreitet und die in der planetarischen Atmosphäre einen charakteristischen Pestgestank verströmt". Ein Pestgestank, den heute vor allem auch die Anhänger Bin Ladens beständig in der Nase verspüren und versuchen nach Kräften mit einen ihrer vielen Bomben in alle Winde zu zerstreuen.

Nach einer Kritik in der taz vom Dienstag steuerte die FAZ nun gegen. "Es handelt sich überhaupt nicht um eine Theorie, sondern um Jugendliteratur", hieß es am Donnerstag zu dem gerade noch von Nils Minkmar zum "wichtigtsen Theoriebuch unserer Zeit" erklärten Werk. Und ein Autor der SZ suchte ebenfalls am Donnerstag mit Ernst Jünger Vorangegangenes zu relativieren. Alex Rühle hatte hier in einer Besprechung dem Unsichtbaren Komitee mit der Metapher assistiert: "Das System ist überall, fast wie Gas ist es noch in die letzten Ritzen des Privatlebens vorgedrungen".

Nun heißt es schlicht: das Buch sei weder rechts noch links. "Denn was schert die Kinder, wer ihre geistigen Väter sind", so Marc Felix Serrao. "Was vielleicht mal ein genuin rechter Weltekel war", habe sich nämlich "längst im popkulturellen Mainstream eingebrannt." So unterschiedslos soll das also alles gehen.

Dabei ist "Der kommende Aufstand" weder Jugendschrift noch popkulturell. Es entstammt altlinker Echtheits-Folklore. Um die "neue prostitutionelle Norm von Vergesellschaftung" zu beschreiben, kupfert er bei Guy Debords Schriften aus den 60er Jahren ab. Und betreibt französisch unverkrampft Scholastik: "Der Horror der Arbeit liegt weniger in der Arbeit selber als in der jahrhundertelangen systematischen Vernichtung von all dem, was nicht sie ist: Vertrautheiten des Viertels, des Berufs, des Dorfes, des Kampfes, der Verwandtschaft, Bindungen an Orte, Wesen, Jahreszeiten, Handlungs- und Redeweisen."

Zu dem antimodernen Reflexen aus dem Revolutionsmuseum gehört auch die Behauptung von angeblich entfremdeter und angeblich nicht entfremdeter Arbeit. Als Künstler oder Kollektivist soll der Mensch nicht entfremdet sein, als Angestellter oder Lohnarbeiter automatisch versklavt. Ein totalitärer Sinn-Zusammenhang: "Selbst ihre Sexgeschichten erhöhen ihre Produktivität", Lohnarbeiter und Angestellte sind nach Meinung des Unsichtbaren Komitees echt schlimm dran.

Der große Gegenentwurf ist das echte Leben auf dem Land und in der Komune. "Im Tod des Paares sehen wir aufregende Formen kollektiver Affektivität entstehen, jetzt wo Sex völlig abgenutzt ist, wo Männlichkeit und Weiblichkeit alte mottenzerfressende Kostüme anhaben, wo drei Jahrzehnte stetiger pornografischer Innovation jeglichen Reiz der Übertretung und der Befreiung erschöpft haben." Ganz so "sexy" (SZ) klingt das nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

25 Kommentare

 / 
  • BM
    Bernd Markowsky

    "...antimodernen Reflexen aus dem Revolutionsmuseum gehört auch die Behauptung von angeblich entfremdeter und angeblich nicht entfremdeter Arbeit. Als Künstler oder Kollektivist soll der Mensch nicht entfremdet sein," ...???... "Ein totalitärer Sinn-Zusammenhang: "Selbst ihre Sexgeschichten erhöhen ihre Produktivität", Lohnarbeiter und Angestellte sind nach Meinung des Unsichtbaren Komitees echt schlimm dran."

