■ Daumenkino: Flucht aus Absalom
„Haben wir eigentlich was zu diesem doch wohl sehr teuren und wichtigen Film, Flucht aus Absalom“, fragten Kollegen noch gestern zartbitter, und siehe da, here comes: Unter dem Motto „nichts ist primitiver als die Zukunft“ wird hier eine hybride Kreuzung aus Sci-Fi und Gefängnisfilm präsentiert, die aber angedockt ist an die großen „Ein Mann befreit sich“-Epen der späten Fünfziger/frühen Sechziger, also vor allem Spartacus oder Exodus oder gar Ödipus Wrecks. John Robbins, ein Marineoffizier (gegeben von dem immer noch schönen Ray Liotta, der als paranoider Kokser in Scorseses Good Fellas zu begeistern wußte) – hat seinen Vorgesetzten ermordet und wurde deshalb nach Leviticus verbracht, einem Hochsicherheitstrakt, dessen Name allerdings schon genauso altertümeln soll wie die Zustände auf der Tropeninsel Absalom, auf die Robbins versetzt wird, weil er sich mit dem brutalen Gefängnisaufseher gehauen hat.
Auf Absalom nun sind die Verhältnisse endgültig retrograd. Robbins „entdeckt sehr bald, daß die Insel in zwei Lager gespalten ist. Auf der einen Seite leben die Insider, die ihr karges Leben so angenehm wie möglich gestalten und eine eigene kleine Kommune aufgebaut haben. Auf der anderen Seite herrschen die Outsider, menschliche Underdogs von der übelsten Sorte.
Foto: Verleih
Total Recall? Ja! Die Frau, die Aliens – Die Rückkehr, Terminator und The Abyss produzierte, Gale Anne Hurd, hat sich hier im Einklang mit Regisseur Martin Campbell einen alten Hippie-Traum verwirklicht; daß die Kleinkommune innen und die anderen außen liegen und daß man so bedrohlich für sie ist, daß sie einen bis aufs Messer bekämpfen müssen – vergeßt Woodstock, hier kommt Absalom, mit Bikern, Skinheads, Primitiven, Techno-Warriers und Moles. mn
„Flucht aus Absalom“, Regie: Martin Campbell, Kamera: Phil Meheux, mit Ray Liotta, Lance Henriksen, Stuart Wilson. USA 1994, 120 Min.
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