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Debatte MitwirkungMehr Transparenz wagen

Kommentar von Markus Linden

Führen neue Partizipationsmöglichkeiten zu mehr Demokratie? Nein, Volksentscheide und "Bürgerhaushalte" bewirken sogar das Gegenteil!

Bei Demonstrationen gegen "Stuttgart 21" wird häufig der Volksentscheid gefordert. Bild: reuters

S pätestens seit den Protesten gegen Stuttgart 21 gilt es hierzulande als ausgemacht, dass die althergebrachten Institutionen die empfundene Krise der Demokratie nicht mehr allein bewältigen können. Dagegen ließe sich einwenden, dass die Krise fast schon ein Wesensmerkmal der Demokratie ist. Schließlich bringt diese Regierungsform der Freiheit und des institutionalisierten Wandels naturgemäß ein hohes Maß an Unsicherheit mit sich. Doch kaum jemand stellt die einstmals strittige Forderung nach "mehr Demokratie" noch infrage. Die Neuerungen, die vorgeschlagen werden, laufen jedoch nicht selten auf einen faktischen Demokratieabbau hinaus.

Häufig wird eine wachsende Distanz zwischen politischen Eliten und Gesellschaft als Grund für die angenommene Krise der Demokratie ausgemacht. Peter Sloterdijk beklagt gar die "Ausschaltung der Bürger in der Demokratie", denn bürgerschaftlicher Anspruch und tatsächlicher Einfluss klaffen weit auseinander. Im Umkehrschluss sollen mehr Partizipationsmöglichkeiten die Legitimität wiederherstellen. Der Historiker Paul Nolte spricht von einer "multiplen Demokratie", der Politikwissenschaftler Hans Vorländer von der "responsiven und partizipatorischen Demokratie".

Quasi als Speerspitze fungiert dabei die Forderung nach mehr direkter Demokratie, die offensichtlich jedem Politiker gut zu Gesicht steht. Doch neben den altbekannten Fallstricken der direkten Demokratie (wer stellt wann welche Frage?) erweist sich vor allem die Wirkung gegenüber benachteiligten Gruppen als Problem.

MARKUS LINDEN

vertritt eine Professur für politische Theorie und Ideengeschichte an der Uni Trier. Jüngst erschien der von ihm und Winfried Thaa edierte Band "Krise und Reform politischer Repräsentation" (Baden-Baden 2011).

Wem Volksentscheide nutzen

Beispielhaft zeigte sich das beim Hamburger Volksentscheid zur Schulreform 2010. Ein Parlamentsgesetz, welches das längere gemeinsame Lernen ermöglichte, also die Integration von Kindern aus unteren Bildungsschichten förderte, wurde durch eine mobilisierungsfähige "Mehrheit" gekippt - bei nur 39 Prozent Wahlbeteiligung. Die Eltern derjenigen, denen die Schulreform helfen sollte, gingen dagegen kaum zur Abstimmung.

Die parlamentarische Parteiendemokratie vertritt solche apathisch-desinteressierten Gruppen und viele andere Minderheiten besser. Wie die Langzeitstudie einer Forschergruppe um Adrian Vatter zeigte, haben Volksabstimmungen in der Schweiz zu einer systematischen Benachteiligung religiöser Minderheiten geführt. Vor allem schlecht integrierte Gruppen bekommen das zu spüren.

Daneben sind zivilgesellschaftliche Beteiligungsformen derzeit en vogue - insbesondere Dialogprozesse zwischen Staat und Bürgern, die als "kooperative Demokratie" bezeichnet werden. Das klingt zunächst hervorragend - die soziale Selektivität ist dabei jedoch noch größer als bei der Direktdemokratie, die Beteiligung selbst oft nur marginal. Hinzu kommen andere Probleme, die sich am Beispiel der immer beliebter werdenden Bürgerhaushalte festmachen lassen. Der Begriff impliziert eine direkte Beteiligung der Bürger an Haushaltsentscheidungen. In Wirklichkeit wird die Bevölkerung jedoch nur konsultiert - die kommunale Verwaltung behält zumeist die Federführung. Die Exekutive wird also gegenüber dem Kommunalparlament gestärkt: Zugespitzt könnte man in vielen Fällen sogar von einer reinen Beteiligungsshow sprechen.

