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Debatte Strauss-KahnDas Alphamännchen-Syndrom

Kommentar von Gabriele Dietze

Mächtige Männer beanspruchen das Privileg der unbegrenzten sexuellen Belohnung für sich. Skandalisierung hilft, das Verhalten zu ändern.

H ätte Dominique Strauss-Kahn im letzten Jahr den deutschen "Tatort" gesehen, wäre ihm eine schöne Entlastungsgeschichte begegnet. Dann hätte er nur zugeben müssen, telefonisch eine Sexrollenspielgefährtin geordert zu haben, die in Zimmermädchenuniform ein Opfer spielen sollte – und er den Vergewaltiger. Ein solches Telefongespräch hätten Dunkelmänner – wahlweise aus dem Lager von Sarkozy, dem des IWF oder dem der französischen Sozialisten – abgehört. Diese hätten dann ein echtes Zimmermädchen zum Saubermachen geschickt (oder eine Geheimagentin, die schon länger als "Zimmermädchen" platziert war), um ihn hochgehen zu lassen.

So könnte es gewesen sein, was sich am Wochenende in einer Hotelsuite in New York abgespielt hat. Es könnte sich auch um einen tragischen Irrtum der New Yorker Polizei handeln. Oder um ein gewissenloses Zimmermädchen, das auf ein fürstliches Schweigegeld hoffte. Das sind nur einige der möglichen Szenarien, die den Angeklagten entlasten würden.

Es könnte aber auch einfach so sein, dass Dominique Strauss-Kahn sich schlicht in die lange Riege mächtiger und berühmter Männer einreiht, die in den letzten Jahren durch bizarre Übergriffe auf weibliches Personal oder exzessive Inanspruchnahme der gehobenen Sexindustrie von sich reden: Israels Präsident Mosche Katzav, Arnold Schwarzenegger und TV-Star Charly Sheen fielen durch sexuelle Belästigungen bis hin zu Vergewaltigungen auf, Schwedens König Carl Gustav, Talkmaster Michel Friedman und Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi als konsumfreudige Freier.

Bild: privat

Gabriele Dietze lehrt Kulturwissenschaft und Genderstudies an der Humboldt-Uni in Berlin. Ihre Habilitationsschrift "Weiße Frauen in Bewegung. Genealogien und Konkurrenzen von Race- und Genderpolitiken" erschien 2010 (transcript).

Warum benehmen sich dermaßen bedeutende Männer wie Oberaffen, die sich greifen (oder kaufen), was bei "drei" nicht auf den Bäumen ist? Dazu passt die Antwort, die Friedrich der Große gab, als man ihn fragte, warum er ohne jeden Grund Österreich angreife: "Weil ich es kann".

Das Privileg der Oberaffen

All diese Männer, die am Gipfel ihrer Karrieren angelangt sind, nehmen für sich zur Belohnung das Privileg unbegrenzter sexueller Gratifikation in Anspruch. An die "Macht" zu kommen "ermächtigt" und will gefühlt und gekostet werden. Omnipotenz ist nirgends direkter erlebbar als dann, wenn man ein anderes lebendiges Wesen überwältigt. Das betrifft sowohl den "Genuss" der Macht wie ihr Krisenmanagement. Wie tief das Verhaltenssetting im männlichen kollektiv Imaginären verankert ist, sieht man daran, dass ein großer Teil der kursierenden Pornografie auf Vergewaltigungsfantasien basiert.

Der Unterschied zwischen den Wüstlingen, die man aus der Historie kennt, und denen von heute besteht darin, dass ihr Verhalten skandalisiert wird, wenn sie ein öffentliches Amt bekleiden oder Stars mit großem Prestige sind. In den USA dient diese Skandalisierung spätestens seit Bill Clinton dazu, den sexualpolitischen Status der Nation auszuhandeln.

In Frankreich, wo man eine Kultur der Diskretion pflegt, zeigte man sich zunächst schockierter über die Art und Weise, wie ein einflussreicher Mann exponiert wurde, als über die Delikte, die ihm vorgeworfen wurden. Je länger die Affäre andauert, desto mehr scheint hier aber ein Lernprozess stattzufinden.

