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■ DaumenkinoMaverick

Der Western will nicht sterben und läuft deshalb, wie jeder zähe Flüchtling, in Schlangenlinien dem tötenden Zugriff der TV-Serien davon. Gerade wo dieser Tage wieder Robert Aldrichs Ulzana's Raid im Fernsehen lief, unserer unmaßgeblichen Meinung nach der große schwarze Adler des Genres, fällt einem diese hakenschlagende Metamorphose wieder ins Auge (das steht sicher morgen wieder in der Berichtigung: hoho, Kollegin, Metamorphose, hakenschlagend wie? Hast du's nicht kleiner?) Will sagen: Von den Ultra- Brutalo-Western eines Peckinpah oder eben Aldrich, die entstanden, weil man zugleich über Vietnam reden und darüber schweigen wollte; bis hin zu Der mit dem Wolf tanzt, der die amerikanische Urlandschaft mit schönen weißen Wilden bevölkern möchte, führen verschlungene Pfade. Es werden einfach immer neue Lieder auf die alte Melodie gesungen, was man in dem Ausmaß weder vom Abenteuerfilm noch dem Film Noir sagen kann.

Dieser hier, Maverick, reibt sich vergnügt und schmuddelig an Spielbergs Gründungsmythos Indiana Jones, der eine ähnliche Verschmelzungsoperation zwischen Rot-Weiß versuchte wie schon Mark Twain mit Huck Finn und Indianer Jo.

Ein Maverick ist ein Kerl, der zugleich schneidig ist und wenig auf der Pfanne hat (Tom Cruise hieß „Maverick“ in Top Gun). Dabei ist es furchtbar, wie nett er ist. Mel Gibson, der im Gegensatz zu Cruise über ein Gesicht verfügt (sogar ein australisches), hat seit „The Year of Living Dangerously“ möglicherweise unberechtigt einen Stein im Brett; denn was er sonst so macht, Mann ohne Gesicht usw., läßt um seinen Verstand bangen. Jedenfalls gibt er hier einen Poker-Spieler mit einer Southern Belle als Gegenspielerin, die sich mit allen Wassern gewaschen hat. Wenn Jodie Foster im Südstaatenakzent auf seinen eher kümmerlichen Pistolentrick zu ihrem doofen Nachbarn sagt: „Was that fast? I thought that was fast!“, dann ist das nicht nur ziemlich lustig, sondern hier wächst auch zusammen, was zusammengehört: Das Hollywood der Lethal Weapons mit dem Stanford-diplomierten Off-Center, für das die Foster nach ihrem Auftritt als Hure bei Woody Allen und geoutete Lesbe stehen tut. Hinzu kommt ein Indianer (gespielt von einem gewissen Graham Green, der zwar in Tracht & comme il faut auftritt, sich aber insgeheim kaputtlacht („Friedenspfeife? Hihi!“). Daß Maverick selbst einmal eine Serie war, von 1957, damals eben mit James Garner, der hier als Bösewicht dabei ist, und der sich damals aus der Serie herausklagen mußte – tut nix zur Sache. Schon der satten Himmel wegen. Unbedingt mit Hut reingehen. mn

„Maverick“, Regie: Richard Donner. Buch: William Goldman. Kamera: Vilmos Zsigmond. Mit: Mel Gibson, Jodie Foster, James Garner. USA 1994, 129 Min.

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