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Das Simson-Werk hofft auf Treuhandbürgschaft

Suhl (dpa/adn) — Die zum Konkurs angemeldete Suhler Simson Fahrzeug GmbH setzt ihre letzte Hoffnung auf die Treuhand. Nur die Aufrechterhaltung einer Treuhandbürgschaft könne die Produktion und damit die Erfüllung bestehender Lieferverträge sichern, verlautete gestern aus dem Moped- und Motorradbauerbetrieb. Allerdings habe sich die Treuhand bislang nicht zu den mehrfach vorgetragenen Anfragen geäußert, sagte Konkursverwalter Winfrid Andres.

Offenbar wegen der ungeklärten Treuhandbürgschaft hatte die Dresdner Bank, die Hausbank des Südthüringer Unternehmens, nach dem Konkursantrag in der vergangenen Woche die bereits bewilligten und noch ausstehenden Liquiditätskredite in Höhe von fünf Millionen D- Mark zurückgehalten. Zudem vereinnahmt die Bank sämtliche Erlöse des Betriebes, der somit kaum noch über die notwendigen Betriebsmittel verfügt.

Die Arbeiter halten den Betrieb seit Dienstag morgen besetzt. Vertreter der rund 3.500 Beschäftigten kontrollieren das Tor des Unternehmens. „Wir waren gezwungen, zu dieser Kampfaktion zu greifen, um den Abtransport von Material und Maschinen, die noch für die Produktion gebraucht werden, zu verhindern“, sagte Betriebsratsmitglied Burkhard Köhler gegenüber 'adn‘.

Beladenen Sattelschleppern wurde die Ausfahrt vom Werkgelände versagt. Bis zum Jahresende haben die Beschäftigten, die auch während der Aktion weiterproduzieren, noch den Auftrag, 2.000 Mopeds in die CSFR zu liefern.

Die unbefristete Besetzung werde nicht eher beendet, so Köhler, bis die Treuhand Betriebsmittelkredite garantiere, die Voraussetzung für die Gewährung von Bankkrediten zur Sanierung des Betriebes und damit den Erhalt von Arbeitsplätzen seien.

Der Betriebsrat wirft der Unternehmensführung vor, monatelang weiter auf die Herstellung des bisher in östliche Länder gelieferten Schmalspurmopeds gesetzt zu haben, das nicht mehr den nötigen Absatz sichere. Die Belegschaftsvertretung habe schon vor Wochen vorgeschlagen, eine Zusammenarbeit mit westlichen Automobilkonzernen anzustreben, um Produktionskapazitäten nach Suhl zu verlagern.

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