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Debatte 10 Jahre PisaIm Land der Pauker und Büffler

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Was hat sich zehn Jahre nach der ersten Pisa-Studie verändert? Die Leistungen der Schüler haben sich etwas verbessert, der Unterricht jedoch kaum.

2001: "Pisa" schallte es plötzlich aus allen Lehrer- und Klassenzimmern und wurde sogar zum Pausenhofgespräch Bild: kallejipp / photocase.com

E s war einiges los an diesem 4.12.2001. Die israelische Armee umzingelte das Hauptquartier von Yassir Arafat, die Delegierten der ersten Afghanistan-Konferenz einigten sich in Bonn nach tagelangen Verhandlungen auf einen Plan für die politische Neuordnung des Landes und die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) stellte in Berlin die Ergebnisse des ersten internationalen Vergleichs von Schülerleistungen - PISA - vor.

Plötzlich diskutierten die Deutschen über Lesekompetenzen und über Chancengerechtigkeit. Denn PISA zeigte: Die besten deutschen Dichter- und Denkerkinder sind im Lesen nur Durchschnitt, im Mittel schneiden hiesige Schüler sogar unterdurchschnittlich ab. Und in keinem anderen OECD-Land ist der Schulerfolg so stark von der Herkunft abhängig.

Nach kurzem PISA-Schock warfen die Bildungspolitiker von Land und Bund die Reformmotoren an. Um es vorweg zu nehmen: Es hat sich viel verändert in den vergangenen zehn Jahren, doch die Revolution steht noch aus: die Veränderung des Lernens.

Zehn Jahre nach PISA ist Deutschlands Bildungslandschaft nicht mehr die gleiche wie 2001. Kitas und Krippen sind in, eine Ganztagsschule gibt es in jedem Kaff, Hauptschulen sind politisch nicht mehr opportun, das Gymnasium ist schneller und straffer geworden.

Und die Schulen werden nun regelmäßig dahingehend überprüft, ob die Schüler dort auch genügend lernen. Die Kultusminister haben Bildungsstandards entwickeln lassen und jedes Jahr müssen Dritt- und Achtklässler in bundesweiten Vergleichsarbeiten nachweisen, dass sie diesen genügen. In der vierten PISA-Studie 2009 haben die Deutschen Anschluss ans Mittelfeld gefunden, man ist nun Durchschnitt. Im Unternehmenssprech kann man sagen, die Output-Orientierung des Bildungswesens ist größer geworden. Doch wie sieht es mit dem Input aus?

"Das Schlimmste: die Lehrer"

Als die OECD-Forscher sich zu Beginn des Jahrtausends daran machten die Leistungen der Schüler zu messen, haben Forscher der Humboldt-Universität "Schule aus der Sicht von Schülern" untersucht. Auf die Frage "Was ist das Schlimmste an der Schule" erhielten sie regelmäßig die Antwort: "Die Lehrer".

taz
ANNA LEHMANN

ist Bildungsredakteurin der taz.

Sie beklagten, so heißt es in der Studie, autoritäres und extrem dirigistisches Lehrerverhalten, Tadel und Spott, Herabsetzung und Demütigung vor Schülern. Nun gut, Lehrerskepsis gehört zum guten Ton unter Heranwachsenden. Nachdenklich macht jedoch, dass die Hälfte der Siebtklässler und zwei von drei Neuntklässler nicht glaubten, dass "unsere Lehrerinnen und Lehrer interessiert, dass wir wirklich etwas lernen." 2004 schien sich daran kaum etwas geändert zu haben.

In einer anderen Studie – Pythagoras – fragten die Forscher Jugendliche ob sie das Gefühl hätten, dass ihre Leistungen im Matheunterricht Anerkennung fänden. Im Mittel hatten die Mädchen und Jungen geantwortet: Manchmal. Nur selten, so hieß es im Durchschnitt, würden sie zu selbständigem Lernen ermuntert oder hätten Gelegenheit sich eingehender mit Aufgaben zu beschäftigen.

