Das Wetter: Besenrein :
Bis auf die angebrochene Tafel Zartbitterschokolade links unter dem Fenstersims war die Stube leer. Generalmajorin Weber-Düffel sah noch einmal in den hölzernen Spind – auch dort herrschte gähnende Leere. Ihr Untermieter, der über Gebühr fesche Hauptmann Schnarrenhof, hatte bereits zum Monatsersten das Techtelmechtel im hinteren, zugigen Teil des Spinds gekündigt. „Nun also bin ich ganz alleine, wenn ich heut Abend aufs Schlachtfeld verlegt werde“, dachte die fragile Mitvierzigerin und schüttelte bekümmert ein wenig Schrotpulver aus ihren Fledermausärmeln. Die luftigen Fledermausärmel waren eine Uniformverschönerungsmaßnahme des Armeechefs und standen in einem unauflösbaren Kontrast zur derben Frotteeunterwäsche der weiblichen Heeresangehörigen. „Wenigstens kratzen die Trägerhemdchen nicht“, schoss es Generalmajorin Weber-Düffel durch den akkurat frisierten Bubikopf. Dann griff sie hurtig und behände zum Besen und fegte die geliebte Stube ein allerletztes Mal vor Kriegsbeginn.
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