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Debatte KrankenversicherungReiche Versuchskaninchen

Heike Haarhoff
Kommentar von Heike Haarhoff

Private Krankenversicherungen garantieren nicht, dass ihre Mitglieder bestmöglich versorgt werden. Viele Untersuchungen sind nutzlos und nicht im Sinne der Patienten.

Viel hilft nicht viel, weder bei Medikamenten, noch bei der Versicherung. Bild: dpa

E rfreulicherweise warnt die private Krankenversicherung mittlerweile vor sich selbst. "Labor zum Gelddrucken" titelte PKV Publik, das Magazin des Verbands, in seiner Septemberausgabe und schimpfte: "Für Privatversicherte sind die Pro-Kopf-Ausgaben in der Labormedizin fünfmal so hoch wie für Kassenpatienten. Dieser krasse Unterschied ist medizinisch nicht zu rechtfertigen."

Wohl aber zu erklären mit menschlicher Gier. Das Wissenschaftliche Institut der privaten Krankenversicherung (WIP) hatte die Ausgaben für Laborleistungen im ambulanten Sektor, gemeint sind Blut- und Urinuntersuchungen beispielsweise, analysiert und dabei die Aufwendungen von gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) miteinander verglichen. Das Ergebnis: "Offensichtlich stehen hier bei vielen Ärzten finanzielle Interessen über Patienteninteressen und Qualitätsbewusstsein."

Aufträge selbst erteilt

Bild: taz

Heike Haarhoff ist taz-Redakteurin im Ressort Innenpolitik.

Besonders auffallend: 80 Prozent der Laborleistungen wurden nicht in medizinischen Fachlabors erbracht, sondern in der eigenen Praxis. Die Ärzte hatten sich den Auftrag zur Laboruntersuchung selbst erteilt. "Das zeigt eindrucksvoll, welche Fehlanreize die Gebührenordnung für Ärzte enthält", urteilt das Magazin. "Sie führt an vielen Stellen zu medizinisch nutzlosen, wenn nicht gar schädlichen Mengenausweitungen, die ganz und gar nicht im Interesse der Patienten sind."

Nun sind ein paar überflüssig erstellte kleine oder große Blutbilder nicht der Untergang des Abendlands. Aufregend bleibt aber die folgende Erkenntnis: Eine private Krankenversicherung sichert nicht verlässlich das Wohl der Privatversicherten.

Genau dieses Privileg, bestmöglich versorgt zu werden, glauben 9 Millionen Menschen in Deutschland mit ihrer Mitgliedschaft in einer privaten Krankenversicherung erworben zu haben. Sie akzeptieren dafür jährliche Beitragssteigerungen, die jeder Beschreibung spotten: Bis zu 7 Prozent mehr drohen vielen Privatversicherten im nächsten Jahr. Sie wähnen sich in den besten Händen - von Chefärzten, die keineswegs immer so fürchterlich viel besser sind als routinierte Oberärzte.

Irren sich die Privatversicherten kollektiv? Wollen sie einfach nicht den Nutzen begreifen einer Bürgerversicherung für alle, in der Grüne, SPD und Linke sie im Fall eines Regierungswechsels zwangsversichern wollen?

Es hat Vorzüge, privat versichert zu sein, unbestritten: die Wartezeiten sind kürzer, der Zugang zu Spezialisten ist besser, und im Krankenhaus darf man immer noch davon ausgehen, dass im privaten Einzelzimmer auch am Wochenende das Blut weggewischt wird - gesetzlich Versicherte wissen da anderes zu berichten.

Zweiklassenmedizin

Es ist legitim, die eigenen Interessen zu verteidigen, gerade wenn es um die Gesundheit geht, das höchste persönliche Gut überhaupt. Solidarisches Gesundheitssystem? Sozialer Friede? Wer viel hat, der hilft dem Schwächeren? Es stimmt ja: Für den Zusammenhalt der Gesellschaft wären die Einführung der Bürgerversicherung, die Abschaffung der Zweiklassenmedizin sowie der damit verbundene Neid wichtig und richtig. Allein: Wer den Krebs hat, der sieht nur das eigene Überleben gefährdet.

Insofern ist es den einzelnen Privatversicherten nicht zu verübeln, dass sie nicht weniger egoistisch sind als der Rest der Gesellschaft. Dass sie nicht gleich Hurra schreien, wenn es um die Einführung einer Bürgerversicherung geht, die sie nicht nur zum Teilen ihrer Privilegien mit Millionen anderen zwingen würde. Sondern die für einige von ihnen sogar noch teurer würde als ihre jetzige Privatversicherung.