    Weiss nicht, ob Lohnarbeit in der Taz weniger entfremdet ist, aber den Versuch eines anderen Denkens als totalitär hinzustellen, ist entfremdetes Denken. "Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden." Klingt autoritär? Ist von Brecht. Bitte lesen: Günter Anders "Die Antiquiertheit des Menschen". Was vor euch gedacht wurde, müßt ihr erst einmal denken, bevor ihr es überwinden könnt. In bösen Zeiten wie diesen muß man erstmal anfangen zu denken und nicht einfach "Augen zu und durch" spielen.

  • LS
    le seau vide

    Vive la commune!

  • S
    Ösi

    Haha haha Ich freu mich schon über die Kritiken in den Österreichischen Boulevardblättern, mal sehen ob die ähnliche hirnwichsereien fabrizieren, zum schutze der guten Alten Deokratie(versteht sich) die, wie wir wissen, schon bei den Griechen ganz ohne Sklaven auskam....

  • G
    gaijinette

    Eine Zeitung, die mal Sprachrrohr der rot-grünen Wegbereiter eines neuen deutschen Nationalismus (Schröder-Fischer-Gang) war und die auch seitdem (mit Ausnahmen einiger Autoren, die ich sehr schätze und genau aus diesem Grunde hier nicht nenne) kein erkennbares Gegengewicht bildete zum als neues gesundes deutsches Selbstbewußtsein verkauften Nationalgefühl (impliziert ja übrigens, auch nicht neu, wer's nicht hat, muß krank sein, was in einer Zeit EU-weiter Liberalisierung der Euthanasie ein wenig beunruhigen könnte... sowieso, Zeit den Kontinent zu verlassen) ---- eine solche Zeitung maßt sich an, so etwas wie Rechts oder rechte Elemente überhaupt noch erkennen zu können?

     

    Ich sehe mich als sehr deutlich fern allem, was rechts ist, aber was bitteschön ist in den Buch-Beispielen des Artikels auch nur in der Nähe von rechts? Wenn die Rechten in ihrem geschickten Versteckspiel linke Positionen beanspruchen, macht das die linken Positionen doch nicht rechts, oder sind die dann kontaminiert? Jedenfalls würde ich mir wünschen, ein Artikel, der derartige Behauptungen aufstellt, würde sie auch belegen, auch ohne, daß man das Buch gelesen hat oder die Referenzen (linke Theorien oder rechtes Gedanken-'Gut') kennt.

     

    Die anonymen Autoren werden in einer Landkommune in Tarnac vermutet. Der französische Staatsschutz konnte dies aber nie ermitteln. -- Also, das macht mir den französischen Staatsschutz beinahe sympathisch -- beim deutsch-perfekten BND (man vergißt gerne: gegründet von und mit Personal der Elite-Nazi-Organisationen -- die unselige Tradition lebt fort und niemanden interessiert's...) wär' das nicht passiert... und wieder ein Grund, auszuwandern, wenn Landesgrenzen noch irgend einen Schutz böten...

     

    Bei allen zitierten Funktionszusammenhängen, ob zutreffend oder abwegig, wer sich Liebe vorschreiben läßt, ist selber schuld. Und dergleichen. Allerdings weiß ich nicht, ob der Mangel an Sex-Appeal des Schlußzitates nicht an der Übersetzung liegt. Es könnte doch sein, könnte es nicht?

     

    --gⒶijinette

  • J
    J.R.

    Sicher ließe sich einiges an dem Büchlein kritisieren: die vorschnelle Siegesgewissheit etwa, die undialektische Trennung zwischen "Organisation" als Verb und Nomen, das etwas zu unproblematische Verhältnis zu politischer Gewalt, die Sorglosigkeit, was die Versorgungslage während eines Aufstandes anbelangt. Dieser Artikel leistet

    nichts von alledem. Zusammen mit den Regeln logischen Schließens, wirft er auch die schlichteste intellektuelle Redlichkeit über Bord. Dass es - seit eh und je - Schnittmengen zwischen linker und rechter Kulturkritik gibt, ist umgekehrt kein Grund, die beiden zu verwechseln oder in einen Topf zu werfen, dass gegen die "westliche Zivilisation" polemisiert wird, umgekehrt kein Grund für Assoziationen mit dem politischen Islam, der dies, mit ganz anderer Stoßrichtung, auch tut. Dies alles, dieser Artikel, ist unredlich oder dümmlich, oder beides.

