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Das „Werder-Paradies“ ist verloren

■ Lemke melancholisch, schimpft aber auf de Mos / Borowka zu Leeds? / Dörner vorgestellt

Emotionales Durcheinander an diesem Werder-Wochenende: Die Mannschaft spielte wie erlöst beim Hallenturnier in Berlin auf und putzte 1860 München mit einem grandiosen 7:1 vom Platz, und der Manager rechnete in einem Interview mit Aad de Mos ab, gab sich aber gleichzeitig melancholisch: „14 Jahre hatten wir hier das Paradies. Es lief wie am Schnürchen“, erinnerte sich Willi Lemke mit Wehmut. Aber „die Zeit ist unwiederruflich vorbei.“ Und einer aus der alten Garde will nun doch unbedingt den post-paradiesischen Zuständen bei Werder entfliehen. Uli Borowka will heute ein Angebot des englischen Erst-Divisionärs Leeds United prüfen. Dafür wurde gestern abend stolz der neue Trainer Dixie Dörner präsentiert - leider nach Redaktionsschluß.

In der „Welt am Sonntag“ nannte Lemke neben der „ungeheuerlichen Bemerkung“, mit dem Verein werde es nie etwas, vor allem de Mos' Verhalten nach dem Bremer Ausscheiden im UEFA-Cup gegen de Mos' früheren Klub PSV Eindhoven. Da habe der Trainer „bis morgens um halb fünf an der Hotelbar feucht-fröhlich gesessen, mit der Mannschaft, die uns rausgeworfen hat“, zudem habe de Mos sein Versprechen gebrochen, nach Übernahme des Teams zunächst „behutsame Änderungen“ vorzunehmen. Schon auf der Fahrt im Sommer nach Norwegen hätten einige Spieler nicht teilnehmen dürfen, „obwohl vereinbart war, daß die ganze Mannschaft auf Einladung unseres Hauptsponsors fährt“. Man habe dies mitgetragen, weil man einen Trainer „nicht demontieren“ dürfe.Werder hat sich bereits auf eine Zeit ohne Europacup-Einnahmen eingestellt. „Ein oder zwei Jahre kommen wir ohne internationales Geschäft klar. Dann aber müßten wir uns von einigen Stars trennen“, sagte Lemke.

Von einem trennt sich der Verein jetzt schon. Uli Borowka will nach England. Und das darf er auch: „Wir werden ihn auf jeden Fall freigeben“, bestätigte am Sonntag Werder-Manager Willi Lemke. Die Ablösesumme beträgt 250.000 Mark. Borowka hatte auch einen Wechsel zu Manchester-City und Hannover 96 ins Auge gefaßt. Während er beim Zweitliga-Klub absagte, hatte Manchester zuletzt offenbar kein Interesse mehr.

Derweil freut sich Dixie Dörner: „Ich gehe davon aus, daß ich die Mannschaft übernehmen werde. Ich freue mich auf diese Aufgabe“, sagte er in einem Interview mit dem mdr. dpa/taz

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