Erregungsgemeinschaften

Die neue Unduldsamkeit gegenüber männlichen sexuellen Verfehlungen ist zweifellos eine langfristige Folge der zweiten Frauenbewegung der siebziger Jahre. Und es ist sicher nicht unwichtig, dass eine Richterin die weitere Untersuchungshaft für DSK, wie ihn seine Landsleute gerne nennen, angeordnet hat.

Denn eine der wenigen Errungenschaften des Neuen Feminismus mag darin bestehen, kurzfristig mediale Erregungsgemeinschaften erzeugen zu können, die mittelfristig sexuell abirrende Helden entthronen (um sie langfristig als geläuterte wieder an die Brust zu drücken). Strukturell wird das männliche sexuelle Privileg, das sich in unzähligen Formen wie Junggesellenabschieden, Vatertage oder Bordellbesuche ausdrückt, damit aber nicht angetastet.

Dieses Privileg beruht auf einem gesellschaftlichen Konsens, dem Doppelstandard von männlicher sexueller Handlungsfreiheit und weiblicher Verfügbarkeit, der nur selten herausgefordert wird – zaghaft in Schweden, dem einzigen Land der Welt, das Freier und nicht Prostituierte bestraft. Dabei geht es um Machtfragen. Hegemonie (oder hegemoniale Männlichkeit, wie die Maskulinitätsforschung sagt) ist nur dann möglich, wenn sie auf breites Einverständnis einer sekundär interessierten Gruppe nicht gleichermaßen mächtiger Männer trifft.

Geheuchelte Aufregung

Insofern ist die Aufregung über Fälle wie den von DSK weitgehend geheuchelt. Man kann das an der Larmoyanz vieler Kommentare ablesen, denen es häufig an Trennschärfe zwischen "Oh, là, là – Galanterie à la française" und sexueller Nötigung gebricht. Auch ein großer Teil von Silvio Berlusconis Charisma bei seinen italienischen Landsmännern beruht auf seiner vorgeblichen sexuellen Hyperaktivität im hohen Alter – die Situation seiner minderjährigen Gespielinnen wird dabei weitgehend ausgeblendet.

Frauen haben durchaus ihren Anteil an der Glorifizierung dieser Aura von Maskulinität als zugreifender Potenz. In "Fesseln der Liebe" entwickelt die US-amerikanische Psychoanalytikerin Jessica Benjamin, dass die weibliche Komplizenschaft mit der maskulin dominierten sexuellen Ordnung darin bestehe, Überwältigung und Hingabe zu romantisieren. Dieses Muster der Herablassung eines hohen Herrn zu einer niederen Dame war erst kürzlich in der weltweiten Begeisterung für die britische Königshochzeit zu studieren.

Trotzdem ist hier nicht beabsichtigt, soziobiologischen Thesen von männlichem sexuellen Jagdinstinkt und weiblichem Beutebewusstsein das Wort zu reden. Im Gegenteil, menschliches Verhalten ist langfristig veränderbar, wenn der Rahmen von Akzeptanz verändert wird. Das hat in der westlichen Hemisphäre die zweite Frauenbewegung versucht – aber sie hat die Kulturrevolution nicht zu Ende geführt. Die neue Publizität von sexuellem Machtmissbrauch mächtiger Männer macht Lust, diese wieder aufzugreifen.

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22 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • L
    lentz

    meine fresse

    So ein vorgestriges rollenklischeegedresche hab ich schon lang nicht mehr gelesen.

    zu den mangelnden diferenzierungen wurde schon einiges kommentiert, aber selbst wenn wir annnehmen das sexualisierte gewalt und sex kaufen das selbe währe (mit der vorstellung der zwangsprostituierten im hinterkopf, anders kann es ja nicht sein, da niemand einem beruf aus "freien stücken" nachkommen würde den frau/man selber nicht ergreifen würde, wird dies zum postulat) liegt dem kommentar immer noch das grauenerregende bild der stehts erleidenden weiblichen sexualität und der männlichen sexuellen täterschaft zu grunde.

    sex wird damit mal wieder zu einer reinen macht/gewalt geschichte verurteilt

    zugegeben

    der sich immer breiter machende neue puritanismus verschlimmert meiner beobachtung nach die situation.(nachdem die schul/internats-misbrauchfälle der 50er-80er jahre aufgearbeitet wurden steht schon jeder lehramtsstudent unter verdacht)

    da das klischee ja den allzeit willigen mann proklamiert

    wird die frau wieder in die rolle der nein-sagerin gedrängt, welche ja das klassische "sex ist schmutzig und unweiblich"bild verlangt.

    dadurch wird das ausleben der eigenen sexualität der frau difamiert während der mann als objekt der begierde (im heterosexuellen kontext)komplett wegfällt(wird auch schön in der mode gespiegelt).