  • K
    keiner

    Wer vom Kapitalismus redet, darf vom "Fortschritt" nicht schweigen. Insofern ist ein gewisser "antimoderner" Ansatz, auch wenn er die Grenzen zum Konservativen manchmal berührt, wohl gerechtfertigt. Gut möglich (ich habe das Manifest nicht gelesen) ist natürlich, dass die Broschüre diesen Ansatz etwas einseitig zur Grundlage nimmt.

  • U
    user_01

    ja, ja, so einfach geht das nicht mehr: die schubladen 'links' und 'rechts' gehören mehr und mehr der vergangebheit an. was damals noch 'links' war, ist heute schon neoliberal,- zb. die grünen, die den dissozialen bionade-biedermeier verkörpern, wie kaum ein anderer teil bundesrepublikanischer gesellschaft.

    dieser verlust integrer linker linker wie rechter vorturner und den von diesen projezierten utopien führt dazu, dass sich im falle subjektiv erlebten gesellschaftlichen unbehagens frei assoziativ bei allem bedient wird, was sich auch nur einigermaßen 'kritisch' anhört bzw. ließt;- ganz egal, wie piefig es in wirklichkeit ist. denn geblieben ist das untrügliche gefühl, von wirtschafts- wie polit-funktionären immer feister belogen und betrogen zu werden. und so kommt dann zuweilen solch ein französisches landbubenelaborat wie das hier besprochene zustande, das sich nach alten kategorien nicht so recht verorten läßt.

    na und? was soll's? ist das nicht völlig egal?

    geht es nicht viel eher um das phänomen, dass die immergleichen gesellschaftlichen probleme immer mehr menschen auffallen und es im zuge dessen zu einer zunehmenden radikalisierung des 'widerstandes' kommt?

    wie lange wollen sich die schreiberlinge der systempresse noch an ihrem angelesenen kategorisierenden wissen aufgeilen, bevor sie damit beginnen, sich detailliert mit den zur diskussion gestellten inhalten auseinander zu setzen?

    oder ist das unter ihrem niveau?

    fragt sich, wie lange noch.

  • J
    J.R.

    Sicher ließe sich einiges an dem Büchlein kritisieren: die vorschnelle Siegesgewissheit etwa, die undialektische Trennung zwischen "Organisation" als Verb und Nomen, das etwas zu unproblematische Verhältnis zu politischer Gewalt, die Sorglosigkeit, was die Versorgungslage während eines Aufstandes anbelangt. Dieser Artikel leistet nichts von alledem. Zusammen mit den Regeln logischen Schließens, wirft er auch die schlichteste intellektuelle Redlichkeit über Bord. Dass es - seit eh und je - Schnittmengen zwischen linker und rechter Kulturkritik gibt, ist umgekehrt kein Grund, die beiden zu verwechseln oder in einen Topf zu werfen, dass gegen die "westliche Zivilisation" polemisiert wird, umgekehrt kein Grund für Assoziationen mit dem politischen Islam, der dies, mit ganz anderer Stoßrichtung, auch tut. Dies alles ist so niveaulos wie unredlich; dümmlich, nein - dumm.

  • J
    J.R.

