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Archiv-Artikel

Das gibt zu denken

Anne Will, 41, ARD, Wiederentdeckerin des Normalos im deutschen Talk, hat die Seiten gewechselt. Sie ist jetzt eine von ihnen, ein Rädchen in der gigantischen ARD-Love-Machine, in der sich alle so doll lieb haben, dass sie sich ständig gegenseitig einladen und vor laufender Kamera erzählen, wie doll genau. Schon so mancher wurde in diesen Liebesstrudel gezogen und ward nie wieder mit einer kritischen Frage gehört. Aber Anne? Die mutige Anne, die, alter Klassiker, den Schröder so hart rangenommen hat, dass sein Pressesprecher ihm den Schweiß abtupfen musste?

Zwei Wochen lang hat sie es geschafft, Amor-Struves Pfeil auszuweichen. Sie hat Gäste eingeladen, die was zu sagen hatten – was genau, hat zwar keiner mitgekriegt, weil alle so damit beschäftigt waren, die Aufs und Abs ihrer Augenbraue durchzuhecheln, aber, so viel hat man doch irgendwie gespürt, wichtig waren sie und ja, es gab einen aktuellen Anlass.

Aber dann das. Thema am Sonntag: „Unrecht vergeht nicht, der lange Schatten der DDR“ – unmittelbar nach der Ausstrahlung von „Die Frau vom Checkpoint Charlie“. Hochkarätige Gäste gab’s, allen voran DDR-Expertin Veronica Ferres, die nicht nur schon mal im Osten war, sondern zusätzlich, halt dich fest, eine Frau gespielt hat, die aus dem Osten kommt. So ein Glück aber auch, dass die ARD ausgerechnet dann einen schmucken Zweiteiler parat hat, wenn das Thema ohnehin, völlig unabhängig davon, brandheiß wird.

Lebwohl Anne, schön war’s.