In vielen Klassenräumen herrscht auch heute noch eine Kultur des Gleichschritts. Die Schüler konsumieren Wissen bis zur anstehenden Klassenarbeit, und dann wird verglichen auf welchem Stand die zwei Dutzend Jungen und Mädchen sind. Die erzielten Zensuren drücken jedoch nicht die Lernfortschritte der einzelnen aus, sondern messen die Leistung im Vergleich zu allen anderen. Weil die „Normalverteilung“ ihrer Klasse nicht stimmte, also ganz wenige Einsen, viele Zweien und Dreien, einige Vieren, Fünfen und Sechsen, wurde die bayerische Lehrerin Sabine Czerny 2008 an eine andere Schule versetzt. Ihre Schüler waren zu gut, und damit hatte Czerny den „Schulfrieden“ gestört.

Und so kommt es zu dem Kuriosum, dass viele Schüler im Laufe ihrer Schulzeit zwar viel dazulernen, ihre Noten dennoch schlechter werden. Mit individuellem und selbständigem Lernen lässt sich die Notengebung eben nur schwer verbinden.

Gymnasien gerettet

Wohl aber mit dem noch immer quicklebendigen Gedanken des deutschen Schulwesens: wer nicht zu uns passt, der wird aussortiert. Am besten lernt es sich doch, wenn die guten Schüler unter sich sind am Gymnasium und die schwächeren Schüler von anderen Schulformen aufgefangen werden, so die Grundüberzeugung. Dass es Kinder aus ärmeren Schichten nach der Grundschule viel schwerer haben auf ein Gymnasium zu wechseln als Mittelschichtskinder nimmt man dabei billigend in Kauf.

Die Gymnasien – die aus der möglichst frühen Trennung der Kinder nach Schulnoten ihre Daseinsberechtigung ableiten - sind zu Beginn des zweiten PISA-Jahrzehnts unantastbarer denn je. Sogar Grüne und SPD haben ihren Schulfrieden mit dem gegliederten Schulsystem geschlossen.

Das Gymnasium ist gerettet und sonst? In keinem anderen Industrieland war der Zusammenhang zwischen Elternhaus und Leseleistung im Jahre 2001 so groß wie in Deutschland. Bis zu drei Vierteln der Hauptschüler fehlten im Alter von 15 Jahren grundlegende Lesefähigkeiten, die es ihnen ermöglichen sollen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Risikoschüler nannten die Bildungsforscher diese Gruppe, und bezogen sich dabei auf ihre Zukunftsaussichten. Der Anteil der Risikoschüler ist leicht zurückgegangen – aber immer noch gelten 18 Prozent der Schulpflichtigen als solche. Und die Autoren der deutschen Pisa-Studie stellen in ihrer Bilanz fest, dass es bis heute an erprobten Förderkonzepten mangele, um die Gruppe der schwachen Leserinnen und Leser zu unterstützen.

Am 4.12.2011 ist der Nahost-Konflikt ungelöst, die Zukunft Afghanistans unsicher und zentrale Gerechtigkeitsfragen des deutschen Bildungssystems sind weiterhin offen.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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18 Kommentare

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  • U
    ulschmitz

    Wenn Frau Czernys Korrektur-Methoden landesweit sich breitmachten, würden Universitäten und andere Aus- und Weiterbilder sofort mit harten Eingangsprüfungen reagieren.

    Im Übrigen: "Lehrer" und "Schule" sind überhaupt nichts "Schuld" - das Wort "Schuld" im Schul- und Bildungszusammenhang ist eine Lachnummer. Aus den üblichen Sprüchen der narzistischen Pubertanzlinge wird dann eine Überschrift gedrechselt wie: "Das Schlimmste" (Wohlgemerkt: DAS) - "die Lehrer". Wieder einmal - das kannte man schon von Chr. Füller - geht die sonst so feminstisch getunte TAZ locker über die Tatsache hinweg, dass mittlerweile auch an Gymnasien die Zahl der LehrerINNEN deutlich ansteigt, z.T. die 50% überschritten hat - und DAS kann ja nicht wahr sein, dass DIE so grottenschlecht sein sollen.

