Das Warten auf den Schlaganfall

■ Morgen beginnt die Handballbundesliga der Männer / Kiel, Schwartau und Flensburg sind dabei

Für die drei norddeutschen Mannschaften in der Handballbundesliga der Männer – Kiel, Bad Schwartau und Flensburg-Handewitt – beginnt morgen wieder der Ernst des Lebens. Schon vor dem ersten Spieltag ist eines sicher: Niemals zuvor sind die Vereine ein so hohes finanzielles Risiko eingegangen wie in der dreizehnten Saison. Die Etats der 16 Erstligisten belaufen sich auf die Rekordsumme von 30 Millionen Mark und nicht wenige unken, daß der ökonomische Schlaganfall nur eine Frage der Zeit ist.

Beim THW Kiel hingegen geht's solide zu: Der Saisonetat (3,7 Millionen Mark) ist zwar der höchste der Liga, dafür kann der amtierende Meister aber auf sein treues Publikum bauen. Bis auf wenige haben fast alle der 7.000 Dauerkartenbesitzer ihre Jahrestickets für die Ostseehalle erneuert. Dennoch blicken die Kieler vor dem Auftakt bei Aufsteiger Eitra (morgen um 19.30 Uhr) etwas ängstlich drein. Nicht ohne Grund, denn vier der ersten fünf Spiele müssen die Zebras auswärts bestreiten. „Wenn wir danach noch Kontakt zur Spitze haben, bin ich schon zufrieden“, übt sich Manager Uwe Schwenker in Bescheidenheit.

Die Kieler Zuversicht wird vor allem durch den Ausfall (bis Januar 1995) des 23jährigen Leistungsträgers Thomas Knorr gedämpft. Durch den Kreuzbandriß seines besten Torschützen ist der THW nicht nur im Angriff geschwächt. „Er war ein Grundstein für unseren Titel“, so Schwenker. Daß Neuzugang Frank Cordes (vom Regionalligisten Eutin) im linken Rückraum Knorr gleichwertig ersetzen kann, ist nahezu ausgeschlossen. Trainer Zvonimir Serdarusic glaubt dennoch an sein Team: „Einige sind mental stark, andere frech.“ Sorgen bereitet ihm vielmehr die durch den Europapokal enorm gewachsene Belastung: Etwaige englische Wochen könnten in der Tat einer Titelverteidigung im Weg stehen.

Von derartigen Sorgen ist die SG Flensburg-Handewitt frei. Die Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison (Pokal-Finalist und Bundesliga-Vierter) muß beweisen, daß die Erfolge keine Eintagsfliegen waren. „Wir wollen uns wieder in der oberen Tabellenhälfte plazieren“, gibt der dänische Trainer Anders Dahl-Nielsen die Marschrichtung vor. Auch Flensburg muß zum Auftakt (morgen um 19.30 Uhr gegen Essen) auf seinen erfolgreichsten Werfer verzichten: Rainer Cordes laboriert noch an den Folgen eines Muskelfaserrisses. Prominentester Neuzugang ist der 104fache Nationalspieler Matthias Hahn (SG Hameln).

Das Schicksal des VfL Bad Schwartau, der Mannschaft um den Vorjahres-Torschützenkönig Peter Gerfen, hängt davon ab, wie schnell der Generationswechsel auf der Spielmacherposition gelingt. In der zweiten Erstligasaison des VfL (morgen um 19 Uhr gegen Magdeburg) soll der 30jährige ehemalige Nationalspieler Wolfgang Winter (kam von Schutterwald) den Polen Daniel Waszkiewicz ablösen, der mit 37 Jahren in den sportlichen Ruhestand treten will. Das größte Problem: Der polnische Trainer Michal Kaniowski muß sieben neue Spieler integrieren.

lno / cleg