Fluch der guten Absicht

Oft werden solche Neuerungen in bester Absicht eingeführt. Doch es ist fatal, dabei jene Strukturprinzipien zu unterlaufen, welche unser politisches Gemeinwesen ausmachen, weil sie Orientierung geben und ein individuelles Urteil über breit diskutierte Alternativen ermöglichen. Statt eine neue Unübersichtlichkeit und damit neue soziale Spaltungen zu schaffen, gälte es, die Transparenz von Verfahren zu stärken, Wahlen nicht weiter zu entwerten und den Parlamentarismus zu beleben. Hier sind zunächst einmal die Parteien aufgefordert, die vielen Nichtwähler nicht vorschnell abzuschreiben. Das sollte im Eigeninteresse der Parteien liegen - die Branche der "professionellen" Politikberater empfiehlt jedoch eher die hübsche Verpackung und Anpreisung vergleichsweise inhaltsgleicher Produkte.

Nicht am Parlament vorbei

Die direkte Demokratie kann durchaus ein Mittel sein, die politische Landschaft zu beleben. Sie sollte im Bund jedoch nur in Form des aufschiebenden Vetos eingesetzt werden. Bei Erfüllung eines angemessen hohen Quorums wäre es der Bevölkerung dann gestattet, ein Gesetz zur Neuverhandlung ans Parlament zurückzuschicken. Allein die Möglichkeit einer solchen Vetoinitiative dürfte dazu beitragen, Elitenkartelle frühzeitig aufzubrechen und politische Fragen durch gesellschaftlichen Druck dem öffentlichen Parteienstreit zuzuführen.

Was Elemente der kooperativen Demokratie anbelangt, so können diese vor allem auf der kommunalen Ebene einen positiven Beitrag zur Demokratiereform leisten. Wichtig sind jedoch vier Punkte, die für Beiräte oder Bürgerausschüsse aller Art gelten: Erstens muss klar sein, dass es sich um konsultative Gremien handelt, die die Verantwortlichkeit des Parlaments nicht untergraben. Zweitens sollte per Losverfahren einer sozialen Schieflage entgegengewirkt werden. Drittens sollten die Gremien fest institutionalisiert sein - also nicht nachträglich als Reaktion auf medial vermittelte Ereignisse eingesetzt werden. Viertens sind alle Formen der kooperativen Demokratie grundsätzlich an das Parlament anzuschließen, nicht an die Exekutive.

Die wichtigste Reform besteht schließlich darin, radikal das Öffentlichkeitsprinzip durchzusetzen. Politische Repräsentation verlangt, dass repräsentatives Handeln jederzeit zurechenbar ist. Statt neue Institutionen und Verfahren einzuführen, ist es deshalb viel lohnender, die vorhandenen Gremien öffentlich zu machen - etwa den Vermittlungsausschuss und dessen Arbeitsgruppen, alle Parlamentsausschüsse oder den Koalitionsausschuss. Informelle Absprachen sind nicht gänzlich zu verhindern. Die Publizitätspflicht erschwert sie aber, setzt Repräsentanten unter einen gesteigerten Rechtfertigungsdruck und lässt einen offeneren Umgang mit Konflikten erwarten.

Wer hingegen die politische Apathie und Intransparenz fördern möchte, sollte den Institutionendschungel bewässern.

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16 Kommentare

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  • B
    biggy37

    Der Autor arbeitet meines Erachtens einen wichtigen Punkte herausgearbeitet, der mir auch immer deutlicher wird.

     

    * Das Repräsentationsprinzip wird ausnahmsweise mal nicht verteufelt. Herr Linden scheint als einer der wenigen verstanden zu haben, dass auch direkte Demokratien einen Repräsentationsmechanismus haben: Direkte Demokratien repräsentieren die Meinung >des Volkedes VolkesVolkes

  • S
    Samuel

    In Deutschand wurden die Menschen verzogen und an die heutige Lobbydemokratie angepasst, sie sehnen sich jedoch nach echter Demokratie, auch schon 1989, einer wichtiger Errungenschaft.