    Ansonsten kann man lediglich wieder einmal feststellen, dass (GYM-)Lehrerbashing nun einmal zum habituellen Schatzkästlein gewisser AutorInnen der TAZ gehört. Tja, so wird das nix mit dem Abo!

  • VL
    von Lehrerkind und Refrendarpartner

    Ich kann mir vorstellen, dass die Kinder der Entscheider alle auf Privatschulen sind....ich würds auch so machen, hätte ich die Kohle.

     

    Dann wären die Chance nach dem Studium einen mehr-als-400€-Job zu finden höher. Sorry: 450€ neuerdings...

     

    Selbst als Studierter kann man froh sein, wenigstens den Durschnittslohn zu bekommen. Was soll ich denn meinen Kindern sagen? Sei schön fleißig in der Schule, dann wirst du später nicht nur einen, sondern zwei Jobs! ...haben müssen. Ist auch egal was du wirst, gibt eh nur noch Studiengänge, die für die Wirtschaft interessant sind.

     

    Alles schreit nach kompetentem Nachwuchs, aber niemand will dafür bezahlen...

  • G
    Guenter

    Eine große Förderin des längeren gemeinsamen Lernens war Andrea Ypsilanti. Sie hat damals im Hessischen Wahlkampf vehement für die Abschaffung des 3-gliedrigen Schulsystems gestritten.

    Frau Ypsilanti konnte völlig losgelöst von irgendwelchen Sorgen, was aus Ihrem Jungen wird, sich aufmachen das deutsche Schulsystem zu ruinieren.

     

    Kein Wunder! Sie hatte genug Kohle um Ihren eigenen Sohn auf die Privatschule zu schicken.

     

    So werden es dann alle Verfechte für das "längere gemeinsame Lernen" des gehobenen politischen Establishments machen.

     

    Die politische Chikeria hat`s noch nie so genau damit genommen die Konsequenzen ihres eigenen Handelns selbst zu tragen. Leute wie Du und Ich müssen dann nach Bayern umziehen, damit unsere Kinder was vernünftiges lernen.

  • A
    Alina

    Blöder Beitrag: Die Lehrer.

     

    Es hat sich in den letzten Jahrzehnten einfach viel verändert. Ich selbst bin Lehrerin und weiß, dass nicht jeder Lehrer sich selber so hohe Ziele steckt. Ich weiß aber auch, dass in manchen Klassen das Unterrichten fast die Ausnahme ist, und die SchülerInnen oft nicht in der Lage sind, dem Unterricght zu folgen. Wann wachen wir auf und wollen dafür den Lehrern immer die Schuld geben?

     

    Das Zu Hause und das Ansehen von Schule und Bildung sinken, da kann PISA, Lehrer etc. nichts gegen machen. es wird Zeit, die Eltern wieder in ihre Verantwortung zu rufen-das verpassen leider viele.

  • R
    Rizo

    Ich geb jetzt mal eine völlig emotionslose, kapitalistische Einschätzung zum besten:

     

    Dass im Bildungswesen viel zu wenig Geld ausgegeben (oder besser: investiert) wird, ist aus wirtschaftlicher Sicht himmelschreiend dumm. Deutschland ist ein Land ohne nennenswerten Rohstoffe - unser Kapital sind Know-How, qualifizierte Arbeitskräfte und Erfinder.

    Ich kann mich lounger nur anschließen, ein Lösungsansatz wäre z.B.:

    mehr Lehrer einstellen

    => kleinere Lerngruppen

    => bessere Bildung

    => langfristig mehr Kohle.

     

    Gespart werden kann und muss woanders, sonst gräbt sich Deutschland selbst das Wasser ab.

