■ Daumenkino: Free Willy
Tierfilme mag man, oder man mag sie nicht, oder man gerät irgendwie hinein, indem es plötzlich heißt: „Tiere schauen dich an“, und dann ist da dies Direkte, dies Regressive, wo man sich, ganz gespenstisch, in dem kleinen Tier wiederfindet, was da blöde auf der Lichtung herumriecht.
Jedenfalls ist hier also Free Willy, und es handelt sich dabei um einen sowohl ökologisch als auch politisch, als auch tierisch korrekten Film über den kleinen Jesse, dessen Mutter sich logischerweise seit Jahren nicht um ihn gekümmert und ihn auf den Lotterstraßen von Seattle allein gelassen hat, und wo es daher völlig verständlich und nachgerade folgerichtig ist, daß der Jung' sich halt was anderes sucht.
Und das ist dann eben Old Willy, ein Kumpel-Killerwal, den Jesse in einem Vergnügungspark trifft, als er sich gerade was zu essen klaut mit ein paar Kumpels. Jesse muß zu Pflegeeltern, die wiederum schicken ihn zum Indianer Randolph (August Schellenberg), einem äußerst strengen, aber zutiefst gutherzigen Indianer, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Randolph erklärt Jesse, daß Willy niemanden mag, aber wie Jesse dann so verlassen Mundharmonika spielt mitten in der Nacht, da wird auch eines Killerwalen Herz (bitte setzen Sie hier selbst den richtigen Genitiv ein) schlapp. Wie der Jung' vor Schreck ins Wasser plumpst, ist's Willy, der ihn sanft wieder an Land bugsiert. Und schon muß ich weinen.
Es muß so gehen: Das Tier ist einsam, das Kind ist einsam, die andern wollen Geld scheffeln aus dem Show-Programm, was das Ergebnis dieser zutiefst zärtlichen Angelegenheit ist, und wessen Auge soll halt trocken bleiben, wenn es dann um Freiheit geht und man sich ziehen lassen muß und der blaue Ozean da liegt und schweiget undsoweiter.mn
„Free Willy“. Regie: Simon Wincer. Mit Jason James Richter u.a. USA 1993, 111 Min.
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