Nur: Die beste medizinische Versorgung kann es - in egal welchem System - nur dann geben, wenn die Kontroll- und Sanktionsmechanismen funktionieren. Doch im Moment versagen die auch bei den Privaten grandios. Gerade weil Ärzte hier bei ihren Verordnungen und Therapien kaum wirtschaftlichen Zwängen unterworfen sind, gerade weil sich hier hartnäckig die falsche Überzeugung hält, innovativ sei gleichbedeutend mit nützlich, floriert die Geschäftemacherei.

Im besseren Fall bekommt die Patientin ihre schlecht heilende Wunde kostspielig vakuumversiegelt, obwohl der therapeutische Zusatznutzen nicht nachgewiesen ist. Im schlechteren Fall aber ist der Privatversicherte an Prostatakrebs erkrankt und wird nun ambulant bestrahlt nach der sogenannten Brachy-Therapie. Die haben die gesetzlichen Krankenkassen aus ihrem Leistungskatalog mittlerweile gestrichen. Zwar setzt die Bestrahlung dem Prostatakarzinom zu. Unklar ist aber, wie stark sie die angrenzenden Körperregionen schädigt.

Nicht auf Augenhöhe

Verfechter der privaten Krankenversicherung kontern gern, ihre Versicherten genössen Wahlfreiheit. Kein Patient sei gezwungen, die ihm angebotenen Therapien zu nutzen. Sagt der Arzt also, machen Sie Brachy, dann kann der mündige Patient erwidern, nein danke, das ist mir zu riskant. Zynischer geht es kaum. Ein Patient, insbesondere ein schwer kranker Patient, verhandelt niemals mit seinem Arzt auf Augenhöhe, nicht mal als gebildeter Privatversicherter.

Umso mehr ist er darauf angewiesen, dass der Arzt selbst auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ist und nicht blind jeder Innovation glaubt, nur weil der Pharmavertreter seines Vertrauens ihm gerade die Vorteile dargelegt hat - die dem Arzt entstünden, sofern er das Medikament besonders häufig verordnete.

Systeme, und das gilt auch für die Krankenversicherung, lassen sich reformieren, wenn die Ursachen für ihre Nachteile und Fehlanreize auch von den Betroffenen als schädlich empfunden werden. Eine Bürgerversicherung als Antwort auf die Übermacht der Gewinninteressen der Ärzte und der Pharmaindustrie forderte ehemals Privatversicherten deutlich höhere Beiträge ab. Doch paradoxerweise schützt die gelebte Solidarität die Interessen der Besserverdienenden, weil die Bürgerversicherung die Chance öffnet auf ein kontrolliertes, patientenorientiertes Gesundheitssystem. In Beitragssätzen ist dieser Wert schwer zu messen.

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Heike Haarhoff
Redakteurin im Inlands- und im Rechercheressort
Heike Haarhoff beschäftigt sich mit Gesundheitspolitik und Medizinthemen. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Kinderheim bei Paris ab 1989 Studium der Journalistik und Politikwissenschaften an den Universitäten Dortmund und Marseille, Volontariat beim Hellweger Anzeiger in Unna. Praktika bei dpa, AFP, Westfälische Rundschau, Neue Rhein Zeitung, Lyon Figaro, Radio Monte Carlo, Midi Libre. Bei der taz ab 1995 Redakteurin für Stadtentwicklung in Hamburg, 1998 Landeskorrespondentin für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und von 1999 bis 2010 politische Reporterin. Rechercheaufenthalte in Chile (IJP) und den USA (John McCloy Fellowship), als Stipendiatin der Fazit-Stiftung neun Monate Schülerin der Fondation Journalistes en Europe (Paris). Ausgezeichnet mit dem Journalistenpreis der Bundesarchitektenkammer (2001), dem Frans-Vink-Preis für Journalismus in Europa (2002) und dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse (2013). Derzeit Teilnehmerin am Journalistenkolleg "Tauchgänge in die Wissenschaft" der Robert Bosch Stiftung und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
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12 Kommentare

 / 
  • DJ
    Dietrich Jahn

    Ob die Bürgerversicherung genannte politisch-bürokratisch regulierte Vorsorge besser die Bedürfnisse der Krankenversicherten bedienen kann als die private Versicherungswirtschaft, ist zu bezweifeln. Ich konnte mir – beim Eintritt in den Altersruhestand – aussuchen, wie ich versichert sein wollte, beispielsweise ohne Chefarzt-Option und ohne Einzelzimmervereinsamung im Krankenhaus, aber mit Selbstbeteiligung und Beitragsrückgewähr für die ambulante Versorgung. Das war für mich bei vermindertem Einkommen günstiger als die Versicherung in der gesetzlichen Krankenkasse, bei der ich bis dahin freiwillig versichert war.

    Unter den privaten Versicherern zu wünschen bleibt ein aktiverer Wettbewerb mit Tarifen, deren Leistungskatalog sich am wissenschaftlich abgesichertem Nutzen für den Patienten orientiert. Dazu bedarf es nicht eines staatlichen Gesundheitswesens, finanziert über eine zweite Einkommensteuer, die mit Bemessungsgrenze ein fragwürdiges Belastungsprofil hätte. Darauf liefe es bei der Bürgerversicherung hinaus. Der Sozialausgleich, der traditionell in der GKV verankert ist, ließe sich über das bestehende Steuer- und Zuwendungssystem durchschaubarer und gerechter gestalten. Die gesetzlichen Krankenkassen, befreit von der Last des Sozialausgleichs, wären dann als Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit zum Wohle der Patientinnen und Patienten eine starke Konkurrenz für die privaten Versicherungsunternehmen.

  • N
    Normalo

    Die "Bürgerversicherung" - man könnte auch "allgemeine Zwangsversicherung" oder "Gesundheitssteuer" sagen - mag Geld in die Kassen des öffentlich-rechtlichen Systems spülen. Als Mittel gegen die Zwei-(oder mehr)Klassen-Medizin ist sie untauglich.

     

    Zum Einen wird von den Befürworten der Einheitsmedizin gerne verschwiegen, dass eine wirklich bestmögliche Versorgung der ganzen Bevölkerung unbezahlbar wäre - und zwar nicht nur in Deutschland sondern überall auf der Erde. Dazu ist mittlerweile einfach zu viel an nützlicher Medizin möglich, und der Maßstab des "Notwendigen" führt in aller Regel zu einer fiskalisch und nicht medizinisch begründeten Leistungsreduzierung.

     

    Das bedeutet, dass keine für alle geltende Einheitslösung jemals die wahre "Erste" Klasse darstellen wird. Diese werden sich nach wie vor nur einige Wenige leisten können, die zusätzlich noch ein paar tausend Euro extra für das "mehr" zu ihrem gefühlten Optimum übrig haben. Und je mehr man versucht, die Einheitsmedizin für verpflichtend zu erklären, umso hermetischer wird die wahre Spitzenmedizin - wie in z. B. heute schon in Großbritannien - vom Normalbürger abgeschlossen: Heute haben Kassenpatienten noch Zugang zu den meisten Spitzenärzten. Das wird sich ändern, wenn die wirklich nur noch in reinen Privatpraxen und -hospitälern arbeiten. Deshalb bedarf es zumindest eines - gegen Zuzahlung - nach oben offenen Leistungsspektrums der Kassen, also genau den Abschied vom Traum der Ein-Klassen-Medizin.

     

    Zum Zweiten bleibt das öffentlich-rechtliche Kassensystem bislang den Beweis schuldig, die gewaltigen ihm überantworteten Ressourcen auch wirklich effizient im Sinne der Patienten einzusetzen. Die heutige Schieflage im privaten Sektor hingegen wird vor Allem durch das viel zu große Gefälle zwischen Privat- und Kassenhonoraren bei den Ärzten erzeugt, die so vielfach gezwungen sind, im Privatbereich zu aasen, um nicht am Nullsummenspiel des Kassenarztdaseins zugrunde zu gehen. Sie ist also ein Resultat der Wettbewerbsverzerrungen, die das halbstaatliche System heute mit sich bringt.

  • H
    hallo?

    Zunächst finde ich den Titel schon mal ärgerlich, da natürlich nicht jeder Privatversicherte auch gleich reich ist.

     

    Inhaltlich ist dann aber sehr viel Richtiges und Wichtiges zu lesen. Macht der Beitrag doch deutlich, dass eben - jedenfalls viele - Arztpraxen auch nur Wirtschaftsunternehmen sind, die auf maximalen Profit orientiert sind.