    Sicher ließe sich einiges an dem Büchlein kritisieren: die vorschnelle Siegesgewissheit etwa, die undialektische Trennung zwischen "Organisation" als Verb und Nomen, das etwas zu unproblematische Verhältnis zu politischer Gewalt, die Sorglosigkeit, was die Versorgungslage während eines Aufstandes anbelangt. Dieser Artikel leistet nichts von alledem. Zusammen mit den Regeln logischen Schließens, wirft er auch die schlichteste intellektuelle Redlichkeit über Bord. Dass es - seit eh und je - Schnittmengen zwischen linker und rechter Kulturkritik gibt, ist umgekehrt kein Grund, die beiden zu verwechseln oder in einen Topf zu werfen, dass gegen die "westliche Zivilisation" polemisiert wird, umgekehrt kein Grund für Assoziationen mit dem politischen Islam, der dies, mit ganz anderer Stoßrichtung, auch tut. Dies alles ist so niveaulos wie unredlich; dümmlich, nein - dumm.

  • V
    Vorp

    Jetzt wo der Sarrazin durch ist, wird der nächste Mist großgeredet...

     

    wie heißts so schön, reden ist silber, schweigen ist gold!

  • I
    Ich

    Ich weiß nicht was in Zukunft geschieht. Wissen es die Autoren des Pamphlets oder weiß es vielleicht Herr Fanizadeh?

    Der Kaiser ist immer noch nackt.

  • TD
    Tyler Durden

    Ja, es ist unglaublich! Da stehen "EURE Grünen" nach über 30 Jahren endlich vor der Machtübernahme, und da haben die bösen, bösen, selber denkenden Menschen nichts besseres zu tun, als sich endlich darauf zu besinnen, dass KEIN Staat, KEINE Regierung, und erst recht KEINE Partei, jemals die Interessen der Bürger vertreten wird.

    Und da ihr das eh nicht verstehen werdet, im Kartext: Das heisst nicht dass irgendjemand die Illusion hat, "Der kommened Aufstand" würde irgendwas zu Guten wenden. Es ist sogar höchst unwahrscheinlich, dass irgend etwas in der Richtung überhaupt passiert, aber wenn, dann weiss jeder, dass es dabei lediglich um Frustabbau geht.

    Soviele Artikel wie ihr dazu, bzw. DAGEGEN gerne schreiben würdet, passen in die taz gar nicht rein.

    Und zum Beweis dafür wie richtig mein Kommentar dazu ist, werdet ihr den jetzt auch nicht veröffentlichen, wie all die anderen seiner Art, sondern wegzensieren.

    Ich komm aus dem Lachen kaum noch raus...

    Es ist so wie bei Sarrazin, wenn mal einer einen Anfang macht, dann lässt sich die öffentliche Meinung mittlerweile nicht mehr so einfach kontrollieren. Die völlige Manipualation durch die Medien scheint nicht mehr so zu funktionieren wie das bis vor kurzem noch der Fall war..

  • ST
    Sebastian Thürrschmidt

    Zweiter Anlauf zum Debunking, diesmal wenigstens ohne Nazis, dafür mit einem kunterbunten Kreuz und Quer politischer Himmelsrichtungen. Wenn uns der Kandidat nun noch im allgemeiner Form erklärt, was wir seiner Ansicht nach unter "links" und "rechts" zu verstehen haben, lassen wir ihn die Prüfung bestehen. Gnadenhalber.

  • D
    denninger

    Ca alors! Die französische Gesamtschule ist eine "Hüterin der rassistischen Schichtung"!

    Und die Freiheit findet man, wie schon Pol Pot erkannte (SCNR), in Kommunen auf dem Lande.

    Ok, ok, der denninger hat das Buch nicht gelesen und wird es auch nicht lesen.

    Manch Utopien sind einfach zu bescheuert um sich näher mit ihnen zu beschäftigen.

    Ein Indiz für die Haltlosigkeit mag sein, dass man den Thesen keine politisch Couleur mehr zuordnen kann.

  • AC
    Al Caselza

    Au Mann, wie gut das es die TAZ gibt....

    Knallhart, intelligent, kein bisschen elitär, undogmatisch, fair, vernüftig und sooooo liberal.

