: Das Theater der Nazizeit
Vor siebzig Jahren, vom 15. bis 21. November 1936, fand in Bochum ein Theatereignis statt, dessen Schatten bis ins Heute reicht: Die Bochumer Kleist-Festwoche. Die NS-Presse schwärmte, Kleist sei der erste Dramatiker des Nationalsozialismus. Die Woche wurde wiederholt, ihr Kleist-Bild gleich scharenweise von der „Hitler-Jugend“ abgeholt. Fortan galt die Bochumer Bühne als wahrhaft jugendliches Theater, ihre Klassikerpflege wurde mit Gastspielen nach Weimar und 1941/42 in die besetzten Niederlande belohnt. Von all dem spricht die Theaterhistorie kaum. Grund genug, den 70. Jahrestag zum Anlass einer aktuellen Bestandsaufnahme zu machen. Das Bochumer Schauspielhaus, unter Zadek und Peymann in ganz Europa berühmt und begehrt, erlebt heute Einbrüche, die einem Absturz gleichen. Und die Kleist-Woche von 1936 wird von der Intendanz ignoriert – wie alles, was nur entfernt an die Geschichte des Theaterhauses erinnert. STEPHAN BOCK