piwik no script img

■ Das PortraitC.–K. Muyemba

Cassius Clay ist ein Würstchen gegen ihn. Jean-Jerome Chico-Kaleu Muyemba ist so lang wie sein Name und so breit wie zwei Männer. „Wovor haben Sie mehr Angst“, fragt ihn eine Schülerin, „vor Löwen oder vor Skins?“

Multikulturelle und antirassistische Erziehung ist Muyembas Arbeitsschwerpunkt. An Kindergärten und Schulen in Brandenburg spielt der Afrikaner den „Ausländer zum Anfassen“. „Kinder und Jugendliche“, so Muyembas Erfahrung, „übernehmen Vorurteile ihrer Umgebung. Ich will bewußt meine Hautfarbe nutzen, um in Kontakt mit ihnen zu kommen.“ Einer Klasse Dreizehnjähriger in Elsterwerda präsentierte Muyemba die Zeichnung eines Liebespaares: sie weiß, er schwarz. „Das geht doch nicht“, ereiferte sich eine Schülerin, „was kommt denn da als Rasse raus? Wir Deutschen sind doch für die Reinheit des Blutes.“ „Das hat dir bestimmt deine Oma erzählt“, konterte der Afrikaner, der selbst mit einer Berlinerin zusammenlebt. Das machte das Mädchen nur aggressiver. Die Lehrerin stand dabei und reagierte nicht.

Seit 1972 lebt der gebürtige Angolaner in der Bundesrepublik. Aufgewachsen ist er in Zaire, wo er – bevor er ein deutsches Studien-Stipendium bekam – Französisch und Geschichte unterrichtete. Ursprünglich wollte er nach Angola zurück. Doch dort herrscht Bürgerkrieg.

Jüngeren Kindern steht der 47jährige für alle Fragen zur Verfügung: „Laufen in Afrika Elefanten rum? Habt ihr Löwen als Haustiere?“ Und wenn die Kleinen seine krausen Haare anfassen wollen, beugt er den Kopf mit der Goldrandbrille. Schließlich erinnert er sich daran, wie sehr ihn einmal weißblonde Schöpfe faszinierten. Für ältere SchülerInnen bietet der promovierte Ökonom Projektstunden zu Migrationsbewegungen, Fluchtursachen und Asylproblematik an, für Lehrende und ErzieherInnen Fortbildungskurse.

hier Foto Nr. 2

Foto: privat

Die Idee zu dieser Arbeit hatte er schon vor der Wende. Doch in Berlin wollte ihn der Senator für Schulwesen nicht haben. Nach der Wende klappte dann die Zusammenarbeit mit den Brandenburger Behörden. Seitdem ist Muyemba ein gefragter Mann. Am empfindlichsten reagiert er, wenn Afrikaner mit Begriffen wie „unzivilisiert“ und „primitiv“ gleichgesetzt werden. „Ich will zeigen, daß ich nicht so blöd bin, wie Schwarze immer dargestellt werden.“

Bascha Mika

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen