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■ Das PortraitHermann Krämer

Der Wüstensturm am Golf geriet Hermann Krämer zum windigen Argument für den zügigen Ausbau der Atomenergie. Nur so könne der Abhängigkeit von umkämpften arabischen Ölquellen dauerhaft begegnet werden. „Frappierend“ fand es der PreussenElektra-Chef seinerzeit, „wie die niedersächsische Landesregierung trotz des Golfkriegs am Kernkraft- Ausstieg festhält“. Tatsächlich hatte kurz zuvor eine US- amerikanische Bomberstaffel irakische Nuklearanlagen in Schutt und Asche gelegt und Saddam Hussein im Gegenzug seine Scuds auf die israelische Atomzentrale von Dimona gerichtet – und damit unter Beweis gestellt, daß Atomkraftwerke die militärischen Zielplaner in jedem Krieg magisch anziehen.

Der gelernte Physiker Krämer, der seine ersten 15 Berufsjahre in der Kernforschungsanlage Jülich absolvierte, zählt in der bundesdeutschen Atomgemeinde zur Fraktion der Nuklear- Ideologen. Seit das Thema Atomenergie debattiert wird, gehört er in teils leitender Stellung den einschlägigen Vereinen (Kerntechnische Gesellschaft) und Propagandaorganisationen (Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft, Deutsches Atomforum) an. In den siebziger Jahren galt Krämer als hier Foto Nr. 7

Foto: Frank Darchinger

einer der Väter des „integrierten Entsorgungszentrums“ in Gorleben. Schon 1975 wandte sich der AKW-Vorkämpfer gemeinsam mit 650 Gesinnungsgenossen an die Volksvertreter in Bonn: Die Atomkraftnutzung, hieß es in dem offenen Brief, sei die „einzige Möglichkeit“ zur „ausreichenden und sicheren Versorgung mit preisgünstiger Energie“.

Beinahe folgerichtig besetzte Hermann Krämer bei PreussenElektra seit 1985 den Chefsessel des größten Atomstromproduzenten der Republik. Nun verbannt ihn ein Nuklear-Pragmatiker in die zweite Reihe. Klaus Piltz, erster Mann der PreussenElektra-Mutter Veba, hat erkannt, daß mit einem Ideologen dieses Kalibers ein Konsens über die Rolle der Kernenergie von vornherein zum Scheitern verurteilt sein müßte. „Die Bereitschaft zum Abbau von Konfrontationen“, formuliert das Handelsblatt, „wird nicht zuletzt durch personelle Veränderungen in den Führungsetagen wichtiger Stromerzeuger deutlich.“ Deshalb darf sich der Stromchef jetzt – wenn er will – in einer eigens für ihn geschaffenen Veba-Entwicklungsabteilung auf die Rente einstimmen. gero

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