     

    @ Unicorn:

    "wann wird es endlich gesellschaftlich akzeptiert sein bzw. als normal gelten, als Frau "den ersten Schritt" zu machen, selbst auszusuchen, anzubaggern, die Initiative zu ergreifen - ohne gleich als nymphomane Schlampe, berechnende Aufstiegswillige dazustehen oder Kompletthandlungsausfälle bei kontrollbedürftigen Männern zu verursachen?"

     

    um einen freund zu zitieren:

    "eine frau die einen mann der sie interessiert nicht mal ansprechen kann interessiert mich nicht"

    allerdings kann frau da natürlich einen korb bekommen was einem in der passiven rolle erspart bleibt.

     

    um es einfach zu sagen

    auch wenn es nach relativierung der tat klingen mag ist doch auch noch zu erwähnen das er in keiner weise glauben konnte damit durchzukommen, so er es denn getan hatt, und auf den wahlkampf und all den wichtigen iwf-entscheidungskram stumpf ges******* hatt- ein mensch dem man keinen abgebrochenen bleistifft anvertrauen würde.

    wenn sich jemand so wenig im griff hatt wie es dsk vorgeworfen wird betrachten die meisten, männlein wie weiblein, ihn als psycho/soziopathen.

    da wird nix entschuldigt oder verniedlicht

  • K
    Käthe

    Spannend, spannend, wie ein Großteil der Kommentare bestätigt, was der Artikel so scharfsinnig und erfrischend offenlegt - nämlich 1. die Komplizenschaft der weniger Privilegierten - soviel Geheule nach Gerechtigkeit will ich mal für alle Frauen in Serviceberufen hören, die sich für 3,50 die Stunde mit Kunden herumschlagen müssen, die das Wort "Service" mit "Komplettgratifikation" verwechseln!

    Und 2. die immer wieder hochkommende dämliche Mär vom "Trieb, der sich nicht zügeln lässt", dieses, Er-konnte-sich-halt-nicht-beherrschen, boys will be boys. Liebe Leute, wir alle beherrschen uns ständig! Springe ich etwa jedes halbwegs gutaussehende Wesen in der U-Bahn an? Oder ihr?

    DSK und Konsorten können sich genausogut "beherrschen". Aber sie denken, sie hätten es nicht nötig. Und dabei geht's, wie Frau Dietze so schlagend zeigt, nicht im mindesten um Trieb, sondern um Macht: "Weil ich es kann." Na Prost.

  • K
    kleinalex

    Grad wollte ich selbst was schreiben, da seh ich, dass Hr. Mirko Schmidt mir diese Arbeit bereits vollständig abgenommen hat. Dem bleibt wirklich nichts hinzuzufügen.

     

    Und ich dachte früher wirklich mal, der Versuch, Urteile jenseits von Gerichten mittels entsprechender Berichterstattung und Kommentierung zu vollstrecken, wäre eine ausschließliche Domäne der Bildzeitung. Mein Gott, war ich naiv.

  • MS
    Mirko Schmidt

    Liebe Gabriele Dietze,

    liebe Tatz,

     

    sicher haben Sie mit ihren Beitrag über die bösen Alpha-Männchen, oder wie sie es ausdrücken, "die primitiven Oberaffen" recht. Aber in ihrem Beitrag sind einige gravierende Schönheitsfehler.

     

    Eines ist völlig klar, wenn Herr Dominique Strauss-Kahn eine Frau zum Sex gezwungen hat, so bin ich völlig Ihrer Meinung. Aber es wurde noch nicht einmal der Versuch unternommen darzustellen was genau passiert ist. Was bitte ist denn in diesem genauen Fall Sexuelle Nötigung? Was verbirgt sich dahinter?