  • A
    apricot

    @lounger

     

    "Das Notensystem und dreigliedriges Schulsystem sind im Vergleich dazu unbedeutend, wenn auch nicht hilfreich."

     

    --> das ist der Denkfehler!

     

    Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Gruppengröße von 12 Kindern, müssen aber dennoch für eine "gerechte" Verteilung auf die Schularten sorgen. Dann haben Sie auch hier die Verliererkinder. Und die Kinder, die die schlechten Noten in einer Gruppe erhalten, hören auf zu lernen, verlieren ihre Motivation, halten sich für dumm und unfähig.

     

    Erst wenn wir nicht mehr selektieren und nicht mehr auf Notenplätze verteilen müssen, machen all die Verbesserungsvorschläge Sinn, weil es erst dann ums Kind und nicht um die Selektion geht.

     

    Kinder auf ein hohes Niveau zu bringen geht auch bei 24 Kindern, aber nicht, wenn durch die Notengebung, die wir einzig deshalb brauchen, weil der selektive Gedanke unser Bildungssystem durchzieht, Verliererkinder produziert werden müssen.

     

    Aber ja, ich gebe recht - wenn System und Leistungsmessung verändert worden sind, sind kleine Gruppengrößen sehr hilfreich und unabdingbar, wenn die Qualität und die Individualisierung gesteigert werden sollen.

     

    Grüße - ebenfalls aus der Praxis!

  • ID
    in der Praxis

    Für z.B. ErklärWikipedia und individuelle E-Lernmodule brauche ich nicht mehr Geld sondern mehr Moral und Motivation der Entscheider. Und natürlich Kontrollfunktionen damit die Eltern klar sehen wie schlau oder dumm deren Kinder sind. Das wird dann wie ein Flächenbrand weil Schüler viel preisgünstiger und viel schneller messbar!!! schlauer werden und Sozialabgaben und Steuern bezahlen als bisher wo sowas keinen zu interessieren scheint.

     

    Und wir waren auch 30 in der Klasse.

  • EL
    Ernst Lehmann

    Retten wir nun auch noch die Realschule, indem wir sie nicht mit der Hauptschule zusammenlegen.

    Die Hauptschule funktioniert nur noch auf dem Land, in den Städten ist schon längst kein Lernen mehr möglich, hier die Klasse den ganzen Tag mit Integrationsleistungen beschäftigt...

    Zynisch aber wahr, die Hauptschulee hilft wenigstens den Mittelschichtskindern, nicht alle Chancen zu verbauen, indem sie dadurch auf der Realschule ein einigermassen vertretbares Lernklima zulässt.

  • LU
    Lehrerkind und Refrendarpartner

    die Schüler müssen imemrhin für das Zentralabitur fit gemacht werden. Mit 30 Schülern pro Klasse kann ich mir da eine Individualbehandlung nur mit 1-2 zusätzlichen ausgebildeten(!) Assistenzlehrern vorstellen. Ich fand damals schon 25 Schüler/Klasse an meiner Schule krass. Was erwartet man denn, wenn man das Bildungssystem kaputt spart?!

     

    Ein Beisplei: was passierte nach der letzten Wahl in Bremen (dessen probleme bekannt sind) ?!

    Lehrerstellen wurden gekürzt... no comment

     

    Also Refrendar möchte ich nicht sein... die Burn-out-Zahlen sprechen Bände. Mich wundert nur, dass das alles so hingenommen wird. Seit meiner eigenen Schulzeit wird nichts besser, von "Smart-Boards" mal abgesehen ;)

    Eltern schieben wahrscheinlich alles auf die Lehrer...

     

    armes Deutschland. Wenig Kinder und die auch noch "dummgespart". Bin ich froh, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen!

