ein bisschen liebe: „it‘s jo and danny“ in der schilleroper : Das Private ist das Private
Was fiept denn da in der Landschaft? Hört sich an wie der Soundtrack eines Weltraumfilms aus den 70ern, das Raumschiff ist sehr weit von der Erde entfernt, die nur noch als kleiner blauer Punkt erscheint, und im Inneren des Kolosses haben die Roboter die Macht übernommen und fangen an zu singen.
Fiep fiep, doch plötzlich setzen die Gitarren ein. Gitarren von einer Sorte, die lange nicht mehr ging, darauf stand die Höchststrafe. Volle, satte, „Simon & Garfunkel“-artige Klänge, man spürt so richtig die Saiten, eigentlich geht so was ja immer noch nicht. Und dann legt sich auch noch diese weiche Stimme von Jo Bartlett darüber, und es ist klar, irgendwie sind wir nicht in der Zukunft gelandet.
It‘s Jo and Danny also, in Großbritannien bereits recht bekannt, in Deutschland noch nicht so, aber das soll sich ja ändern. Muss man das hören? Und wenn ja, warum?
Die Sache wird dadurch nicht besser, dass Jo und Danny ein Paar sind, ein Paar von der Sorte, das abgeschieden irgendwo im tiefen Wales wohnt. But We Have The Music, der Titel ihrer neuen Platte mit den melancholisch verhangenen Texten, zitiert Leonard Cohen („We are ugly, but we have the music“), aber der ist eine andere Generation, der darf so was machen. Jo and Danny dagegen sind nicht sehr alt. Vielleicht liegt darin das Problem. Sie sind so jung, dass Punk für sie nur in der Vergangenheit existiert.
Wut auf die Verhältnisse? Ist nicht vorgesehen. Nicht mehr ist das Private das Politische, die Politik selbst ist verschwunden. Wird nicht mehr gebraucht. Wir haben ja uns.
It‘s Jo and Danny sind damit auch nur Beispiele für einen Trend, dabei hätte sich in ihrem Fall ein bisschen Aktionismus vielleicht sogar angeboten. Nachdem ihre erste Platte gut angekommen war, sollte die zweite vom Großlabel BMG produziert werden, doch leider fiel das Projekt „Umstrukturierungen“ zum Opfer. So etwas nennt man wohl die Macht der Konzerne. Was aber taten Jo und Danny? Sie zogen sich aufs Land zurück, luden Musikerfreunde ein und produzierten ihre dritte Platte.
Und ja, es ist eine schöne Platte geworden, die Musik schwebt knapp über dem Boden, schwer fassbar, doch nur halb entrückt. Und die sanfte Stimme von Jo erzählt uns Geschichten über die Liebe und die Nicht-mehr-Liebe und die Sehnsucht. Und es darf alles sein, aber es ist nicht alles. Andererseits haben It‘s Jo and Danny das ja nie behauptet. Und die Zeiten der Referenzmodelle, in denen Pop mehr war als nur Musik, sind auch irgendwie vorbei. Leider. Daniel Wiese
„It‘s Jo and Danny“ + Mitchell Froom: Sonntag, 22 Uhr, Schilleroper