    Ist es denn das gleiche Szenario wie bei Herrn Assange? Bei dem Mann, bei dem schon die Ankündigung des Namens einige Politiker achteckige Schweißperlen auf die Stirn bekommen?

    Oder ist es wie bei Herrn Martin Luther King?

    Was sind die genauen Verbrechen, welche es rechtfertigen, ohne eine Untersuchung den Angeklagten den Medien vorzuführen, und diesen wie im Mittelalter an den Pranger zu stellen, ohne dass seine Schuld bewiesen ist.

     

    Ist es jetzt die Verfolgung eines Verbrechens? Oder ist es ein Kaltstellen?

     

    Es scheint so, als würde die deutschen Medienlandschaft nur noch aus der Eingleisigkeit des simplen Nachplapperns einer neuen Information existieren.

    Völlig egal woher diese stammt und welchem Zweck diese dient.

    Da wird nicht mal ansatzweise nachgefragt wenn eine Information von den Amerikanern kommt.

     

    Das Land, das unter dem Vorwand Terrorismus zu bekämpfen Rohstoffkriege führt, das immer noch ohne jeglichen rechtliche Deckung Gefangene wie Tiere auf Kuba hält und ständig alle Menschenrechte dieser Welt mit Füssen tritt. Inklusive der sexuellen Nötigung von Gefangenen.

     

    Das Land, das die Weltfinanzkrise zum 2.mal ausgelöst hat. Das Land, das am Meisten unter dem Euro leidet. Das Land, aus dem immer wieder die Herabstufungen der Kreditwürdigkeit der Euroländer kommen!

    Das Land, dass sich die höchste Verschuldung leistet und mehr Schulden hat als ganz Europa gesamt!

    Das Land, das die ganze Welt in Brand setzt, und den fanatischen Islamisten ständig Zündstoff gibt, ihre Zahl damit explosionsartig anwachsen lässt und somit eine eigene Entwicklung dieser Länder verhindert.

     

    Wo ist denn der "Investigative Journalismus"?

    Warum werden denn bitte keine Fragen mehr gestellt?

     

     

    Wie zum Beispiel:

    Ist er wirklich schuldig? Was ist die Geschichte hinter der Geschichte?

    Wem nützt das? Wer sind die Gewinner eines Ausscheidens des Herrn Dominique Strauss-Kahn, dem mächtigsten Mann des IWF? Welche Rolle spielt wieder mal Herr Sarkozy, dessen Widersacher, bzw. Konkurrenten immer mal wieder durch ähnliche Affären verschwinden?

    Woran hat Herrn Dominique Strauss-Kahn zuletzt gearbeitet, wofür steht er, was macht seine Politik aus? Wem stand er im Weg?

    Was genau hat er wie gemacht? Wie soll der Tathergang sein?

    Warum wird bei dem Thema Sex nie der Grundsatz "in dubio pro reo" (im Zweifel für den Angeklagten") angewendet und der Verdächtige schon verurteilt und in Einzelhaft gesteckt, während ein U-Bahnschläger, der mit der Absicht zu töten gehandelt hat erst mal auf freien Fuß gelassen, weil er ja Rechte hat?

     

    Bin ich der Einzige, dem das ganze "spanisch" vorkommt?

    (Die Spanier haben übrigens diese Probleme, weil der amerikanische Finanz-Molloch durch seine Gier nach Maximalprofit dort ordentlich spekulative Investitionsruinen hinterlassen hat. Der spanische Staat darf jetzt diese auf eigene Kosten beseitigen! Und die amerikanischen Ratingagenturen schreien nach Herabstufung der Kreditwürdigkeit, welche eine Verschärfung der Kreditbedingungen und Kosten für Spanien bedeutet.)

    Wem nützt das, kann durchaus eine interessante Frage sein. Oder? Besonders in Bezug auf den Euro!

     

    Waren das nicht auch Dinge, mit denen sich Herr Dominique Strauss-Kahn beschäftigt hat?

    Keine Ahnung, denn es scheint ja angesichts der Vorwürfe nicht so interessant zu sein.

     

    Warum flippen alle schon bei dem Wort sexuelle Nötigung aus? Was genau ist gerade im Fall Herrn Dominique Strauss-Kahn mit sexuelle Nötigung gemeint?

    Ist es nötig ihn deshalb wie einen Schwerverbrecher zu behandeln?

