■ Daumenkino: Basketball Diaries
Jim Carroll machte sich im New York der 60er Jahre mit Drogen, Schreiben und Musik einen Namen als Underground-Star. Er führte seine „Basketball Diaries“ im Alter von 13 bis 16 Jahren. Er war 28, als er sie mit Widmung an die Freundin Patti Smith offiziell veröffentlichte. Die „Diaries“ kursierten als kultische Raubdrucke, er hatte Gedichtbände veröffentlicht, arbeitete als Journalist. Später sollte er mit der Jim Carroll Band erfolgreich Platten machen, es gelang der Hit „People Who Died“.
Seitdem sind einige Drehbuchautoren daran gescheitert, die „Diaries“, eine minutiöse Auflistung von Drogenerlebnissen, Beschaffungskriminalität und juvenilen Selbstreflexionen, nachzuerzählen. Denn die „Diaries“ haben keinen Plot, sie sind nicht mal ein Bildungsroman; sie wollen nirgendwohin.
Auch Bryan Goluboffs Script für den Regiedebütanten und Musik-Clip-Filmer Scott Kalvert verfehlt Carrolls Intention. Trotz beeindruckender Schauspieler wie Leonardo DiCaprio oder Mark „Marky Mark“ Wahlberg wird aus einer kindlichen Suche nach Reinheit eine Drogenkarriere mit erhobenem Zeigefinger. Die Hälfte des Films hat Goluboff frei erfunden, so einen väterlichen Freund, der beim erfolglosen Entzug hilft, oder eine Haftstrafe, in der Carroll schließlich von den Drogen wegkommt. Nichts davon im Buch, die „Diaries“ beginnen mit Drogenexperimenten eines hoffnungsvollen Basketball-Talents und enden mit einem Drogenabhängigen, der die Hoffnung nicht aufgegeben hat. „I just want to be pure ...“, der allerletzte Satz der „Diaries“ hat zwar als Dialogzeile im Film Eingang gefunden, nach seinem Geist sucht man vergebens. to
„Jim Carroll – In den Straßen von New York“. R: Scott Kalvert; B: Bryan Goluboff; USA 1995, 102 Min.
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