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Archiv-Artikel

Das Spiel geht zu Ende

Satzball für die Staatsanwaltschaft: Sie erhebt Anklage gegen Ex-CDU-Fraktionschef Landowsky und 13 Manager der Berlin Hyp. Der Vorwurf lautet: Untreue in „besonders schwerem Fall“

VON UWE RADA

Klaus-Rüdiger Landowsky, Ex-CDU-Generalsekretär und Fraktionschef, Ex-Vorstandschef der Berlin Hyp und der Pate des alten Westberlins, darf sich seit gestern auch Angeklagter nennen. Warum, das kann der 62-Jährige in der 750 Seiten starken Anklageschrift nachlesen, die ihm und weiteren 13 Angeklagten des Berliner Bankenskandals von der Staatsanwaltschaft zugeschickt wurde. Der Vorwurf: Untreue in besonders schwerem Fall.

Gegenstand der Anklage sind die Kredite, die Landowskys Berlin Hyp an die Firma Aubis der Ex-CDU-Politiker Christian Neuling und Klaus Wienhold vergeben hat. Mit Hilfe dieser 240 Millionen Euro hatten die Aubis-Manager einen beispiellosen Kaufrausch in Sachen Plattenbauwohnungen hingelegt – zum Nachteil der Berlin Hyp, wie die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift meint. Insgesamt sei der Tochter der Bankgesellschaft Berlin „eine Gefährdung in Höhe von 153 Millionen DM“ entstanden.

Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Bankenskandal, Frank Zimmermann (SPD), sagte gestern zur taz, damit sei der Durchbruch in der strafrechtlichen Aufarbeitung des Aubis-Geschäfts vollbracht. „Die Anklage gegen Landowsky ist der Eckstein“, so Zimmermann. Dabei sparte der SPD-Politiker auch nicht mit Lob an der Staatsanwaltschaft. „Die Anklageerhebung zeigt, dass die Ermittlungsbehörden in der Lage sind, den Hauptverdächtigen vor Gericht zu bringen.“

Bevor es so weit ist, werden aber noch drei Monate ins Land gehen. So lange haben Landowsky und die dreizehn weiteren Angeklagten aus dem Vorstand und dem Aufsichtsrat der Berlin Hyp Zeit, die telefonbuchdicke Anklageschrift zu studieren. Erst dann, sagte der Sprecher der Staatsanwalt, Michael Grunwald, werde über die Eröffnung des Hauptverfahrens und gegebenenfalls einen Termin zur mündlichen Verhandlung entschieden.

Die Kredite an Aubis und eine zeitnahe Barspende von zwei Aubis-Managern an die Berliner CDU hatten die Bankenaffäre in der Hauptstadt ins Rollen gebracht gebracht. An der Bankenkrise zerbrach 2001 die Koalition von CDU und SPD. Die Bankgesellschaft konnte nur durch Milliardenbeträge des Landes vor der Pleite gerettet werden. Um eine vollständige juristische Aufarbeitung zu bekommen, meint Untersuchungsausschuss-Chef Zimmermann, müsse auch noch Anklage gegen den Chef der Immobilientochter der Bankgesellschaft, Manfred Schoeps, erhoben werden. „Sein Handeln ist nach unseren Erkenntnissen strafrechtlich ebenfalls relevant“, sagte Zimmermann.