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Das SchlaglochEverythings not lost

Kommentar von Renée Zucker

Wie bloß konnte Kafka seine Romane schreiben, ohne je auch nur mit einem einzigen Callcenter telefoniert zu haben? Wie Telefonanbieter Krisen auslösen.

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4 Kommentare

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  • SM
    slow movement

    Sie beschreiben den Wahnsinn richtig, doch gebe ich zu bedenken, dass die Mitarbeiter sich nicht aus Jux und Dollerei in der Callcenter-Hölle von beiden Seiten fertig machen lassen, sondern aus existentieller Not. Wer abspringen kann, tut es! Wer bleibt, der kann nicht. Deshalb sollte, wer immer ss tut, nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Mitarbeiter, sprich, eine gerechtere Arbeitswelt kämpfen, ao aussichtslos das auch scheint.

  • WP
    Wolfgang Poth

    Liebe Rennée Zucker,

     

    Ihr Kommentar trifft voll ins Schwarze. Es gibt in Deutschland zwei Themen, zu denen jeder, den man fragt, stundenlang Geschichten erzählen kann: die Bahn und eben Call-Center, besonders die der Telekommunikationsanbieter. Ziel der Liberalisierung war es, Wettbewerb zu schaffen. Aber wo ist der Nutzen für uns als Kunden, wenn der Wettbewerb offenbar um das größte Maß an Inkompetenz und Ignoranz geführt wird?

     

    Sie beschreiben Ihr Gefühl der Hilflosigkeit und verzweifelten Wut sehr treffend, ich hatte dutzende solcher Erlebnisse. Der Gipfel sind die Sprechmaschinen, die einen durch ein Auswahlmenue von vielen Punkten führen, das man absolvieren muß, bevor man auf die von Ihnen beschriebene gesammelte personalisierte Inkompetenz treffen darf.

     

    Sie schreiben: "Vielleicht fühlt sich ein Herzinfarkt so an.." Ich kann aus eigenem Erleben sagen: Ein Herzinfarkt ist nicht so schlimm, weil man die Gewißheit hat, daß spätestens im nächsten Krankenhaus kompetente und vor allem schnelle Hilfe zur Verfügung steht.

     

    Es wird hoffentlich bald die Zeit kommen, wo ein Unternehmen, das etwas auf sich hält, kein Callcenter mehr beschäftigt.

     

    Mit den besten Grüßen

    Wolfgang Poth

  • JP
    Jürgen Patalong

    Liebe Renée Zucker,

     

    am liebsten möchte ich Ihren Kommentar klauen und für meine eigene Seite bezirkslotse.de verwenden. So schön giftig und wahr ist er. Aber so etwas Ähnliches steht bei mir über die Telekom: "Der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar". Meine Leidensgeschichte ist unendlich länger und ich will sie hier nicht wiederholen. Ich musste die Streikwochen der Telekom buchstäblich durchmachen. Mir wurden 3 Termine mit Technikern zugesagt. Ich wartete 2, 4 und 6 Stunden vergeblich. Keine Entschuldigung, nicht mal ein Anruf. Auch kein Verantwortlicher, den ich hätte verprügeln dürfen. Kafka kam mir in den Sinn wie Ihnen auch. Und Karl Valentin mit seinem Buchbinder Wanniger.

     

    Das Telefon-Problem ist eingekreist, aber noch nicht gelöst. Aber inzwischen kümmern sich ganze Telekom-Abteilungen um mich.

     

    Ich gäbe daher folgende Ratschläge:

     

    1.Die Telekom hat im Gegensatz zu den Billiganbietern wie Alice etc. KOSTENLOSE Nummern für ihre Callcenter. Billig kann bei Problemen durchaus teuer werden.

     

    2.Trotzdem möglichst nicht die Callcenter anrufen. Weitaus besser sind die T-Punkte. Da haben Sie dialogfähige Menschen vor sich, die auch Ahnung haben (zu meinem Erstaunen). Und die sich ihrerseits über die Callcenter beschweren, weil sie deren Fehler ausbügeln müssen.

     

    3.Rufen Sie bei Beschwerden über Telekom und deren Callcenter die Zentrale in Bonn an und verlangen die Beschwerdestelle. Das kostet beim ersten Mal die normalen Telefongebühren. Da ich aber eine Flatrate habe, machte das nichts. Außerdem geriet ich an eine sehr fürsorgliche Mitarbeiterin, die immer wieder von sich aus anrief, um sich zu erkundigen, ob das Problem inzwischen gelöst wurde. Sie hat oft angerufen, da die Probleme in Berlin nicht gelöst wurden und ihre Macht offensichtlich begrenzt war. Aber es hat mir einfach geholfen. Meine Verzweiflung hielt sich fortan in Grenzen.

     

    4.Es gibt die Möglichkeit, bei berechtigten Beschwerden Geld zurück zu erhalten. Am besten wieder zum T-Punkt gehen oder alternativ eine Nummer von der Telekom anzurufen, die auf der Telefonrechnung steht.

     

    Wie gesagt, das Telefonproblem ist noch nicht behoben, aber Alternativen sind bekannt. Ein sehr freundlicher Techniker geht bei mir ein und aus. Ein hochrangiger Ingenieur arbeitet dran.

     

    Aber der Weg dahin war furchtbar. Ich möchte das wirklich nie mehr durchmachen müssen. Von daher habe ich volles Verständnis für Ihre Verzweiflung, liebe Frau Zucker. Ich wünsche Ihnen allzeit gute Verbindungen und null Probleme mit der Technik.

     

    Mit freundlichen Grüßen

    Jürgen Patalong

  • J
    Joachim

    Ich denke, was der Autor hier beschrieben hat, sollte die Konsequenz sein. In Zukunft nur noch Beschwerden schreiben, die klassisch per Brief abgeschickt werden.