■ Slalom: Das späte Erwachen des Alberto Tomba
Lillehammer (dpa/taz) – Als Alberto Tomba im ersten Lauf des Slaloms noch etwas unausgeschlafen die Piste hinunterdöste und nur auf dem zwölften Rang landete, hätte niemand gedacht, daß er das Kunststück von Albertville wiederholen könnte, als er im zweiten Durchgang fast zwei Sekunden gutmachte und noch Silber gewann. Doch genau das tat der wilde Albertone auch diesmal. Wie von einer Horde italienischer Journalisten gehetzt, raste der nunmehr erweckte Tomba zu Tal, durfte sich am Ende erneut mit Silber schmücken und ließ es sich auch nicht verdrießen, daß ihm der Sieg nur um ein paar Wimpernschläge entgangen war. Ausgelassen jubilierte er im Zielraum und hob gemeinsam mit dem drittplazierten Slowenen Juri Kosir den österreichischen Gewinner Thomas Stangassinger großmütig in die Lüfte.
Begünstigt wurde die Aufholjagd des 28jährigen Italieners durch die Nervenschwäche seiner Kontrahenten. Sowohl der nach dem ersten Lauf drittplazierte Peter Roth aus Königssee als auch der Zweite, der Norweger Kjetil-Andre Aamodt, scheiterten bereits am zweiten Tor. Lediglich Thomas Stangassinger konnte dem Tomba-Ansturm standhalten, auch wenn sein komfortabler Vorsprung von fast zwei Sekunden auf 15 Hundertstel schmolz.
Der 29jährige Armin Bittner hatte seine Hoffnungen schon nach sechs Sekunden des ersten Laufes begraben müssen. Beim dritten von 74 Toren verlor er das Gleichgewicht und schied ebenso wie der Luxemburger Marc Girardelli aus. „Da fällt mir nichts mehr zu ein, traurig“, lautete zunächst sein Kommentar, dann fiel ihm doch noch was ein: „Für mich geht die Welt nicht unter.“ Ähnlich sah es auch der 33jährige Peter Roth: „Es gibt Wichtigeres im Leben.“
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