■ Daumenkino: Der verrückte Professor
Bei Jerry Lewis waren es die Zähne, die er wie ein Ackergaul vor sich her schob. Als „Nutty Professor“ mußte er sich 1962 selbst parodieren – und sprang statt als verwandelter all american boy wie ein wildgewordener Handfeger durch die Kulissen.
Bei Eddie Murphy sind es 50 Kilogramm Latex, die er sich von Special-effects-Spezialisten um Hüfte, Bauch und Schenkel hat verteilen lassen. Das wabbelt alles ganz anständig an ihm herum und bringt Murphy in einige zwischenmenschliche Unpäßlichkeiten. Denn das Remake von „Nutty Professor“ handelt mehr von Liebesdingen. Murphy klont allerlei Unsinn zusammen – unter anderem auch ein Mittel gegen die Fettleibigkeit.
Prompt fallen die Latexröllchen aus seinem Gesicht, und aus dem Speck der Tage wird ein passabler Leichtathletenkörper, der Murphy begeistert ausrufen läßt: „I can see my dick.“ Den bekommt man dann aber nicht zu sehen, weil der doppelte Professor mit seiner zweiten Haut auch zwei Herzen durch den Film zu schleppen hat. So macht Sherman Klump, der Dicke, einer jungen Kollegin auf dem Campus zwar zarte Komplimente, aber wenn er dann murphymäßig wohlgeformt dahergerauscht kommt und nur Sex, Sex, Sex will, hat sich das Mädchen längst in sein fettleibiges Hauptego verliebt. Wegen der inneren Werte.
Doch das Mittel wirkt nur für ein paar Stunden, und so schwellen dem Herrn Professor mal die Füße aus dem Schuh, oder seine Lippe wächst sich zum enormen Tellerrand aus. Das alles ist sehr verwirrend, rein technisch ahnt man ja gar nicht, mit wie vielen Effekten so ein Körper verunstaltet werden kann. Nebenher spielt Murphy noch diverse Familienmitglieder in dieser all afroamerican comedy, die allesamt gierig über Hähnchenkeulen herfallen und mit Südstaatenakzent in die Gegend furzen. Das ist mitunter etwas unappetitlich, klingt aber manchmal auch rhythmisch sehr flott, fast schon wie HipHop. Harald Fricke
„The Nutty Professor“. Regie: Tom Shadyac. Mit Eddie Murphy, Jada Pinkett, Larry Miller. USA 1996, 95 Min.
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