     

    Und worin genau besteht denn nun sein Verbrechen?

    Was ist denn nun wirklich genau dort vorgefallen?

    Hat er versucht zu vergewaltigen? Oder hat er einfach die Grenzen des guten Geschmacks überschritten und eine anzügliche Bemerkung gemacht?

    Oder ist er gar, wie die allseits bekannten "Flitzer", welche splitterfasernackt über das Fußballfeld rennen, über den Flur des Hotels gerannt?

     

    Wollte ich eine eingleisige Meinungsmache lesen, würde ich die Bild kaufen.

    Von der TAZ erwarte ich einfach mehr, als einfache Meinungen, welche auf bloßem Hörensagen beruhen.

    Es ist schon schlimm genug, dass ich bei sämtlichen Nachrichten welche im Fernsehen kommen wie alle meine Bekannten diese erst mal recherchieren muss um auf den Kern zu kommen, jetzt bitte nicht auch noch die Taz!

     

    Also bitte, haltet die Qualität Eurer Beiträge hoch.

    80 % dieses Beitrages besteht aus unwissenschaftlichen Annahmen!

    Das ist nicht zu akzeptieren, die Bild hätte es nicht besser machen können. Na gut, dort werden die Formulierungen der Ausdrucksweise der Zielgruppe angepasst. Aber sonst hätten sie den Beitrag dort auf alle Fälle auch verkaufen können.

     

    Wie würde es Volker Pispers formulieren?

    Wenn ich einen Beitrag über das "Böse" also den Mann, lesen will, dann kaufe ich mir ein Buch von Alice Schwarzer, dann hat der Tag Struktur!

     

    Vielen Dank

     

    PS.: Sexuelle Nötigung ist laut Definition auch ein Witz über Sex, wenn mein Gegenüber befindet, dass er ihn nicht hören wollte.

    Viel Spaß beim Selberdenken!

  • M
    Maddin

    Mir mangelt es in diesem Artikel an Differenzierung. Sex zu kaufen und Sex zu erzwingen sind zwei Paar Schuhe. Auf der einen Seite wird getauscht (Geld gegen einvernehmliche Dienstleistung), auf der anderen Seite wird gewaltsam erzwungen. Dies sind zwei verschiedene Arten Macht zu auszuüben, die eine ist gewaltsam, die andere in einem formellen Rahmen ohne dass Schaden auf einer der beiden Seiten erfolgt bzw. intendiert oder in Kauf genommen wird. Auch frage ich mich, wo die ganzen Tonnen von Rape-Pornos sein sollen und wie sowas definiert wird? Es gibt schließlich auch Ansätze, die jede Art von Pornographie als eine Herabwürdigung der Frau gespickt mit Gewalt bezeichnen.

    Dann wird weiterhin auf eine instinktive Ebene rekuriert während man am Ende sich davon distanziert. Der Artikel ist meines Erachtens zwar voller guter Ansätze, scheitert aber daran die Dinge so deutlich zu vereinfachen und überwiegend dem Schema "Der Mann unterwirft gewaltsam und zielgerichtet die Frau" zu folgen statt zu fragen, ob es sich bei diesen zahllosen Affären nicht um etwas handelt, bei dem beide Geschlechter mitspielen. Letztere Frage wird nur sehr knapp angeschnitten und anschließend abgekanzelt.

  • R
    Riko

    Wenn wir davon ausgehen, dass tatsächlich "etwas" in diesem Hotelzimmer zwischen DSK und dem Zimmermädchen passiert ist, dann gibt es sehr viele Szenarien, die noch hätten passieren können oder eben nicht.

     

    Dass genau "das" passiert ist, kann wiederum vielerlei Gründe haben. Das Gericht nimmt einen davon als besonders wahrscheinlich an, weil es jemand gibt, der das so aussagt, das Opfer.

     

    Nach meinem Erleben ist es relativ unwahrscheinlich, dass ein Hotelgast und das Zimmermädchen zusammentreffen, speziell dann, wenn man geschäftlich unterwegs ist. Nicht umsonst werden die Zimmer zu einer Zeit sauber gemacht, in der die Gäste zu hoher Wahrscheinlichkeit nicht da sind. Dass DSK da war, kann Zufall gewesen sein, oder auch nicht! Ich zweifle auch daran, dass DSK wusste, wann in diesem Hotel die Zimmer aufpoliert werden. Dass das Zimmermädchen da war, war mitnichten ein Zufall.

