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■ Das PortraitJacobus Prins: Genius, Filou, Globetrotter

Er war der erste ausländische Profi in der Fußball- Bundesliga. Nur Aykut Ünyazici (Eintracht Braunschweig) sticht noch aus der Aufzählung der Spielernamen des ersten Spieljahres 1963/64 hervor.

Als der 1.FC Kaiserslautern 1962 zwei Freundschaftsspiele gegen Ajax Amsterdam austrug, fiel den Pfälzern ein holländischer Spieler besonders auf – Jacobus „Co“ Prins, ein 24jähriger, der alles am Ball konnte. Ein Jahr später, der 1. FCK hatte sich als Südwestmeister für die Bundesliga qualifiziert, erinnerte man sich an Prins und verpflichtete ihn.

Von skurrilen Finanzierungsformen und geheimnisvollen Handgeldern spricht man noch heute. Jedenfalls verdiente Co Prins am Betzenberg so viel, daß er sich die teuersten Schlitten kaufen konnte. Zuweilen fuhr er mit einem Cadillac nach Mannheim, wo diverse Rotlichtviertel sein Ziel waren. Vom Alleinsein und asketischen Fußballerleben hielt der 31fache niederländische Nationalspieler nichts. In Kaiserslautern entdeckte er sehr zum Leidwesen ihrer Eltern die 19 Jahre junge, noch nicht volljährige Karin Brunn, ein attraktives Mannequin. „Der hat keine Mark gespart, alles hat er ausgegeben für Autos und Frauen“, weiß Mutter Maria Brunn (75) noch heute.

Der „Super-Fußballer“ (Mitspieler Willi Wrenger) zündete schon mal verschwenderisch einen Zehn- DM-Schein an, um einer seiner Flammen Feuer zu geben. Auf dem Platz wurde er manches Mal ausgepfiffen, wenn er zu lässig agierte. Gelang ihm dann ein genialer Spielzug, hagelte es Applaus. Doch Prins vergaß nichts, trabte zur Holztribüne und zog die Hose runter.

Ein Original wie später Willi „Ente“ Lippens, exzentrisch, als „verrückt“ apostrophiert oder als „Paradiesvogel“, der eine Spur zu bunt geraten war für die Pfalz. Gemeinsam mit seinem Freund Wrenger rettete er den 1.FCK 1965 am letzten Spieltag durch ein 2:1 in Frankfurt vor dem Abstieg. Prins schoß den Ausgleich, Wrenger das Siegtor.

Danach zog es ihn zurück zu Ajax, mit Frau Karin und Sohn Ronny, der heute beim AC Beerschot spielt. Als es in der Beziehung kriselte und Karin Brunn zu ihren Eltern nach Kaiserslautern zurückging, tauchte Co Prins unvermutet dort auf und entführte den Sohn. Skandal in der Pfalz! Doch sie fanden wieder zueinander und wanderten fortan von Stadt zu Stadt, von Verein zu Verein: Pittsburgh Phantoms, New York Generals (später Cosmos), Maastricht VV, Helmond Sport.

Schließlich arbeitete Co Prins als Trainer, war dann Cafébesitzer und spielte gelegentlich in der Altherrenelf des Antwerpener Vorstadtclubs FC Schilde. 1987 blieb ihm über ein eigenes Tor die Luft weg – ein Herzaderbruch, mit 49 der Tod im Anstoßkreis. Günter Rohrbacher-List

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