    Das hat sich ja auch an den Ergebnissen gezeigt, die die Einkommensverhandlungen erbracht haben. Von daher passt auch das Pharma-Bashing am Ende des Artikels so überhaupt nicht. Denn alles was Sie vorher an Beispielen aufgezählt haben, das hat mit der Pharma-Branche meines Wissens gar nichts zu tun oder stellen die heute auch schon Bestrahlungsgeräte her und machen Laboruntersuchungen?

     

    Die dargestellten Fehlanreize, die ja vor allem auch von den Kassen (ebenfalls gewinnorientierte Unternehmen) gesetzt werden, stehen leider viel zu selten im Fokus.

    Und als Privatpatient habe ich es auch in der Hand da die Kosten zu senken, indem ich beispielsweise in der Apotheke ein Generikum verlange oder eine unsinnige Untersuchung (Blutbilduntersuchung bei Erkältung oder Blutdruckmessung bei Abholung eines Rezeptes [das geht nebenbei auch in der GKV]) verweigere.

    Und grundsätzlich - die Erfahrung lehrt das - sollte man bei gravierenden Diagnosen und dementsprechenden Eingriffen immer eine Zweit- oder auch Drittmeinung einholen. Vertrauen ist gut, Absichern ist besser.

  • CP
    C. Prager

    Sehr geehrte Frau Haarhoff,

     

    vielen Dank für diese präzise Eischätzung der Rolle der PKV. Im besten Fall ist es eine unnötige Behandlung einer nicht voll ausgreiften Säuglingshüfte, im ungünstigen Fall... Diese Fakten sind seid Jahren bekannt, und eine Gesundheitssystem, dass den Wettbewerb zwischen den eizelnen "Partnern" fördert, wird nicht kostensparend oder effektiv oder patientenorientiert arbeiten. Die Mehrheit meiner Kollegen findet dies belastend und sieht keinen Ausweg.

     

    Mit freundlichen Grüssen

    C. Prager Kinderärztin

  • M
    Mauermer

    Was soll das, schließlich ist es bei allen! Dienstleistungen oder beim Kauf von Produkten wichtig, sich selbst vorher! über Vor- und Nachteile, Risiken und Grenzen zu informieren. Notfalls eine zweite oder dritte Meinung einholen. Wer dies unterläßt, der wírd überall zum Versuchskaninchen, nicht nur bei der PKV, sondern auch im Supermarkt. Polemik, dieser Artikel, sonst nichts. Passt halt gerade wieder einmal in die typische deutschen Neiddebatte. Ich hätte mehr Informationen und weniger Geswchätz erwartet.

    Trotzdem hat die PKV das einzige Geschäftsmodelle, welches funktioniert und damit das einzige, welches für alle eingeführt werden sollte. Und wieso ein Arbeitnehmer, der privatversichert ist, zu den "Reichen" gehört,erschließt sich mir auch nicht. Liebe Leute, könnt ihr einfach mal informieren statt die Leute zu verdummen?

  • DE
    Dr. Eichler

    In Ihrem Artikel sind zwar einige problematische Aspekte der privaten Krankenversicherung korrekt aufgefuehrt, jedoch die Gruende z.T. falsch.

    Die weitaus hoehere Anzahl der Laboruntersuchungen bei Privat Krankenversicherten ist wesentlich dadurch mitbegruendet, das durch Politik und Krankenkassen die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen budgetiert, also rationiert sind.

    Teure und in Studien gut belegte Untersuchungen und Therapien werden in Faellen den gesetztlich Krankenversicherten im Gegensatz zu anderen Laendern in zunehmender Faellen ebenso vorenthalten.

    Im Ausland ist uebrigens gleich gute Medizin mindestens genauso teuer wie in Deutschland.

    Dennoch sollten die in Zukunft die Qualitaet der Leistungen ueberwacht werden, und zwar durch praktische Kontrolle staatlicher Behoerden und nicht durch Software und private Institutionen.

  • RS
    rainer Smieskol

    hallo und guten morgen,

     

    na das ist ja sozialismus pur - nach der bürgerversicherung kommt dann noch die einheitliche bürgerernährung - hier haben dann spd, grüne und rote ein neues betätigungsfeld - hier haben wir die dreiklassenernährung - schon bemerkt ? -

     

    die formulierung von frau haarhoff ist cool/spitze aber inhaltslos:

     

    "Aufregend bleibt aber die folgende Erkenntnis: Eine private Krankenversicherung sichert nicht verlässlich das Wohl der Privatversicherten.

