Das wird der Monat, der wird (4): Probe mit Laufbandpanzern
VORSCHAU Heute mit dem ersten Hungerast eines Fahrrades, Laura Dahlmeiers Haubitzenberglauf und dem Terroristen Lukas Podolski im türkischen Knast
Kitzbühel, 2. April. In der Morgendämmerung ist Franz Beckenbauer verschwunden. Der Sommermärchenonkel von 2006, der durch eine Lebend-Metamorphose zur weisen Eule reinkarniert war und seitdem reglos sinnend auf einem Baum saß, habe sich „ganz plötzlich aufgelöst“, so eine Augenzeugin. „Der Kaiser“, vermuten Monarchie-Forscher der Uni Salzburg, habe sich „in einem inneren Transformationsprozess entmaterialisiert“. Womöglich wolle er mal wieder eine Runde Golf spielen. „Eine Eule ist ja selbst ein Birdie. Vielleicht hat er eine Wildcard für die Masters in Augusta nächste Woche.“
Ulm, 8. April. Uli Hoeneß, Basketball-Impresario des FC Bayern, kontert den, wie er sagt, „Scheißesturm im Netz“. Seine rot-weißen Korbhelden hatten eine prallbrüstige Frau mit der Trikotaufschrift „We like big cups“ für ein Ligamatch werben lassen – ausgerechnet am Frauentag, dem 8. März. Jetzt zieht Hoeneß beim Match der Bayernbasketballer in seiner Heimatstadt Ulm blank und präsentiert die Pracht seines nackerten Hinterns. Der Slogan „Wir beide wollen dicke Pokale. Eure Kritik geht mir am Arsch vorbei“ befriedet die Debatte indes nicht nachhaltig.
Augusta, 9. April. Niedliche Einlaufzwerge im Fußball und die nuckelnde Brut auf dem Arm bei Siegesfeiern von Sportlern sind üblich geworden. Jetzt schleppt US-Golfprofi Dustin Johnson nach dem Masters-Gewinn nicht wie sonst seinen zweijährigen Sohn Tatum zum Erstinterview aufs Grün, sondern zeigt Ultraschallbilder seines zweiten Sohnes, der im Sommer erwartet wird. „Da, er freut sich mit, it is so toll, isn’t it?“ Unicef rügt ihn wegen der „Eskalation beim Missbrauchsfirlefanz von ahnungslosen Kindern im Sportbusiness“. Firlefranz Beckenbauer („Ja mei, sind’s doch nur die niedlichen Kleinen“) war am Cut gescheitert und schwebt zurück auf seinen Baum.
Alpenglühn, 10. April. Die Biathlonsaison ist beendet und damit die Siegesserie von Laura Dahlmeier. „Im trostlosen Sommerhalbjahr“ will sie sich in neuen Disziplinen mit Ausdauer und Schießkunst weiterbilden und stellt erste Projekte vor: Pistolenrollschuh, Gleitschirmdrohnern, Haubitzenberglauf. „Derzeit experimentieren wir auch mit Unterwasser-Uzis und Laufbandpanzern.“
Lüttich, 23. April. Erstmals bekommt ein Fahrrad einen Hungerast. Beim Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich fällt der Führende, Andre Greipel aus Rohrstock, kurz vor dem Ziel weit zurück. „Da oben in diesen Ardennen habe ich einfach keine Steckdose gefunden. Was heißt überhaupt Strom auf Belgisch?“ Die Veranstalter beschlagnahmen seinen Nano-Elektromotor im Rahmen und sperren Greipel zwar nicht ein, aber saisonlang.
Tokio, 26. April. Gleich nach Ende der Skisprungsaison startet Noriaki Kasai das Sommertraining. „Ich bin fit wie ein frisch knospender Kirschblütenzweig“, sagt der präsenile Japaner kurz vor seinem 45. Geburtstag. Der älteste Kicker der Welt kommt auch aus Japan: Kazuyoshi Miura hat gerade mit 50 Jahren und 6 Tagen in der2. Liga den Weltrekord von Stanley Matthews als ältestem aktiven Fußballprofi überboten. „Wenn wir uns im Vorreifezustand schon zur Ruhe setzten“, sagt Kasai, „hätten wir ja ein halbes Jahrhundert Rentnerdasein vor uns. Undenkbar.“
Istanbul/Kobe, 27. April. Lukas Podolski, UN-Botschafter des Lächelns, erklärt sich „tief jerührt von dem Kaas-Ei“ und verlängert seinen neuen Vertrag beim japanischen Erstligisten Vissel Kobe bis 2050. Nur der Beginn wird dauern: Wegen „anti-osmanischer Fahnenflucht von seinem Klub Galatasaray“ sitzt Podolski, „dieser terroristische Yücel des Fußballs“ (Präsident Erdoğan), in U-Haft. Derweil ist Manni Burgsmüller, 67, wieder im Training. Der Bremen-Profi hatte noch mit 40 Jahren Tore geschossen, so im Pokalfinale 1990. „Als Spätjunior bin ich schon in Gedanken bei dir, Japan.“ Bernd Müllender
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