     

    Wie gut direkte Demokratie funktioniert, sehen wir in der Schweiz, das heisst es bei uns zu diskutieren und auf Landes- und Bundesebene umzusetzen. Es muss dabei ja nicht gleich auch um die noch selten angewandte "Landsgemeinde" gehen, wo sich die gesamte Gemeinde auf dem Marktplatz zur Abstimmung trifft.

     

    Die Menschen sind auch reif für direkte Demokratie, das zeigen Umfragen, nach denen sie sehr besonnen abstimmen und sich nur in wesentlichen Punkten vom Parlament untescheiden, etwa den Auslandseinsätzen und exorbitanten Finanzgeschenken ans Ausland, wo es jeweils ein mehrheitliches Nein gäbe. In der Schweiz werden zu jeder Abstimmung auch umfassende Informationen mit den Pro und Contras und einer Empfehlung von der Wahlbehörde verfasst und an die Bürger gesandt, woraufhin sich diese vor Abstimmung nochmals einen umfassenden sachlichen Überblick verschaffen können, wenn sie ihn nicht ohnehin schon haben.

     

    Alles funktioniert dort sehr gut, erprobt und klug durchdacht, dafür ist es endlich auch Zeit in Deutschland, mehr Demokratie den Menschen!

  • K
    Kommentator

    Einen sehr klugen Spruch habe ich doch glatt in der taz gelesen.

    Ich zitiere Gereon Asmuth aus http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=a1&dig=2010%2F07%2F21%2Fa0040&cHash=b04afa259d

     

    "Man kann die [gewünschte] Form der Demokratie nicht von ihrem Ergebnis abhängig machen"

     

    ...dann nämlich hat man Demokratie nicht verstanden.

  • H
    hto

    Solange wir in "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" regiert werden, sind Volksentscheide für den Arsch!!!

     

    Die Diktatur des Kapitals, muß durch ein unkorrumpierbares MENSCHENRECHT auf Nahrung, Wohnen und Gesundheit ersetzt werden - Zusammenleben OHNE Steuern und Zinsen zahlen, OHNE "Sozial"-Versicherungen, OHNE manipulativ-schwankende "Werte", OHNE irration. Zeit-/Leistungsdruck zu einer Karriere von Kindesbeinen, usw.!!!

     

    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles ALLEN gehört, kann PRINZIPIELL alles wirklich-wahrhaftig ORGANISIERT werden, OHNE Regierungen und OHNE Wettbewerb!!!

  • V
    vic

    Sollte tatsächlich ein Volksentscheid in Stuttgart die Entscheidung über den Bau des Tiefbahnhofs treffen, dann wird er gebaut.

    Stuttgart und Baden Württemberg ist nun mal erzkonservativ, und die wirkliche Macht liegt nach wie vor in den selben Händen wie zuvor.

  • E
    Einspruch

    Hier wird suggestiv und völlig undifferenziert der Eindruck erweckt, als ob es nur die Alternative zwischen repräsentativer Parteien- und direkter Volksabstimmungsdemokratie gäbe und zugleich werden (z. T. vermutlich ungewollt) beide Formen als besonders intelligente Diktaturen entlarvt. Da wir aber weder eine offene Diktatur noch eine als Demokratie verschleierte Diktur wollen, käme also nur eine echte Demokratie oder die Anarchie in Frage.

  • TS
    Thorsten Sterk

    Wie man sich durch Vereinfachungen doch die Welt so zurecht basteln kann, dass sie ins eigene Vorurteils-System passt. Weder lässt Adrian Vatters Untersuchung den generellen Schluss zu, dass Minderheiten in der direkten Demokratie benachteiligt werden, noch ist der Hamburger Volksentscheid ein Beleg für diese Behauptung.

     

    Vatter hatte zwischen integrierten und nicht integrierten Minderheiten differenziert und hier Probleme für die nicht integrierten Minderheiten gesehen. Diese kommen aber genauso wenig in der repräsentativen Demokratie angemessen vor.

     

    Der Hamburger Schul-Volksentscheid ist sogar nach Eingeständnis der Grünen ein Scheitern u.a. von Schulideologie und schlechter Kommunikationspolitik. Die Beteiligung lag höher als die bei der voran gegangenen Europawahl, deren Ergebnis ja interessanterweise niemand infrage stellt. Generell ist die Beteiligung an Volksentscheiden niedriger als die an Wahlen, weil es um nur ein Thema und nicht um die ganze Themenpalette und eine Richtungsentscheidung für die nächsten Jahre geht. Deshalb sind die Wähler in geringerem Maße mobilisiert. Wer die Beteiligung an Wahlen mit der an Volksentscheiden vergleicht, vergleicht Äpfel mit Birnen.