     

    so ein schmarrn - rainer smieskol

  • HL
    Hauke Laging

    Das Grundproblem des Gesundheitssystems ist nicht auf der Einahmeseite. Das grundproblem ist, dass Ärzte als Unternehmer auftreten, obwohl wir statt dessen Mediziner brauchen. Nicht weisungsverpflichtet, nicht nach Leistung bezahlt, ohne Transparenz, mit Schutz vor Wettbewerb und quasi garantierten Einnahmen. Anspruch des Patienten auf nahezu nichts. Dafür Korruption und Patientengängelung Tür und Tor öffnen. Was für eine Unverschämtheit allein die immensen Wartezeiten sind, die täglich in deutschen Praxen verplempert werden. Tolles System: Der Unternehmerarzt kann machen, was er will, die Politik ist für nichts verantwortlich.

     

    Da müssen noch sehr dicke Bretter gebohrt werden.

  • V
    vic

    Schon okay. Ich bin ohnehin gegen Tierversuche.

  • F
    Frage

    Nennt doch mal ein Medikament oder medizinisches Verfahren das nach 1970 erfunden wurde und als "erfolgreich" eingestuft werden koennte.

     

    Vorbeugung heisst sich selbst zu kontrollieren und nicht denken das alle Fehler die man selbst macht medizinisch korrigiert werden koenne.

     

    Zuviel Essen, Betrinken und andere Fehl-Verhalten koennen nicht durch Pillen geheilt werden.

  • RG
    Rolf-Dieter Gmeiner

    Erstmals auf Ihrer Seite, stoße ich sogleich auf ein mich essentiell bewegendes Thema. Ich bin privat versichert. Ich bin es aus tiefer Überzeugung und dies seit ziemlich genau 50 Jahren.

     

    Über manche Ihrer Feststellungen kann man diskutieren. Teilweise stimmen auch einzelne Aussagen. Aber Ihre Grundrichtung heißt nicht Solidarität, sondern Gleichschalten. Der privat Versicherte übt nämlich überdurchschnittlich Solidarität. Die gesetzliche Krankenversicherung subventioniert er über seine Steuern. Das ist auch gut so. Und er wird in Zukunft noch mehr zahlen; das kann im Einzelfall Sinn machen, aber auch fraglich sein.

     

    Ihre Argumentation zeigt, dass für Sie Gleichheit im Vordergrund steht. Für mich ist hingegen Freiheit das Maß aller Dinge. Nicht exzessiv, aber im Sinne von Selbstbestimmung. In diesem Sinne stimmt es eben nicht, dass auch der schwer kranke Patient nicht mit seinem Arzt "verhandelt". Ich habe zwei Mal eine Operation verweigert, und ich hatte recht. Ich hatte mich mit den Themen intensiv auseinandergesetzt. Ich räume ein, das ist nicht jedermanns Sache. Aber es geht. Das ist nur ein Beispiel für den selbst bestimmten Patienten. Ich will selbst entscheiden, wann ich zu welchem Arzt gehe. Ich brauche keine Überweisung. Vor allem will ich nicht von einer Staatsbürokratie zwangsverwaltet werden.

     

    Schon heute verlassen viele qualifizierte Deutsche ihre Heimat, weil sie das Leben hier immer unerträglicher finden. Diese "Flucht" wird zunehmen, je mehr reguliert wird. Letztlich daran ist die DDR kaputt gegangen. Ein Staat der keine Freiheit gewährt und letztlich gleichschaltet, ist zum Untergang verurteilt. So will ich denn die Freiheit zur Privatversicherung behalten.

    Mit freundlichem Gruß

    gm

  • R
    rudolf

    Es war nötig diesen Punkt ein Mal anzusprechen und dadurch die Augen einiger Patienten zu öffnen.

    Ein anderer Punkt, der auch noch nicht diskutiert wurde: Ärzte, die um ihre "gute Statistik" fürchten und deshalb Krankheiten (die u.U. zur Verschlechterung der Statistik führen) nicht mehr diagnostizieren. Diese Patienten werden dann an einen anderen Arzt vermittelt. So passiert in einigen Fällen.