Das Wetter: Angewandte Angelologie:
Zwar kennt die theologische Dogmatik allerfeinst ausdifferenzierte Hierarchien geflügelter Himmelsboten, doch ist für den Verbraucher bloß die Unterscheidung zwischen Fleisch- und Daunenengel relevant. Ist der Fleischengel wegen seines zarten Lendenstücks beliebt, wird der Daunenengel ob seines samtweichen Gefieders geschätzt, das entweder zu Kissenfüllungen verarbeitet wird oder im Winter als Schnee vom Himmel fällt. In gastronomischer Hinsicht gilt er jedoch als unergiebig und taugt bloß zum Suppenengel, der – mit Gold, Weihrauch und Myrrhe abgeschmeckt – jedoch eine kräftigende Brühe ergibt. Seit dem Barock ungebrochener Beliebtheit erfreut sich dagegen die fette Putte, deren Schlegel plattiert, paniert und anschließend zum berühmten Puttenschnitzel ausgebacken werden. Vom Verzehr von Erzengeln ist hingegen wegen der Schwermetallbelastung des Fleisches abzuraten. Insgesamt gelten Himmelsboten aber wie alle spirituellen Geistwesen als leichte Kost und können bedenkenlos verzehrt werden.
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