  • N
    neeeeeeeee

    An Harald: Du hast die restlos überquellenden Männerhäuser hie in Deutschland vergessen.Nebenbei bemerkt: in Spanien wirde jede 4.! (Ehe)- Frau von 'ihrem' 'Mann' ermordet.So viel zu häuslicher Gewalt!Und auf Haiti schlitzen die Frauen die Zeltwände auf ,um Männer und Jungen zu vergewaltigen...

    Bitte bleibe im Status Quo der schrecklichen Realität !

  • I
    Irmgard

    Ein Artikel von großer analytischer Klarheit.

  • S
    Sokal

    Wer auf einer unsinnigen Professur sitzt und sich dafür bezahlen lässt, eine sich hinter Anglizismen verbergende Scheinwissenschaft zu betreiben, braucht mir über Machtstrukturen nichts zu erzählen. Diesen Sumpf bitte trockenlegen.

  • M
    Manfred

    So einen Schmus habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Ein Artikel voller verquaster Phrasen über das "Verhaltenssetting im männlichen kollektiv Imaginären".

     

    Dabei braucht es keine Genderstudien von Frau Dietze, sondern nur etwas gesunden Menschenverstand, um das ganze Bild zu sehen: Die meisten Sexualstraftaten werden von Männern begangen, die alles andere als "Alphamännchen" sind. Fälle von Prominenten zeigen nur, daß auch die sich manchmal nicht im Griff haben.

     

    Ich glaube nicht, daß sich Herr Strauss-Kahn ernsthaft über dem Gesetz sah, sondern daß er einen zeitweisen Kontrollverlust hatte. Das soll nichts entschuldigen. Wenn er es war, wird er sich verantworten müssen. Wie gesagt - wenn; noch wissen wir eigentlich gar nichts.

     

    Bis auf Frau Dietze, die weiß schon alles, auch wenn sie es in noch so viele "könnte" einpackt.

  • GN
    Graf Nitz

    Ganz richtig!

     

    Es kann nur eine Lösung geben - MEHR GELD FÜR GENDERSTUDIEN, und C4-Professuren für Frauen zu diesem Thema.

  • U
    Uli

    Mir fehlt dabei ein bißchen die Gegenseite: So gut es einerseits ist, sexualisierten Machtmissbrauch nicht stillschweigend als Gentleman-Attribut unter den Teppich zu kehren, so groß ist auch das Potential zum Missbrauch der Aufregung.

    Wenn Assange ein Jahr vor den US-Dossiers angeklagt worden wäre und Strauss-Kahn wenigstens ein paar Monate vor seiner überraschenden Wende zur Deregulierungskritik und als er Sarkozy (noch so einer auf der Liste der potentiellen Viagra-Werbeträger mit Wertesystem aus dem vorletzten Jahrhundert) noch nicht gefährlich werden konnte, könnte ich mich ernsthaft drüber freuen, dass sie damit nicht davonkommen.

     

    So komme ich mir eher vor wie in 1984 oder Fahrenheit 451...

  • U
    Unicorn

    "Trotzdem ist hier nicht beabsichtigt, soziobiologischen Thesen von männlichem sexuellen Jagdinstinkt und weiblichem Beutebewusstsein das Wort zu reden. "

     

    Das wäre auch fürcherlicher Unfug! Wie kommen Sie denn darauf? Ich habe noch nie ein "Beutebewusstsein" gespürt. Dass Sie hier so ein plattes Klischee bedienen, um auf die Notwendigkeit der Veränderung patriachaler Strukturen hinzuweisen, finde ich schwach. Sieht aus wie ein Anbiederungsversuch bei zu bekehrenden Männern. Das hatte Simone de Beauvoir ja einst vorgemacht: Inständig die Manneswelt um Verständnis bitten für das weibliche Anliegen. Nun sollte damit Schluss sein. Was soll die Kleinmacherei?

