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■ KURZMELDERDe Hadeln für DEFA-Rettung

Für den Erhalt der DEFA-Studios in Babelsberg und anderer Einrichtungen der Filmkultur der Ex-DDR hat sich Moritz de Hadeln, Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin, ausgesprochen. »Die Zukunft der Babelsberger Filmstudios ist von europäischem Interesse. Sie ist entscheidend für die Glaubwürdigkeit Berlins als Produktionsstätte«. Diese Studios hätten neben denen in München und Hamburg durchaus Existenzberechtigung, zumal »der Wert einer Filmproduktion nicht nur in ökonomischen Größen berechnet« werden sollte. »Mit der Fortsetzung einer Politik, die wie ein Bulldozer über alles hinwegrollt, was in der ehemaligen DDR bestand — selbst über Wertvolles und Erhaltenswertes —, sind die Verantwortlichen im Begriff, eines der berühmtesten und ältesten Filmstudios Europas zu liquidieren«, stellt de Hadeln fest und verweist darauf, daß auch die Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg und das DEFA-Dokumentarfilmstudio von Auflösung bedroht sind und das Staatliche Filmarchiv der DDR, eine der größten Filmsammlungen der Welt und ihrem wissenschaftlichen Standard nach eine der modernsten Einrichtungen ihrer Art, »einfach zu einer Zweigstelle des Bundesarchivs Koblenz geworden« ist. Das Festival erhalte gegenwärtig zahlreiche besorgte Anfragen aus dem Ausland zur Zerstörung bedeutender kultureller und künstlerischer Einrichtungen der ehemaligen DDR. In dieser Situation stünde sein Schweigen im Widerspruch zu seinem Engagement für den qualitativen Film und dessen Schöpfer, unterstreicht der Festivaldirektor. Moritz de Hadeln setzte sich für den Erhalt des DEFA- Dokumentarfilmstudios ein: »Ein demokratisches Land wie Deutschland muß heute als unverzichtbares Element des eigenen Pluralismus Möglichkeiten bieten, daß auch gesellschaftlich kritische Dokumentarfilme produziert werden können, die nicht unbedingt der Meinung der Mehrheit entsprechen«, heißt es in der Erklärung. Diese Art der Toleranz gegenüber unterschiedlichen Ansichten sei keine Mildtätigkeit, sondern beweise vielmehr die Souveränität einer Nation. Die Presseabteilung der Berlinale machte bei der Verbreitung der Erklärung darauf aufmerksam, daß es sich »um eine persönliche Stellungnahme« von Festivaldirektor Moritz de Hadeln handle, »unabhängig von der Berliner Festspiele GmbH und den verantwortlichen Institutionen der Filmfestspiele«.

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