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Das geregelte Leben der Gertie H.

(23 Uhr, ARD) Als er die englische Produktion des Stückes über Gertie H. zum ersten Mal sah, habe er heulen müssen, sagt Regisseur Josef Wild über sein jüngstes Fernsehspiel. Als Vorlage diente ihm nämlich ein Theaterstück des britischen Autors Allan Bennett, dessen Vorliebe für Psychogramme von ganz unspektakulären Menschen er besonders schätzt. Besagtes Ein-Personen-Stück handelt von der Sekrätärin Gertie, einer stets fleißigen und unauffälligen Frau, die wenige Tage vor ihrem Tod aus ihrem Leben zu erzählen beginnt.

„Es geht um eine Frau, die ein Leben lang funktioniert hat, und die eines Tages dadurch, daß sie zum ersten Mal ernstlich krank wird, aus diesem Trott herausgerissen wird. Die Geschwätzigkeit der Gertie H. ist nahezu der Inbegriff des „Singens im dunklen Wald“ und eine besonders bewegende Form verzweifelter Sprachlosigkeit und kontaktloser Einsamkeit. Man muß manchmal fast lachen über soviel Ahnungslosigkeit. Und dann wieder bleibt einem jedes Lachen im Halse stecken, wenn man spürt, daß all dies vielleicht nur der Versuch ist, das Entsetzen vor etwas, dessen Bösartigkeit sie vielleicht doch zu ahnen beginnt, wegzudrängen. Das ist nicht nur rührend, sondern vor allem zu Nachdenken anregend“. So beschreibt Regisseur Wild den Zwei-Stunden-Monolog, den Schauspielerin Christa Berndl heute abend vom Krankenbett aus halten wird.

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