     

    Schönen Gruß

  • DJ
    Dirk Jäckel

    Ich kann in diesem Land nur jedem abraten, Lehrer zu werden, und bin heilfroh, selbst auf die "Privilegien" des Lehrerberufs verzichtet zuhaben. Es ist nun mal nicht einfach, nachdem man 30 teils Lernunwillige irgendwie bändigen musste und sich mit entweder desinteressierten oder selbstgerechten Eltern herumplagen musste, sich von Politikern (Schröder) oder Journalisten die eigene Unfähigkeit vorhalten lassen zu müssen. Und wenn ich das doppelte verdienen würde - das täte ich mir nicht an.

    Nebenbei ist mir völlig unklar, wie man ein Fach wie Mathe auf Dauer besonders locker und spaßig gestalten sollte, ohne dass darunter der Lernerfolg leidet.

  • R
    reblek

    Für einen Text, in dem es u.a. um Schreibkompetenz geht, sind die vielen Fehler ziemlich peinlich, oder? "von drei Neuntklässlern" wäre richtig. Der Kommastreuer erreicht ziemlich häufig die richtige Stelle, häufiger aber die falsche oder aber die richtige Stelle nicht. Es schreibt sich "selbstständig". Hinter dem Doppelpunkt geht es nur dann mit einem Großbuchstaben weiter, wenn ein vollständiger Satz folgt.

  • L
    Lothar

    Aber der Dirigismus der Lehrer hängt doch genau mit den Dingen zusammen, die am Anfang des Artikels so gelobt werden: Schulzeitverkürzung, Standardisierung, Verstärkung frühkindlicher "Förderung" - all das Entwicklungen, die auf noch mehr Standardisierung, auf Verstärkung des "Schulischen" in der Schule, auf "Verschulung der Schule" hinauslaufen! In dem System, das immer behauptet, es wolle sich individualisieren, aber stattdessen immer stärkere Zwänge setzt, ist es völlig logisch, dass keine freie Lernkultur entwickelbar ist. Es ist deprimierend, wie oberflächlich - mal wieder - hier berichtet wird. Wie blind der Artikel ist für eine echte Bildungskritkik, wie stark er den gängigen, ganz falschen "Leistungs"-Begriff übernimmt, um sich dann zu wundern, dass die durch und durch fremdbestimmten Schüler nicht mit ihren Lehrern zufrieden sind! Tretet mal konsequent für Kinderrechte, eigentlich: Bürgerrechte ein, entwickelt einen gesellschaftspolitisch reflektierten Bildungsbegriff (beides läuft übrigens auf Abschaffung der Schule hinaus), und beendet diese unsäglich flache Schreiberei über Schule!

  • S
    Schlumpf

    Mein CV in kurz:

    Grundschule Realschule Abitur(2.Bildungsweg) Studium Job

     

    Ich darf also etwas zum mehrgliedrigen Schulsystem sagen, weil ich damit Erfahrung habe im Gegensatz zu den meisten Theoretikern.

    Unser Schulsystem in D bietet jedem die Möglichkeit zu studieren. Man muss es wollen.

     

    Und das die Fachleute der OECD meinen es gäbe keine erprobtes Mittel bei Risikoschülern... Doch, das gibt es. Das gibt es seit hunderten Jahren: Eltern, die ihre Kinder erziehen und sich dafür interessieren, was ihr Kind in der Schule macht.

     

    Und die Defizite, die ein Kind aus einer bildungfernen Schicht hat, holt es an einer Schule nicht auf. Niemals. Leider. Der einzige Weg das zu verhindern ist die Kinder in die Kindergärten zu zwingen - a la Skandinavien. Aber Zwang ist ja auch böse....

     

    Es werden sich hier wieder die falschen angesprochen fühlen - wie immer.

  • Q
    Qwerty

    Gähn, die pösen Lehrer mal wieder. Beamtenstatus abschaffen und kündigen!

    Bestandsaufnahmen sind schön und gut aber ohne konstruktive Vorschläge nach dem xten Mal einfach nur noch überflüssig.

  • M
    Mari

    verbessert? Jeder 4. Jugenliche mit 15 kann mittlerweile schlecht rechnen, lesen, schreiben.Seit Jahren das werden die Schulssysteme refomiert und umexperimentiert. Was allerdings ideologisch gewollt, im Trend und überhaupt nichts mit der negativen Entwicklung zu tun hat.