     

    Drehen wir doch mal den Spiess um: wann wird es endlich gesellschaftlich akzeptiert sein bzw. als normal gelten, als Frau "den ersten Schritt" zu machen, selbst auszusuchen, anzubaggern, die Initiative zu ergreifen - ohne gleich als nymphomane Schlampe, berechnende Aufstiegswillige dazustehen oder Kompletthandlungsausfälle bei kontrollbedürftigen Männern zu verursachen?

     

    Was mir btw ganz besonders am herkömmlichen feministischen Diskurs stinkt, ist der altkluge Imperativ, wonach ich mir als Frau politisch-korrekt einen Partner auszusuchen habe, der in der Sozio-Pyramide mindestens ein Treppchen unter mir seinen Platz ausfüllt - alles andere wäre ja die geschlechtsnormativen Strukturen bestätigend.

     

    Vielleicht wärs angebracht auch in dieser Hinsicht nicht schablonenhaft zu denken und zu fordern?

    Dann kämen wir dem Menschwerden und -sein mindesten einen Schritt näher.

  • M
    Meikel

    Erhellende Einsichten in ein Thema das bei mir Kopfschütteln und Ratlosigkeit auslöst. Würde mich freuen mehr von Frau Dietze an dieser Stelle zu lesen. Ein Diskurs über die Grundstrukturen von Macht und Ohnmacht die in die meisten Bereiche der Gesellschaft reichen und der nach meiner Ansicht noch überlebenswichtig werden könnte.

  • T
    tbo

    Unbezeweifelbar ist es in gewissen gesellschaftlcihen Schichten mit einem hohen Anteil an sozialer Potenz fast normal, sich "Gespielinnen" zu halten. Dies nur auf Männer ("Oberfaffen") zu vernegen, ist ein falsch verstandener Feminismus: denken wir mal an der Fall Klatten und die Zahlungen von Schweigegeld. Es ist wohl eher unabhangig vom Geschlecht so, dass Macht maßlos macht. Da in diesen Schichten jedoch mehr Männer vertreten sind, fallen sie stärker auf. Denn seien wir mal ehrlich: schon bei Clinton war die Macht ein hoher Attraktivitätsfaktor für das weibliche Geschlecht.

  • H
    Harald

    Übergriff und/oder Missbrauch ist nicht nach Geschlecht zu relativieren.

     

    Deshalb ist es richtig, wenn Frau Dietze sagt:

    "Omnipotenz ist nirgends direkter erlebbar als dann, wenn man ein anderes lebendiges Wesen überwältigt. Das betrifft sowohl den "Genuss" der Macht wie ihr Krisenmanagement."

     

    Das trifft auf Oberaffen, wie auf Oberäffinnen, gleichermaßen zu. Sobald sie die Möglichkeit dazu haben. Oder volkstümlich ausgedrückt: Männer sind Schweine - Frauen auch.

     

    Jede/r , die/der nicht auf einem Auge ideologisch erblindet ist weiss:

     

    Strukturell wird das männliche und weibliche sexuelle Privileg, das sich in unzähligen Formen wie Junggesellen/innenabschieden, Vater/Muttertage oder Bordell/Chippendales-Besuchen ausdrückt, damit aber nicht angetastet.

  • D
    David

    Frecher Artikel voller altfeministischer Vorurteile. Soll das Wissenschaft sein? Es ist noch nichts bewiesen, und schon ist er schuldig? Wenn er schuldig ist, geschieht im Recht, aber noch ist nichts bewiesen!!!! Ich kann nur jedem Mann, speziell in dem USA des Sexual-Harassment-Wahns, raten, sich niemals allein mit einer fremden Frau oder einer rachsüchtigen Ex-Geliebten in ein und demselben Raum aufzuhalten.

  • JG
    Jens Gustedt

    Ihr Artikel beschreibt sicher gut das generelle Problem von gewissen

    Alpha-männchen. Ohne Frage.

     

    Ich finde es aber bedenklich diese Aussagen jetzt und hier an DSK zu

    koppeln. Man kann glauben was man will über die aktuelle Affaire,

    zunächst einmal hat die Unschuldsvermutung zu gelten. Bisher ist wenig

    bekannt über die Fakten, er hat noch keine Gelegenheit gehabt sich zu

    deren Inhalt zu äußern. Jeder Mensch hat das Recht auf Respekt, auch

    ein Angeklagter oder Straftäter.

