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Debatte EnergiewendeOhne Sparen geht es nicht

Kommentar von Ulrike Fokken

Bislang fehlt jede Strategie für eine wirklich nachhaltige Energieversorgung. Es geht weiterhin um große Systeme fürs große Geschäft

D as Schöne an einfachen Antworten ist, dass sie einfach sind. Die Skeptiker des menschenverursachten Klimawandels trösten sich – jenseits ihrer politischen Ziele – mit der Antwort, dass sie und ihre Lebensweise in der Industriegesellschaft für eine etwaige Klimaveränderung nicht verantwortlich seien.

Ja, es sei nicht einmal sicher, dass sich das Klima überhaupt verändere; und wenn es doch einen Klimawandel gibt – war es die Sonne.

Ewiggestrige sollte man nicht aus dem Blick verlieren. Aber zu viel Zeit und Energie muss man auch nicht verschwenden, schließlich ist die Aufgabe enorm. Denn ob der Klimawandel nun eindeutig wissenschaftlich belegt ist oder nur annähernd, spielt bei der Bewerkstelligung der anstehenden Aufgabe hierzulande gar keine Rolle: die Energieversorgung der viertgrößten Industriegesellschaft der Welt so zu gestalten, dass sie Rohstoffe effizient einsetzt und einspart, dass sie natur- und umweltverträglich arbeitet und durch diesen sparsamen und nachhaltigen Energieeinsatz den Wohlstand erhält.

ULRIKE FOKKEN

ist Journalistin und Autorin zahlreicher Bücher zu Wirtschaft und Politik. Sie war Sprecherin eines Umweltschutzverbandes und schreibt nun wieder völlig ungezwungen – über Wirtschaft und Umwelt.

Völlig unabhängig vom Klimawandel und dem daraus folgenden Gebot, CO2 und andere Klimagase einzusparen: Von Washington bis Peking lebt der industrielle Mensch über seine Verhältnisse.

Dringend gebotene Neugestaltung

Welche desaströsen Auswirkungen das Leben auf Kredit hat, zeigt sich seit der geplatzten Immobilienblase und der daraus folgenden Finanz-, Banken- und Eurokrise deutlich. Dabei geht es in der Finanzkrise nur um Geld. An die dringend gebotene Neugestaltung der Energieversorgung hat sich jedoch hierzulande bislang niemand herangewagt.

Was uns bislang als „die Energiewende“ präsentiert wird, ist nichts anderes als die Fortsetzung des Systems mit anderem Antrieb. Eine einfache Antwort, sozusagen. Wo früher Kohle verbrannt wurde, sollen Bäume und andere zur Biomasse degradierten Pflanzen verheizt werden. Benzin wird nicht länger aus Rohöl raffiniert, sondern aus Zuckerrohr, Diesel kommt vom Rapsfeld, Erdgas wird mit Gas aus Biomasse-Hochleistungskompostern ersetzt.

Kam der Strom bislang aus dem AKW, soll er in Zukunft aus den Windparks zu Wasser und zu Lande fließen, von Solarkraftwerken unterstützt. Riesige Kraftwerke produzieren weiter Strom, den neue Hochspannungstrassen quer durchs Land leiten.

Das Einzige, was bislang in der Energiewende gewandelt wurde, sind die Energieträger. Immerhin – doch das genügt nicht. Zur Lösung der Energiefrage des 21. Jahrhunderts werden bislang dieselben Konzepte herangezogen, die im 20. Jahrhundert das Industrieland Deutschland an die Weltspitze gebracht haben: große Systeme für großes Business.

Ziele allein reichen nicht

Für die Energiewende wurde bislang keine umfassende Strategie entwickelt, die alle Aspekte von Bildungspolitik, Biodiversitätsschutz, Demografie und wirtschaftliche Entwicklung miteinbezieht. Es wurden auch keine taktischen Schritte benannt, mit der eine Energiewende erreicht werden soll. Bislang wurden lediglich Ziele formuliert, wie etwa das Ziel, dass bis 2020 rund 35 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen sollen.

Um dieses politische Ziel zu erreichen, greift die Bundesregierung tief in die Fördertöpfe und subventioniert den Ausbau neuer Anlagen und den Strom aus Wind, Sonne und Biomasse mit Milliarden Euros.

Die politischen Ziele sind dank dieser Subventionen in Einklang mit den Renditezielen von Private Equity Fonds, Kapitalanlagegesellschaften und einiger US-Konzerne gekommen, die daher in Deutschland kräftig in die Herstellungsunternehmen von Solarmodulen und in den Bau von Windparkanlagen und Fotovoltaikkraftwerken investieren.