  • EW
    E-Learning wäre besser

    Bildung mit Computerhilfe wäre kollaborativ wie Wikipedia und gerechter weil das Geld kaum noch einen Unterschied gebacken kriegt.

    Leider will das keiner.

    Wie das aussieht sieht man in der iPad-Apple-Werbung ansatzweise.

    Gute Pisa-Tests wären kostenlos und jederzeit. Die muss man dann machen wenn man sich bewirbt. Noten sind egaler als Perzentile Verteilung. Die 10% besten bei bestimmten Aufgabenkomplexen für den jeweiligen Beruf(Prozentrechnen, verständliche Formulierungen, wenig Fehler in Schrift, mitdenken, ...) lädt man dann ein. Leider sind Gewerkschaften nicht interessiert.

    Investitionen: 0. Einsparpotential: Gigantisch.

    Es ist auch egal wo man zuschlägt: Scientology-Nachhilfe, Berufsbildung, Ikea-Anleitungen, richtige Schule, Berufs-Schule,... . Die Erfolge, Erfolgskontrolle und Geld-Einsparungen wären sofort vorhanden.

    Am Internet-Kühlschrank sieht man eine Punktwolke die eigenen Leistungen oder die der Kinder im Vergleich mit allen anderen der Referenzgruppe (weltweit, in derselben Straße, nur in der Rütli-Schule, alle gleichen Ausbildungs-Studienganges...) in der man um was-auch-immer kämpft stehen.

    Finanzieren tut es sich freiwillig weil jeder nur ein wenig machen braucht. So wie Wikipedia aber massivst disruptiver.

    Stattdessen jedoch trivialpatentieren sich Microsoft, Trolle und Apple Schulbildung. Weil ein Schüler eigentlich nicht mehr wissen braucht, als wie man eine Waffe hält und die Feinde Amerikas bekämpft. Alles andere (Lesen, Schreiben, Prozentrechnung, Leute belabern, selber Mitdenken, ...) kann die kapitalistische Industrie selber finanzieren. Auch dieser Weg würde jeden Staatshaushalt entschulden.

    Rot-Grün hätte ELearning schon 1999 einführen müssen.

    Schulferien sind wann man will. Man sieht ja an den Zeugnissen die Leistungen und Referenz-Punktwolken der anderen Bewerber und Schüler weltweit/deutschland/landes...-weit. Lehrer sind dann für Spezialfälle die es nötig haben.

  • M
    Maria

    Schade, dass auch die taz PISA kritiklos annimmt.

     

    Fragt sich denn keiner, was PISA eigentlich will? Wer die "Studien" überhaupt in Auftrag gibt?

    Stört es denn niemand, dass PISA sogar bewusst sagt, dass sie den Bildungssektor privatisieren will? Was heißt Privatisierung von Bildung? Richtig, Privatschulen!

    PISA will keine bessere Bildung, PISA will die Ökonomisierung von Bildung. Und das sagen sie sogar, sie machen keinen Hehl daraus!

     

    Bei anderen Bildungsvergleichen schneidet Deutschland nicht schlecht ab, komisch-oder?

  • L
    lounger

    "zwei Dutzend Jungen und Mädchen"

     

    Schön wär es. Hier in Hessen sind in der Unter- und Mittelstufe 29-31 junge Menschen normal ...

    Fakt ist je kleiner die Lerngruppe umso besser können Lehrkräfte auf indiviuelle Bedürfnisse eingehen. Und um so teuerer wird es.

    Wer die Rahmenbedingungen nicht ändert - und dass heist Geld in die Hand nimmt - hat wenig individualisierten Unterricht, gestresste Lehrer, etc. ...

    Das Notensystem und dreigliedriges Schulsystem sind im Vergleich dazu unbedeutend, wenn auch nicht hilfreich.

     

    Gruß aus der Praxis