     

    ganz ehrlich, spart euch doch einfach mal ab und zu einfach mal jeden Kommentar.! Mit ist eine, von mir aus altbackene Kapitalismuskritik die keine rationellen Lösungen für die Agonie dieses einfach nur geschwulstartig kranken Geldsystems, allemal lieber als euer zuweilen mittelstandnahes Vernunftsgeschwurbel. Mann schreibt ja nicht gegen das eigene Klientel, oder, tssss....

     

    So hart wie es klingt, meine Freunde: Wir haben abgewirtschaftet und wissen KEINEN Ausweg. Die Prozesse, welche jetzt beginnen zu wirken, haben ihre Ursache in eben jenen, im Buch aufgeführten Gründen. Und verdammt noch mal: Es ist ein absolutes Menschenrecht, unerträgliche Lebenszustände zu benennen und halt mal keine Lösung dafür anzubieten. Für die Lösungen fühlt sich seit jeher das Establischment verantwortlich,

    man sieht ja wie es funktioniert.

     

    Leute, atmet mal durch und akzeptiert, das solche Berichte fast bourgeoiser sind als die sogenannte Bourgeoisie.

     

    Vielleicht und leider auch sehr wahrscheinlich ist die komplette Zerstörung unseres Systems mit allen ihren Opfern der einzige Weg der den Menschen bleibt.

     

    Stets gern zu Diensten

    Christof

  • T
    Thom

    Üblich scheint, jede Kritik an der Kulturindustrie als antimodern abzutun. Neu aber, es auch noch den Rechten zuzuschlagen. Adorno als Wortführer der NPD, das kann man nur aus einer Stadt schreiben, in der wohl die Nazis, nie aber Geist regierte und die sich heute wieder auf genau gar nichts etwas einzubilden versucht. Die "hohe Theorie" sei das nicht, schreibt man, ohne daß in dieser Zeitung je auch nur der Hauch von theoretischem Tiefgang versprüht worden wäre.

     

    In all den Jahren, in denen Berlin als Kulturmetropole hochgejubelt wurde, entsprang nicht ein einziger kluger Theorieansatz der Stadt. Was man Kunst nennt, ist eine kommerzielle Collagenproduktion ohne Sinngehalt. Das innovativste Buch hat eine Sechzehnjährige abgeschrieben. Gratulation. Der "kommende Aufstand" mag intellektuell zu dünn sein, aber daß es ausgerechnet die taz schreibt, ist mehr als nur ironisch.

  • A
    A.W.G.

    natürlich klingt das nicht "sexy", es ist ja auch in einer sprache geschrieben, welche die meisten derer, die sich heute mit dem beschäftigen, was dieses buch kritisiert, nicht ansatzweise verstehen können. Es kommt in unserer Zeit ja nicht darauf an, was drin steht, sondern wie "sexy" es klingt...

     

    siehe:

     

    http://www.spiegel.de/kultur/charts/0,1518,458623,00.html

  • KB
    klaus bodenfeld

    Ich finde diese Darstellung lächerlich und hätte ihn, wenn man die Schreibqualität auslässt, eher in der Welt oder Bildzeitung.

    Warum muss diese Schrift denn so unneutral und stümperhaft heruntergemacht werden?

    Wir brauchen breiten und vielfältigen Widerstand gegen dieses System, was meines erachtens Menschenfeindlich ist und dieser Redakteur und viel zu große Teile klammern eine Möglichkeit der Aktionsform einfach aus, in der Dekadenz den einzig richtigen Weg zu wissem, wie man sich politisch zu engagieren habe.

