■ Daumenkino: When a man loves a woman
Am Anfang hat man nur ein sehr diffuses Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmt mit diesem lustigen Paar aus San Fancisco: ihr Lachen ist ein bißchen zu schrill, die Gespräche sind seltsam knackig- kurz, es wird sehr viel mit den Achseln gezuckt und ziemlich rasant zum Wochenendausflug nach Mexiko gefahren. Dort sind sie glücklich, so glücklich, daß Alice (Meg Ryan) sich einen antrinkt, ins Wasser plumpst und fast ersäuft. Er, Michael (Andy Garcia) ist Pilot. Er verdient das Geld, er legt sie ins Bett, er baut sie auf, wenn sie fällt, und sie fällt oft: Plötzlich ist klar, daß Alice, die fröhliche mit den Zwinkeraugen, das hat, was man ein Alkoholproblem nennt. Irgendwann schlägt sie ihre Tochter, danach fällt sie durch die Duschkabine (in der sie in „Psycho“ noch erstochen worden wäre) und liegt in den Scherben. Ab in die Klinik, Alkoholikergruppen: „Mein Name ist Alice, ich bin Alkoholikerin.“ Michael bleibt perfekt: Er weiß, daß er „unser Problem“ sagen muß, daß er ihr klarmachen muß, daß es ihm nichts ausmacht, wenn sie nach der Klinik ein bißchen weniger luschtig ist etc. Er hält alles aus, bis ihr irgendwann klar wird, daß er genau davon lebt: Nach dem Motto „Wo lassen Sie erleben?“ hat er sich, für seine eigene unartige Seite, einen Loser gesucht, der sich an seiner Statt danebenbenimmt. Sehr umständlich, für einen Hollywood- Film fantastisch langsam, robben sie sich an diese Zwickmühle heran: das altbekannte „ich muß so stark sein, weil du so ein Versager bist“ versus „ich bin so ein Versager, weil du so stark bist“.
Man merkt diesem Film deutlich an, daß sich bestimmte Grundregeln der Psychohygiene gerade an der Westküste Amerikas sehr viel breiter durchgesetzt haben als hierzulande. Nicht einmal die Therapeuten in dem Film sind lächerlich. Natürlich hat Zbiginiew Preisner die Musik gemacht (Kieslowskis Mann für himmlische Heerscharen). Natürlich gibt es einige Tear-Jerker, gerade die Szenen mit den Kindern, aber es ist doch auch zum Heulen! mn
„When a man loves a woman“, Regie: Luis Mandocki, Buch: Ronald Bass, Kamera: Lajos Koltai, Musik: Zbiginiew Preisner. Mit Andy Garcia, Meg Ryan, Ellen Burstyn, Lauren Tom u.a., USA 1994, 111 Min.
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