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■ Das PortraitSadako Ogata

Foto: Reuter

Mut hat Sadako Ogata mehr als ihre fünf männlichen Vorgänger auf dem Stuhl des UNO-Flüchtlingshochkommissars. Das hat die 65jährige Japanerin nicht erst mit ihrer jüngsten, heftig umstrittenen Entscheidung zur Unterbrechung fast sämtlicher UNHCR-Hilfsoperationen für Bosnien-Herzegowina bewiesen. Als die langjährige Diplomatin und Professorin an verschiedenen Tokioter Hochschulen vor genau zwei Jahren in Genf antrat, rümpften in Genf viele die Nase und prophezeiten Ogatas baldiges Scheitern an einer der undankbarsten Aufgaben, die international überhaupt zu vergeben sind.

Weltweit werden 18 Millionen Flüchtlinge von der Organisation zur Zeit erfaßt und betreut. Krisen häufen sich. Sei es die anhaltend katastrophale Situation in Ex-Jugoslawien oder das Stocken der Flüchtlingsrückführung in Kambodscha. Doch die skeptischen Stimmen gegenüber Ogata sind längst verstummt und dem Respekt vor der couragierten und auch im Detail kenntnisreichen Streiterin für die Rechte von Flüchtlingen gewichen.

Anders als Vorgänger Hocke, der im Januar 1988 wegen eines kritischen Artikels über die bundesdeutsche Asylpolitik 130.000 Exemplare der UNHCR-Zeitschrift Refugees verbrennen ließ, nimmt Ogata auch gegenüber den wichtigsten Geldgeberstaaten des UNHCR kein Blatt vor den Mund. Die EG-Länder kritisierte sie mehrfach wegen ihrer immer rigideren Abschottungspolitik gegenüber Asylbewerbern, Washington wegen der Zurückweisung haitianischer Bootsflüchtlinge. Und im letzten Herbst trat sie der internationalen Staatengemeinschaft immer wieder auf die Füße mit der Forderung nach mehr Finanzmitteln für die UNHCR-Operation in Ex-Jugoslawien sowie nach Aufnahme größerer Flüchtingskontingente aus dem Balkan.

Internationale Erfahrung erwarb sich Ogata bereits Anfang der fünfziger Jahre beim Studium in Berkeley und an der Washingtoner Georgetown-Universität, wo sie die Professur für Politische Wissenschaften erwarb. Bevor sie ab 1980 an verschiedenen Hochschulen ihres Landes lehrte, vertrat Ogata Japan mehrfach bei der UNO und deren Menschenrechtskommission. Ihre Wiederwahl als Flüchlingshochkommissarin Ende dieses Jahres ist derzeit nirgends umstritten. Andreas Zumach

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