■ Daumenkino: Love Field Nr. 16
Wie eine Roulettekugel kreist die amerikanische Imagination momentan ständig um das Kennedy-Attentat als den neuralgischen Punkt, von dem ab die Chose bergab ging, hinein die „Me- Decade“ der 80erJahre. Nach JFK oder Driving Miss Daisy versucht auch Love Field, den schönen Ivy-League- Präsidenten zum verhinderten Garanten des Kingschen Traums von der Gleichheit aller schwarz-weiß-roten Amerikaner zu machen. Und hier, in Love Field kommt auch die Amerikanerin noch hinzu. Miss Daisy fährt selbst: Michelle Pfeiffer, in ihrer platinblondesten Form, fährt als Jackie-gestylte southern belle mit dem Greyhound Bus – dem demokratischsten Vehikel der Welt – nach Washington zur Beerdigung, wo sie einen intelligenten negro und seine kleine Tochter trifft. Beide haben das ungute Gefühl, daß mit dem anderen irgendwas nicht ganz in Ordnung ist. Weil das auch stimmt, dauert es nicht lange, bis so ziemlich alles, was Beine hat, hinter ihnen her ist. Thelma and Louise hatten eine großartige Sause im Vergleich zu dem, was diese beiden auf den Straßen von Virginia erleben. Eine ziemlich fulminante Angelegenheit für Fans der frühen 60er- Exterieurs und -Garderoben, wenn auch das Ende ziemlich versoapt ist. mn
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