Ein paar Beispiele: Der amerikanische Finanzinvestor Blackstone steckt 2,5 Milliarden Euro in Offshore-Windparks und erwartet eine Rendite von 20 Prozent. Dünnschichtzellenhersteller Nanosolar ist finanziell amerikanischen Hedgefonds oder dem Investmentfonds aeris Capital verpflichtet, den eine deutsche Stiftung aus Steuerspargünden in der Schweiz unterhält. Und der Hersteller von Cadmiumtelluriddünnschichtzellen First Solar ist eine Unternehmensgründung des US-Handelskonzerns Wal Mart.

Diese neuen großen Player der Energiewende wie die Risikokapital- und Private-Equity-Ausgründungen sind ebenso wenig grün alternative Unternehmen für einen ökologisch-nachhaltigen Wirtschaftsstil wie die alten Riesen der Energiekonzerne, die einst mit den Atomkraftsubventionen reich wurden. Die Fondsmanager haben einfach Renditechancen in einem neuen und hoch subventionierten Markt gewittert und unternehmerisch gehandelt.

Das ist ihr Job, doch sie ziehen den Großteil der Subventionsmilliarden aus den Töpfen der Erneuerbare-Energien-Förderung ab und beeilen sich, dass sie das enge Zeitfenster der Förderung bestmöglich nutzen und so viel wie irgend möglich der Subventionen auf ihre Konten lenken. So kommt zu der mangelnden politischen Strategie der schwarz-gelben Bundesregierung, dass auch die wirtschaftlichen Akteure keine Strategie verfolgen, die nachhaltig eine effiziente, ressourcenschonende Energieversorgung aufbaut.

Welche Subventionen?

In den kommenden politischen Auseinandersetzungen über die Ausgestaltung der Subventionen ist daher nicht die Frage entscheidend, wie hoch die Subventionen sind, sondern wie das Geld im Sinne einer ökologisch verträglichen und ökonomisch sinnvollen Energieversorgung eingesetzt wird. Der einfache Teil der Antwort lautet: Energie sparen.

Beruhigend ist sie aber erst dann, wenn Bundesregierung und Opposition samt ihren wirtschaftlichen Freunde mit Einsparung und Effizienzsteigerung für die Energiewende beginnen. Und nicht das Feld den Fondsmanagern überlassen, die große Renditechancen in einem hoch subventionierten Markt gewittert haben.

Ein Energieministerium übrigens würde die Hedgefonds auch nicht davon abhalten, die Staatskassen zu plündern. Sie müssten dann lediglich nicht mehr in Wirtschafts- und Umweltministerium die Klinken putzen, sondern hätten einen einzigen Ansprechpartner.

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5 Kommentare

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  • AS
    autofreie Schnecke

    Öl muß gespart werden. Weniger Autos, Tempolimit, Verbrauch zwangweise senken. Aber wer ist dieser gaspedalgesteuerten Welt bereit da zu tun ?

  • P
    Peter

    Liebe Ulrike Fokken,

     

    herzlichen Dank für die klaren, - und aus meiner Sicht - dringend notwendigen Worte.

    Bei aller dringend notwendigen Arbeit an der Energiewende, lügen wir uns im Grunde ständig darüber hinweg, dass die (Energie)Wende ohne gleichzeitiges "Wenden" der Wirtschafts- und Lebensmodelle die letztlich Ursache der zu lösenden globalen Herausforderung sind nicht gelingen kann.

    Auch wenn die Zahlen von Martin Unfried nicht auf die schnelle Überprüfen kann (was heißt 40% in Privatbesitz) ändern diese Zahlen nichts daran, dass das EEG selbst "Fortsetzung des Business as usual" ist.

    Investiert wird dort wo aus Geld mehr Geld gemacht werden kann. Es geht eben ums Geld (für mehr Konsum) nicht im Umwelt, Klima, Gerechtigkeit. Diese sind sozusagen willkommener "Kollateralschaden" (sorry wollte sagen Kollateralgewinn) nicht Ziel der Investitionen.

    Letztlich ist es eine große Geldumverteilungsmaschinerie, in der die von allen Bürgern finanzierten Energiegewinne in die Taschen weniger Investoren fließen. Das einzige was sich ein wenig verändert hat, ist die Zahl der Investoren die ein kleines bisschen größer geworden ist.

    Das es auch anders geht zeigt die Klimaschutz+ Stiftung.

    Diese nutzt die zugestifteten Mittel indem diese in den Ausbau der Erneuerbaren Energien investiert werden deren Gewinne UND Investitionsmittel über die gesamte Laufzeit der Anlagen im zweiten Schritt vollständig dem Gemeinwohl zugeführt werden in dem damit gemeinnützige Projekte in den Bereichen Bereichen Klimaschutz & Energiewende, Armutsbekämpfung & MDG´s sowie Frieden gefördert werden.

