Das große Preisausschreiben: Erkennen Sie das Urinoir?
■ Eine Kasseler Galerie rätselt über zeitgenössische Kunst
Haben Sie Schwierigkeiten mit der Moderne? Martin Schmitz aus Kassel hat welche, und er hat auch eine Galerie und einen Verlag. Jetzt veranstaltet die Galerie ein Preisausschreiben, für das die Gewinne vom Verlag gespendet werden. Unter den Einsendungen mit den richtigen Lösungen werden sieben Buchpakete im Wert von je 200 Mark sowie 14 Trostpreise verlost. Das Ganze will nicht als Steuertrick verstanden werden. Doch neben der verschachtelten Sachlage verhält es sich mit den Fragen ungleich komplizierter: Schmitz sucht die Namen überbewerteter Künstler und künstlerischer Newcomer der Gegenwart. Dazu Martin Schmitz: „Das kann ich auch, sagt der Laie oft abfällig über moderne Kunst. Dieser Satz muß aus seinem negativen Zusammenhang verschwinden.“ (Whatever that means.)
Also, um's kurz zu machen: Um welche zeitgenössischen KünstlerInnen handelt es sich?
A: „In der Mitte eines Raumes liegt flach auf zwei Holzböcken die herausgetrennte Frontscheibe einer renommierten Galerie. Im Laufe der vierwöchigen Ausstellung sammelt sich Staub auf der Glasfläche. Einmal in der Woche wischt je einer von vier Kuratoren in ritueller Aktion den Staub ab.“ B: „Aus einem mittelstarken Baumstamm ist ein Schupo herausgemeißelt worden. Deutlich erkennbar sind die Spuren des Werkzeuges, mit dem das Holz bearbeitet wurde. Mit dem Pinsel wurde der Figur eine stumpfe Farbe gegeben und eine Uniform angemalt. Im Museum steht der Torso auf einem weißen Sockel.“ Das war doch ziemlich einfach, aber nun zu C: „Die Wände des Ausstellungsraumes sind mit großformatigen, sehr teuren Keilrahmen behängt. Die 100 Bilder ähneln sich sehr. Sie unterscheiden sich in der Farbe, aber weniger in der Anordnung der Farbflächen. In einem anderen Raum ist gleich auf einer Blechfläche gemalt worden.“
Sollten Sie, liebe LeserInnen, wirklich alle drei Namen kennen, ihren eigenen sauber und deutlich schreiben können und eventuell an Büchern von Filmemacher Heinz Emigholz, dem Designer Andreas Brandolini oder den getexteten Künstlerelaboraten der Gruppe Die Tödliche Doris, wenn nicht gar Wolfgang Müllers, Interesse haben, dann nix wie los: Einsendeschluß ist der 31. Dezember, damit's schwungvoll mit Kunst ins neue Jahr geht. Die Post aber bitte nicht der taz-Redaktion schicken, sondern an:
Martin Schmitz / Galerie & Verlag; Pferdemarkt 1a; 34117 Kassel.
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