     

    Jetzt und hier diese Verbindung herzustellen weil man sich in seinen

    Urteilen (oder Vorurteilene) bestätigt sieht und nicht die paar Tage

    abzuwarten bis mehr Klarheit herrscht finde ich schlichtweg

    geschmacklos. Schade dass die TAZ diesen Weg geht.

  • KG
    Kein Gerede

    Also, ein paar Anmerkungen.

     

    Erstmal, Gewaltpornos stellen doch nicht einen Großteil der kursierenden pornografischen Materialien dar, allenfalls eine weitere Sparte neben hundert anderen sexuellen Vorlieben. Internet und Vielfalt, schon klar, oder?

     

    Zweitens: DSK hat (wies aussieht) eine Frau zum Sex gezwungen, ergo Vergewaltiger, ergo aller Ämter entheben und ab in den Knast. Gleiches Recht für alle.

     

    Drittens, und das nur so nebenbei, ich finde es schlimm, dass Menschen sowas überhaupt machen, und ich meine, eine funktionierende Justiz sollte dieses Problem angehen. Was mich aber echt stutzig macht ist, dass ein Vergewaltiger für vielleicht fünf Jahre verknackt wird, während ein alter Nazischerge, der zehntausende Menschen gequält und/oder ermordet hat auch nur fünf Jahre kriegt, die dann sofort wegen Alters ausgesetzt werden. Was ist denn das bitte für ein Zeichen an die Hinterbliebenen? Justizia? Gerechtigkeit?

     

    Und noch was völlig anderes: DSK war als "Sozialist" Chef einer der wichtigsten und größten Globalisierungs- & Kapitalisierungs- Organisationen der Welt. Das ist doch an sich schon scheinheilig.

     

    In diesem Sinne:

    Kein Gerede, nur die Tat,

    stoppt den skrupellosen...

  • G
    GGG

    Der Artikel blendet natürlich vollkommen aus, dass auch Frauen Jägerinnen sind und dass hoher gesellschaftlicher Status auf beide Geschlechter attraktiv wirkt. Bist du ein bisschen prominent, laufen dir die Frauen hinterher, das weiß jeder Kreisliga-Torschützenkönig.

     

    Nett auch die Umdeutung des Aschenputtel-Märchens (Neuauflage Kate und William) durch die Autorin. Hintergrund des Märchens war eigentlich, dass arm und reich gleich viel wert sind und im Aschenputtel (oder König Drosselbart) der jeweils Privilegierte das erkennt. Aber bei Kate und William war doch eher Kate, steinreich, intelligent und wunderschön, privilegiert. Die meisten normalen Männer haben bei so einer doch gar keine Chance.

     

    Ich habe von Studien gehört, dass Frauen bei der Partnerwahl weitaus mehr auf sozialen Status und Einkommen achten. Männer sind in der Hinsicht "demokratischer". Dies gehört auch zur Erfahrung von "Alpha-Männchen", dass Frauen sich massenweise "verfügbar" machen. Gibt es etwas affigeres als kreischende Teenager bei Rockkonzerten?

  • B
    bnrd

    "Die neue Unduldsamkeit "

     

    wo leben Sie? So leicht verfügbar wie heute war die sexuelle Ausschweifung kaum zu einer Zeit davor.

     

    Dabei steht schon im heiligen Buch, dass Hurerei und Ehebruch gemieden werden sollen. Warum passierts: Weil die biologische Lust (materielle Vorteile, Sextrieb) befriedigt wird und die Vernunft ausgeschaltet wird. Schaut in die Gesellschaft, Wirtschaft: Der Triebtäter hat allerorten freien lauf.

     

    Diese Gesellschaft ist so wie ihre Mitglieder, die sich ihre "Elite" so zusammenwählt. Welches Vorbild hast Du?

  • A
    Andreas

    Ich finde es extrem irritierend, wie in diesem Artikel einvernehmlicher Sex (ob nun ohne Bezahlung in Form einer Affäre oder mit Bezahlung im Falle der Prostitution) mit Vergewaltigung in einen Topf geworfen wird. Von jemandem, der eine Vergwaltigung als Kavaliersdelikt relativieren möchte, würde man ja nichts anderes erwarten, aber jemand, der für sich in Anspruch nimmt, Gender Studies zu lehren, sollte da schon differenzieren können.