  • H
    hauke

    tja lieber andreas, ist heute 'rechts' was vor jahrzehnten mal 'links' war? Ist z.B. die kritik an der beschleunigung, u.a. hat vor mehr als 10 jahren der franzose paul virlio dazu schon erhelllendes geschrieben und die kritik an der kapitalistische (computer-) technolgie inclusive der digitalisierung - ist das jetzt alles rechts? Gab es etwa keine kritik der entfremdeten arbeit bei marx oder marcuse? Ist die kritik an der westlichen zivilisation mit ihren errungenschaften der atomtechnologie, der gentechnologie und der bürgerlichen demokratie sofort rechts, nur weil der mainstreamjournalismus technikkritik als "unmodern" einstuft, wie es jüngst mal wieder bei stuttgart 21 versucht wurde? Kurz: ich glaube die liniksradikalen üben viel zu wenig technologie-und zivilisationskritik, sie ist bitter notwendig angesichts des klimawandels. Der gesellschaftliche konsens in den entwickelten ländern fundiert u.a. auf dem konsumismus - und der ist wesentlich unfassender zu kritisieren als es die studentenbewegung der 68 er vorführte - und die war doch damals links, oder?

  • K
    Kesa

    Hallo,

    an was arbeitet ihr euch denn ab? Das ist jetzt schon der zweite Artikel zu diesem Buch mit gleichem Tenor. Wie wäre es, mal den Verlag zu Wort kommen zu lassen, der das Buch herausgegeben hat und sich als links versteht? Das Herr Fanizadeh kein Linker ist wissen wir ja durch seine dieversen Beiträge in der TAZ.

  • K
    KFR

    Jo mei, Utopien gabs schon viele und das wird nicht die letzte sein; was natürlich nicht heisst, das einzelne Aspekte ( 1984 , animal-farm, Kapitalismus, soziale Marktwirtschaft, Verfassung der USA, Schein-Demokratie, EU -ro etc etc ) praktisch erprobt und sich als doch nicht so geeignet erwiesen haben.

  • A
    atypixx

    Manch einer kommt einfach nicht aus ohne die Links-/Rechts-Kategorisierung. Notfalls muss dann eigenhändig eine gebastelt werden.

  • SE
    so ein

    trifft "rechtsradikale Zivilisationskritik"?

     

    ach, machen Sie sich doch nicht lächerlich.

  • H
    hto

    Da ist also ein Buch, entsprungen der sündenbocksuchenden Konfusion durch Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll, das zu nichts taugt, nichts inspiriert, ausser um noch mehr Kommunikationsmüll zu produzieren - alles klar, wenn das man nicht der SELBE Zeitgeist ist!?

  • E
    ebertus

    Also vorab, der Begriff von der "Vergesellschaftung", und dahingehend von Gross- Schlüsselindustrien und Banken!!! liest sich (damals wie wohl unter dem Eindruck der Katastrophe des deutschen Wesens) sehr angenehm im Ahlener Programm der CDU von 1947; ist doch unbestreitbar mehr als aktuell.

     

    Und wenn man die beschriebenen sieben Kreise (der Hölle) als morbide, dennoch halbwegs zutreffende Bestandsaufnahme ansehen wollte, so wird im sechsten und siebenten Kreis sehr genau die Funktion der neuen, der illusionslosen, der eher aalglatten, alternativlos sachzwanggesteuerten Grünen thematisiert.

     

    Die kommende Aufgabe der Grünen, die Funktion der Ökologie als weiteres, vielleicht letztes Fortschreiben der Macht- und Besitzverhältnisse unter neuem Logo wurde nie besser, nie aktueller dargestellt als in diesem bereits mehrere Jahre alten Text. Und selbst Heribert Prantl hat (sicher perpektivisch) die Grünen in der SZ schon als neue CDU ausgerufen.

     

    So verwundert es kaum, dass man sich hier erkennbar als Speerspitze wider die angebliche Apocalypse in Stellung bringt, mehr als der wirkliche, mediale Mainstream, gar diesen noch "nicht richtig verstehen" attestiert, gleich die große Keule schwingt, Hinterfrager in die entsprechende Ecke verweist.

     

    Heinrich Böll zu Hochzeiten der RAF läst grüßen, sind ja aktuell auch wieder - regierungsamtlich ausgerufen - sehr gefährliche Zeiten; da müssen gestandene Demokraten schon mal zusammen stehen.