     

    Ein bisschen mehr Differenzierung und Recherche über die direkte Demokratie hätte dem Artikel gut getan.

  • G
    grafinger

    Ach herrje, da schreibt der gute Markus einen ganzen Artikel und kapiert immer noch nicht dass es nicht "die Demokratie" gibt sondern verschiedene Formen der Demokratie. Was z.B. in der Schweiz bei der Abstimmung über die Einbürgerung als demokratisch empfunden wird dürfte hierzulande als plebiszitäre Willkür angesehen werden.

    Demokratisch Systeme sind immer im Wandel. Einen Slogan der 70er herauszukramen (Gab es etwa eine Volksbefragungn über den Grundlagenvertrag? SCNR) hilft der Diskussion auch nicht weiter.

  • R
    Ralph

    Das direkte Demokratie Minderheiten benachteiligt, mag sein, glaube ich aber nicht. Hamburg als Bsp. ist untauglich, weil es m.E. das einzige Bsp. für direkte D. in Dt. überhaupt ist und weil auch bei direkter D. wie bei der parlament. D. "Fehl"-Entscheidungen möglich sind. Bürgerbeteiligung in Form der direkten D. ist ein Lernprozess, da kann nicht von Null auf 100 alles klappen inkl. Beteiligung der Wähler. Wer aktive Bürger will - die dann auch hinter den Entscheidungen stehen - muß sie an die Entscheidungsfindung heranführen. Für mich ist die parlament. Demokratie in Dt. die Ursache der Politikverdrossenheit und gehört geändert.

  • K
    Kommentator

    Ekelhafte Argumentation:

     

    "Die parlamentarische Parteiendemokratie vertritt solche apathisch-desinteressierten Gruppen und viele andere Minderheiten besser."

     

    Hätten die Stalinisten mit ihrem "demokratischen Zentralismus" [sic!] nicht anders gegen Parlamentarismus UND Plebiszit argumentiert.

     

    Was in der taz manchmal zu lesen ist....

  • N
    nihi.list

    Jahrelang war die direkte Bürgerbeteiligung in Form von Bürgervoten ein Steckenpferd der eher linken politischen Szene, namentlich der Grünen; insbsondere dort, wo sie in der parlamentarischen Opposition waren.

     

    Inzwischen haben die Grünen mitbekommen, dass bei einer eventuellen Durchführung solche Bürgervoten nur in den seltensten Fällen ein gewünschtes Ergebnis erreicht werden würde (S21, Beitritt der Türkei zur EU, Minarettverbote, ...). Und schwupp, schon ist solch eine Form der direkten Demokratie Teufelszeug.

     

    Und ausgerechnet den Schweizern implizit einen Mangel an demokratischer Tugend vorzuwerfen, ist seitens des Kommentators schon ziemlich arrogant.

     

    Zum Vorwurf, dass aufgrund einer niedrigen Abstimmungsbeteiligung angeblich der Wille der Mehrheit nicht berücksichtigt werden würde:

    1) Wer nicht zur Abstimmung geht, darf sich nicht über ein ihm unpassendes Ergebnis beschweren.

    2) Die Grünen haben in BW bei einer Wahlbeteiligung von 66% gerade mal 24% erhalten. Das erscheint mir auch keine besonders starke Legitimation.

     

    Und die angeblich unterdrückte religiöse Minderheit. Ein Thema für sich, wobei jedem klar sein dürfte, dass es sich wie üblich nur um eine bestimmte, dauerbeleidigte religiöse Gruppierung handeln dürfte, deren genaue Bezeichnung man in heutiger Zeit nicht mehr nennen darf.

  • DK
    Demo kratie

    Leute kennen funktionierende Demokratie nicht.

     

    Demokratie ist NICHT, wenn man entscheidet, ob ENTWEDER Tofu oder Würstchen für das Grillfest gekauft werden, sondern wenn jeder nicht auf kosten der anderen zufrieden wird.

