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■ Das PortraitJacques Chirac

Wenn, ja, wenn François Mitterrand nächste Woche das Feld räumte, dann könnte Jacques Chirac endlich den Traum seines Lebens wahrmachen und sich zum französischen Präsidenten wählen lassen. Zum Premierminister hat es der Chef der konservativen RPR zweimal gebracht: 1974 unter Giscard d'Estaing und 1986 unter Mitterrand. Als Präsidentschaftskandidat wurde er zweimal von Mitterrand geschlagen.

Jetzt ist die Revanche greifbar nahe gerückt, denn Chirac ist so populär wie nie zuvor: in seinem Wahlkreis im Departement Correze im Limousin sicherte er am Sonntag mit absoluter Mehrheit seinen Sitz in der Nationalversammlung, den er schon 26 Jahre innehat. In seiner Partei ist er unumstritten: sie bestätigte ihn vor drei Wochen einstimmig als Chef. Die Franzosen bescheinigen ihm erstaunliche Qualitäten: In Umfragen bezeichneten sie den Sechzigjährigen als reformfreudigsten Politiker des Landes, obwohl von ihm keine besonderen Denkanstöße ausgegangen sind.

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Foto: Reuter

Für Chirac zahlt sich jetzt aus, daß er hart an seinem präsidialen Image gearbeitet hat. Es schadete ihm nicht, daß er sich lange nicht entscheiden konnte, ob er für oder gegen Maastricht sein sollte. Die Mehrzahl seiner Partei war dagegen – doch um im Club der europäischen Staatsmänner glaubhaft zu bleiben, entschloß Chirac sich zum Ja.

Es gelang ihm auch, den Stempel des stets aufgeregten, impulsiven Politikers zu verwischen. Im September hatte er noch kraftmeierisch verlangt, Mitterrand müsse bei einem Wahlsieg der Konservativen zurücktreten – heute gibt er sich gelassen: er sei zur cohabitation bereit.

Er selbst will sich nicht als Premierminister verschleißen lassen, sondern spielt mit dem Gedanken, Präsident der Nationalversammlung zu werden. Er weiß jedoch, daß seine Popularität sinken wird, wenn die neue konservative Regierung die enormen Probleme des Landes nicht bald in den Griff bekommt. Deshalb hofft er, daß die Präsidentschaftswahlen möglichst schnell stattfinden. Vermutlich wird er bald enormen Druck auf Mitterrand ausüben, um ihn zum Rücktritt zu zwingen. Falls dieser standhält, wird sich zeigen, ob Chirac nicht doch in die Rolle des ungeduldigen, erregten Politikers zurückfällt, als den ihn die Franzosen kannten. Bettina Kaps

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