    Der besondere Clou dabei:

    - jeder kann hier bereits mit einem Stiftungsbetrag von 3Cent am Tag zum MItstifter werden,

    - jeder Stifter/in kann Projekte zur Förderung vorschlagen

    - und die Stifter selbst stimmen demokratisch (jeder Stifter eine Stimme unabhängig vom Stiftungsbetrag) darüber ab welche Projekte die Fördermittel erhalten.

    Das heißt neben Klimaschutz und der Förderung zivilgesellschaftlichem Engagement, wird hier beispielgebend, Kraftwerk für Kraftwerk, eine alternative (Energie)Wirtschaftsweise aufgebaut, deren Investitionsmittel und Gewinne in größtmöglichem Maße nicht der weiteren Vermehrung und Zentralisierung von Kapitalbesitz dienen, sondern ausschließlich der Erwirtschaftung ökologischer und sozialer Rendite für alle.

    Viel Freude beim Zukunft stiften :-)

  • J
    Jan

    Erstmal über CO2... der Klimaschwindel:

    http://www.youtube.com/watch?v=IoXxrZG-_eU

     

    Ausserdem gibt es sauberen Alternatieven zu Öl, Gas, Atomkraft und sogar zu Wind- und Sonne-Energie. Sie werden nur unterdruckt (wegen "Staatssicherheit", d.h. Geld). Lesen Sie mehr über Nikola Tesla, der schon vor mehr als 100 Jahre eine erstaunliche Lösung hatte.

     

    "Welche desaströsen Auswirkungen das Leben auf Kredit hat, zeigt sich seit der geplatzten Immobilienblase und der daraus folgenden Finanz-, Banken- und Eurokrise deutlich."

     

    -> Unsere gegenwartige Gesellschaft kann nur auf Kredit leben, denn Geld entsteht erst aus Kredite. Das muss aber nicht unbedingt so sein! Staaten sollten Banken ihre Geldschöpfungprivilegien entnehmen und selber Geld schöpfen, z.B. indem sie alle Bürger ein kleines Grundeinkommen gewähren.

    Hier Prof. Hörmann:

    http://www.youtube.com/watch?v=gXCKyIqxE5k

     

    Sparen ist nicht kompatibel mit unserem Wirtschaftsystem, weil wir Wachstum brauchen um Zinsen zu zahlen. Wir brauchen etwas völlig neues.

  • C
    Celsus

    Doch. Auch ohne Sparen geht es. Die Floskel des Sparens hat sich durch ständige Wiederholung zwar fest in die Köpfe eingefressen, aber so ist das nicht richtig. Sparen ist ohnehin immer der Zustand, bei dem das Geld lieber für andere Zwecke ausgegeben wird.

     

    Neben dem Sparen gibt es zudem noch die Möglichkeiten der Umschichtung in öffentlichen Haushalten und der Mehreinnahmen über Steuern. Geld das für die Bundeswehr in Afghanistan bis 2014 statt nur bis 2013 ausgegeben wird, steht da nicht mehr zur Verfügung. Und was sollen die Soldaten bis 2014 noch bewirken? Zahlungen innerhalb der EU ohne den Boden des Fasses dicht zu machen mit Maßnahmen wie Finanztransaktionssteuern sind ebenfalls verschwendet. Sämtliceh Amtsträger udn bgeorndeten müsstgen nicht besser abgesichert sein, als der gesetzliche Rentner. Die Liste ist noch länger.

  • MU
    Martin Unfried

    Liebe Ulrike Fokken,

    vielen Dank für die interessanten Überlegungen. Wenn ihre These stimmen würde, dass die Hedgefonds die Erneuerbaren übernommen haben, dann plündern diese allerdings nicht in erster Linie die Staatskasse, da das EEG keine staatliche Subvention ist. Es ist ein Umlagesystem der Stromverbraucher. Das ist nicht nur Semantik, sondern wichtig da der Erfolg des EEGs eben damit zu tun hat. Einige handfeste Zahlen sprechen allerdings auch sehr gegen ihre These. Die Erneuerbaren haben sehr wohl auch Eigentumsverhältnisse geändert und der derzeitige Boom der regionalen Energiegenossenschaften unterstreicht das.

    Hier Zahlen der Agentur für Erneuerbare Energien für 2010: 40% der insgesamt installierten Leistung Erneuerbarer Energie-Anlagen liegt in Privatbesitz. Es folgen Projektierer mit 14 % und Fonds/Banken 11% sowie Landwirte mit 11%. Die großen Energieversorger halten nur geringe Anteile an der installierten Stromerzeugungsleistung aus Erneuerbaren Energien. In meinen Augen sehr wohl eine Veränderung mit Blick auf die Besitzverhältnisse. Stromsparen ist prima. Das stimme ich zu.