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■ Das PortraitFarah Aidid

Foto: Reuter

Er ist einer der gefürchtetsten Kriegsherren Somalias: General Farah Aidid, von dessen Stillhalten gegenüber den US-Truppen der Erfolg der ausländischen Intervention maßgeblich abhängt.

Seine tiefe Abneigung gegen jede Form auswärtiger Einmischung in die somalischen Belange ist paradox – fällt doch der Beginn seiner Karriere als Soldat in die Zeit der UNO-Treuhandschaft zwischen 1950 und 1960. Der hochausgebildete Militär geriet zu den ersten Regierungen des unabhängigen Somalia schnell auf Kriegsfuß. 1969 versuchte er zu putschen – zusammen mit einem Gesinnungsgenossen, der heute im Nordosten des Landes eine „Demokratische Somalische Rettungsfront“ (SSDF) leitet – und scheiterte: Kurz vor ihm putschte ein anderer unzufriedener Offizier namens Mohammed Siad Barre.

Unter Barre wurde Aidid zunächst Armeekommandant in Zentralsomalia; 1975 erhielt er den Botschafterposten in Indien. Als er 1989 in die Türkei versetzt werden sollte, setzte er sich von Barre ab, dessen Tage aufgrund der stärker werdenden Guerillabewegungen ohnehin gezählt schienen. Er ging nach Äthiopien ins Exil und leitete von dort die militärischen Operationen des „Vereinigten Somalischen Kongresses“ (USC) – die Bewegung, die Anfang 1991 Mogadischu einnahm und Barre stürzte.

Während sich daraufhin der reiche Geschäftsmann Ali Mahdi, Hauptfinanzier des USC, zum Interimspräsidenten Somalias erklärte, blieb Aidid im Exil und wetterte gegen dubiose Wendehälse aus Barre-Zeiten, mit denen sich Mahdi angeblich umgeben habe. Er, selber Wendehals, kehrte erst im April nach Somalia zurück – um Mahdi den USC-Vorsitz streitig zu machen. Dies gelang ihm im Sommer. Als Mahdi sich trotzdem weigerte, den Präsidentensessel zu räumen, kam es zum Krieg.

Seit November 1991 führte Aidid brutale Feldzüge in Mogadischu, das er nahezu ganz eroberte, und dann im Süden Somalias, von wo er die verbliebenen Anhänger Barres vertrieb und wo seine Truppen grausame Massaker anrichteten. Zusammen mit anderen Milizenführern schmiedete er eine „Somalische Nationale Allianz“.

Der UNO feindlich gesinnt, begrüßte er jetzt – wohl aus Opportunismus – den US- Einmarsch und versucht seitdem, sich als privilegierter Gesprächspartner aufzubauen. Ob er es dadurch schafft, 33 Jahre nach dem ersten Versuch doch endlich in Mogadischu zu regieren? Dominic Johnson

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