    Also beide Seiten ihre Tofu bzw. Fleisch-Würstchen mitbringen und braten können.

     

    Das Abstimmungsprinzip wo nur einer gewinnt und alle anderen verlieren führt normalerweise zu Populismus und meist gerne auch zu Zwangsarbeits- und Todesstrafen-Forderungen für

    - Boni-Banker

    - Berliner S-Bahn-Verantwortliche

    - Jugendliche die in der Sbahn "herumgammeln"

    - "Faule" Hartz4er

    usw.

     

    Partialismus ist halt unbekannt. Tja. Schade. Es gibt genug CDU/SPD-Freie Bürgermeister die man damit unterstützen könnte.

     

    Transparenz wäre ebenso wichtig. Sobald der erste Bürgermeister oder Minister Transparenz einführen würde, müssten alle anderen nachziehen. Auch in der Wirtschaft. Verschwendung ist Verrat. Denn das bezahlt das ganze Volk täglich vermeidbar mit.

    Leider gibt es keine konstruktiven Foren wo man sowas angstfrei legal konstruktiv diskutieren kann.

  • UB
    Uli Bauer

    Ich sehe das anders: die Menschen wurden doch Jahrzehnte lang dazu "erzoge", alle 4 Jahre zwei Kreuzchen zu machen und dann sich darüber später aufzuregen, dass das Meißte nicht umgesetzt wurde, was die Partei/die Parteien, die die Mehrheit hatten, im Wahlkampf versprochen hatten. Somit müßte die Bevölkerung erst lernen, was direkte Demokratie bedeuten und das Demokratieverständnis immer wieder neue diskutiert werden. Ich bin mir dann sicher, dass viel mehr Wahlbeteiligung geben würde weil die Menschen begreifen müssten, was machbar ist bzw. welchen Einfluss sie wirklich hätten.

  • A
    Atan

    Der Witz an diesem Vorschlag ist, dass es erstmal feststellt, dass die "Unterschicht" zu faul und dämlich ist für ihre Interessen zu sorgen, also sowieos nicht mitredet. Diejenigen, die gerne mitreden wollen und es auch organisiert bekommen, handeln aber per se nicht im Sinne der "Unterschicht", also habe die politische Macht legitimerweise an die kleine Schicht derjenigen zu fallen, die immer wissen, was das beste für alle ist, für die dämliche "Unterschicht" und für die vorlaute, aber egoistische Mittelschicht.

    Und natürlich wird diese "weise" und "selbstlose" Herrscherklasse stets dafür sorgen, dass all ihre Entscheidungen stets transparent und von keinerlei egoistischen Absprachen kontaminiert ist - fragt sich bloss, wie sich so eine "ideale" Herrscherklasse institutionalisieren soll, wenn eigentlich weite Teile des Volkes zum mitbestimmen entweder zu blöd oder zu egoistisch sind, mitzugestalten.

  • J
    Johann

    Trägt eine höhere Transparenz in einer repräsentativen Demokratie Ihrer Meinung nach nicht aber dazu bei, dass Interessengruppen mehr Einfluss bekommen?

    Wenn nachvollziehbar wird, wer in welchem Gremium wie abgestimmt hat, wächst doch die Chance von Lobbyisten, gezielter diese Entscheider zu beeinflussen.

    Ansonsten stimme ich Ihrem Plädoyer für Stärkung bestehender Strukturen voll zu. Nur in der repräsentativen Demokratie mit starken Parteien können Minderheiten vor der Mehrheit (die heute nicht mehr durch die Armen dargestellt wird) geschützt werden.

  • B
    Björn

    Wir brauchen in Deutschland überhaupt keine Modelle für mehr Beteiligung. Das sieht man sehr schön am Beispiel S21: Die Beteiligung ist da, aber ohne Macht ist sie nichts wert. Die Politiker und die Bosse sitzen da, hören sich das Gejammer und machen dann, was sie vorher geplant haben.

    Das Problem ist und bleibt, dass die gesamte Politik von der Wirtschaft gelenkt wird. Dieses Problem gilt es anzugehen und aus dem Weg zu räumen. Wenn der Bürger nicht mehr von vorne bis hinten belogen wird, kommt die Transparenz von alleine und die jetzt schon vorhandene Beteiligung wird erfolgreich werden.