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■ DaumenkinoMr. Bluesman

Was tut ein deutscher Filmemacher, wenn er nicht mehr kleckern muß, sondern klotzen darf? Feilt er endlich am Drehbuch, investiert in die Arbeit mit Schauspielern, inszeniert in großem Stil, das heißt nimmt sich Zeit für die Kleinigkeiten, die großen Stil ausmachen? Nein, er kauft ein, in großem Stil, versteht sich: schnelle Autos (Mercedes-Cabrio), teure Möbel, Designerklamotten, einen echten Hollywoodstar (Lloyd Bridges) und eine Blueslegende (B. B. King). Dann gibt er eine Story in Auftrag, in der der Hollywoodstar einen abgehalfterten Gangster und B. B. King B. B. King spielen darf, ein Fotomodell (Deborah Falconer) zu den Klamotten seine schlanken Beine zur Schau trägt und sich mit schnellen Autos zwischen den teuren Möbeln hin- und herbewegt, komplettiert das Ganze mit Sonnyboy Thomas Heinze, holprigen Cocktailpartie- Talks und Verfolgunsjagden in alpinem Ambiente, daß die Reifen hübsch quietschen. Von Kleine Haie zu Mr. Bluesman: Sönke Wortmann, der erfolgreichste Newcomer der deutschen Filmszene, hat seine Chance gründlich vertan. Er wollte Liebe, Action, Eifersucht, man sieht aber vor allem den Willen zur Größe. Da spielt einer Hollywood-Kino, als sei's eine Modelleisenbahn. Nichts gegen schnelle Schnitte, aber warum dann auch noch Werbefilmästhetik? Nichts gegen erlesenes Ambiente, aber muß es gleich nach Möbelgeschäft riechen? Bei Wortmann fehlen bloß die Preisschilder. Das Liebespaar Heinze/Falconer bezieht erst eine Mailänder Luxussuite, bevor es den ersten Kuß wagt. Effekte statt Affekte, große Leinwand, wenig drauf: „Mr. Bluesman“ ist reiner Etikettenschwindel. Das Schielen auf den Mainstream macht auf die Dauer betriebsblind.

„There's always one more time“, spielt B. B. King zu guter Letzt. Die Hoffnung auf den aufregenden, sensationellen, großen deutschen Film geben wir so schnell nicht auf. Auch nicht auf den von Sönke Wortmann. Chp

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