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■ Das PortraitUmweltweißkopfadler

hier foto 29

Der Weißkopfadler wurde zum Wappenvogel eines Umweltpreises erkoren, von dem auch die ökologisch Muntersten unter uns noch nie gehört haben: dem „Umweltadler“ nämlich. Derselbe „besteht aus einer Bronzeskulptur des bedrohten Weißkopfadlers mit einer eingravierten Widmung“ und hat in dieser Form sein Aussterben bereits künstlerisch wertvoll überstanden. Aber das Leben zuckt noch, denn: „zwei lebende Adler, nachgezüchtet [sic!] in der Falknerei Hellenthal, unterstreichen das Anliegen des Artenschutzes im Rahmen der Preisverleihung“. So lautet die offizielle Erläuterung zum Umweltpreis 1993, zu der sich das Pressereferat des Auswärtigen Amtes herbeigeschwungen hat. Auf Taubenfüßen, wenn auch in schlechtem Deutsch, kommt das Anliegen daher, „daß der Umweltschutz in unserer Zeit nicht mehr länger ein nationales Problem ist, sondern ein internationales, grenzüberschreitendes und globales Anliegen“.

Vögel kennen keine Grenzen, über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos, und bald ist über allen Wipfeln Ruh'. Bevor es aber soweit ist, wollen die verdienten Männer sich überm Grab die Schaufel reichen. Das „Internationale Komitee Künstler für Umwelt – Artists for Ecology“ verleiht den bronzebalsamierten Vogel „jährlich an Persönlichkeiten, die sich um den Schutz der Umwelt in hervorragender Weise verdient gemacht haben“. Dies waren bisher [no joke!]: der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan (1987), sein Botschafter Richard Burt (1988), Nato-Generalsekretär Manfred Wörner (1989), Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (1990) und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (1991). Der Weißkopfadler bedankte sich also in den vergangenen Jahren für: Bohrinseln in seinen Fischereigründen, Truppenübungen in der freien Natur, Schweinemast im EG-Maßstab und Treibgasausstoß dank Vielfliegerei.

In diesem Jahr, und zwar am Freitag, dem 19.März, fliegt das Tier Prinz Charles, die Urkunde im Schnabel, zu: Aquarellieren muß sich wieder lohnen. In der Begründung für die Auszeichnung wurden nämlich „auch die Naturstudien des Prinzen mit Aquarell, Farbe und Zeichenstift erwähnt, die von seinem aktiven Umweltbewußtsein Zeugnis ablegen“. Überreichen wird den Spaßvogel unser Außenminister Herr Kinkel, und renommierte Künstler wie Peter Ustinov und Christine Kaufmann „wohnen der Preisverleihung bei“. Eier zum Phototermin am Petersberg dringend erwünscht. Elke Schmitter

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