David Joram über die 222-Millionen-Ablöse für Fußballer Neymar: Irre, aber kein Wahnsinn
In Euro: 222 Millionen. Das bekommt der FC Barcelona für den brasilianischen Fußballer Neymar. Wahnsinn! So sagen Fans und Funktionäre, ausgenommen natürlich die von Paris Saint-Germain (PSG), die den irren Deal eingefädelt haben. Aber was daran ist eigentlich so irre?
Zunächst mal ist der schmale 25-Jährige ein Kicker seltener Prägung. Finten- und trickreich, torgefährlich und mannschaftsstark. 186 Spiele, 105 Tore, 80 Vorlagen. Neymar hat in Barcelona bewiesen, dass er Extraklasse besitzt wie Messi oder Ronaldo. An der Seine wird er genauso reüssieren. Vielleicht schließt die gute, aber bislang nicht überragende Pariser Mannschaft mit ihm die Lücke zu Barcelona, Real und dem FC Bayern, den Big Playern der letzten Dekade.
Wirtschaftlich ergibt der Deal ebenfalls Sinn. Neymar ist eine globale Marke, von seiner Zugkraft profitiert der ganze Klub; in Europa, Südamerika, und vor allem in Asien, wo alle Großklubs Umsätze steigern und neue Fans werben wollen. Neymar-Leibchen verkaufen sich besser als Julian-Draxler-Shirts. Ebenso wie potenzielle Werbepartner ihre Millionen lieber für den smarten Brasilianer locker machen als für den unscheinbaren DFB-Spieler. Das Geschäft liebt Glitzer, Neymar liefert.
60 Millionen Menschen haben den Facebook-Account des Spielers gelikt. Sie kommentieren fleißig. Neymars Unterarmtattoo („Family“), Neymars Frisur – und natürlich Neymars Werbepartner. Aus einer Heldenverehrung ohne Maß erwächst schließlich ein (scheinbar) maßloser Preis.
Bezahlen wird der Klubinvestor von PSG, der Qatar Sports Investment Fund. Er tritt damit das Financial Fair-Play mit Füßen – was der eigentliche Skandal ist. Die spanische Liga will deshalb die Genehmigung verweigern. Ein Klub darf nur so viel ausgeben, wie er einnimmt, so die Regel. Der Neymar-Deal läuft daher so: Die Scheichs überweisen 300 Millionen Euro an Neymar (für Werberechte), der sich dann selbst aus Barcelona wegkauft. Ein Wahnsinn, diese schöne Fußballwelt!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen