■ Das Portrait: Peggy Antrobus
„Ich bin eine Bürgerin der Karibik“, sagt Peggy Antrobus, „meine Identität ist eine regionale, eine karibische!“ Die 57jährige ist seit 1990 Generalkoordinatorin des Südnetzwerks Dawn (Development Alternatives with Women for a New Era). Diese Lobbygruppe von Feministinnen will die Perspektive armer schwarzer Frauen des Südens – „der Mehrheit“ – in den Nord-Süd-Dialog einbringen. Antrobus lebt in Barbados, wurde in Grenada geboren und ging in St. Vincent und St. Lucia zur Schule. „Unsere Inseln sind sehr klein, und Mobilität ist typisch für uns.“ Sie studierte im englischen Bristol Wirtschaftswissenschaft: „Ich glaubte damals, die Ökonomie hätte die Antwort auf die Unterentwicklung der Karibik.“
Ganz im Sinne der karibischen Mobilität zog sie zunächst mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern von Insel zu Insel, bis sie sich (und ihn) fragte, warum immer er die Richtung des Umzuges angeben müsse. Antrobus war Direktorin des Frauenbüros der Regierung von Jamaica und arbeitete in Barbados in der Weiterbildung mit Frauen.
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Die Feministin hat ihren Glauben an die Ökonomie der Kolonialländer aufgegeben. Gegen das herrschende Entwicklungsmodell setzt sie die Analyse von Dawn, die – „das Private ist politisch“ – den Mikrosektor Haushalt und lokale Gemeinschaft mit der volkswirtschaftlichen Makroanalyse zusammenbringt. Mehr als 2.000 Adressen stehen im Verteiler des Netzwerks, das seit 1984 besteht.
Seither verschafften sich die Dawn-Frauen Gehör bei internationalen Konferenzen, zum Beispiel beim UN- Umweltgipfel in Rio, und im Dialog mit Feministinnen des Nordens, wie jüngst in Bonn bei einer Tagung des Gustav- Stresemann-Instituts und des NRO-Frauenforums (Nicht- Regierungsorganisationen). Dort forderte Antrobus dazu auf, eine feministische Plattform für die 1995 in Peking geplante 4. UN-Frauenkonferenz mit den Frauen des Südens zu erarbeiten. Dabei zeigte sie ihre Stärken: die klare Analyse, die Fähigkeit zur Vermittlung, die Strukturierung von Vortrag und Gespräch.
Peggy Antrobus ist eine Frau, die ihre Position durchzusetzen versteht, selbst wenn sie dabei den Vorwurf in Kauf nimmt, die Anliegen anderer Frauen abzuwürgen: So geschehen im Frauenzelt in Rio, wie es ihr eine Teilnehmerin der Tagung in Bonn jetzt vorhielt. Auch vom Feminismus hat sie ein klares Konzept: Zum Bewußtsein für alle Quellen der Frauenunterdrückung, also auch zum Beispiel aufgrund von Rasse, kommt der Entschluß zur Veränderung. „Und drittens,“ sagt sie, „gehört für mich die Solidarität unter Frauen dazu, egal wie groß die Unterschiede zwischen uns auch sind.“ Marianne Lange
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