■ Das Portrait: Oliver Tambo
Sein Leben lang hatte Oliver Tambo für seinen Traum, die Gleichberechtigung der Rassen in Südafrika, gekämpft. Am Ende blieb es ihm versagt, die Erfüllung dieses Traumes noch zu erleben. Der Mann, der über ein Vierteljahrhundert die Widerstandsorganisation African National Congress (ANC) geführt hatte, starb am Samstag 75jährig in einer Johannesburger Klinik an den Folgen eines Schlaganfalls. „Die Zeit arbeitet nicht für uns“, sagte der sichtlich ergriffene ANC-Chef Mandela (74).
Nelson Mandela mag während seiner 27jährigen Haft der berühmteste politische Gefangene der Welt gewesen sein. Oliver Tambo aber war der Architekt des Erfolgs des ANC. Während seiner 30 Jahre im Exil (1960 bis 1990) gründete der Mann, der mal Priester werden wollte, den bewaffneten Arm des ANC, „Speer der Nation“. Und entwickelte das Konzept des Massenprotestes in den Townships, der das Apartheid-Regime schließlich zu Verhandlungen zwang.
Der Vater von drei Kindern, am 21. 10. 1917 als Sohn eines Bauern in der Transkei geboren, ließ sich bei seinen Bemühungen von seinem schlechten Gewissen antreiben. Denn 1960, nach dem Massaker von Sharpeville, beschloß die ANC-Führung um Mandela und den heute 81jährigen Walter Sisulu, daß Tambo ins Exil gehen müsse. Die Troika hatte vorausgeahnt, daß Südafrikas Apartheid-Regime den ANC verbieten und die Führer inhaftieren würde. Aber Tambo verzieh sich nie, daß er eine Freiheit erlebte, die seinen Freunden verwehrt blieb.
Foto: Reuter
Tambo war ein Mann, der Notwendigkeiten erkannte und ihnen folgte – aber ihre Folgen zu mildern suchte. So geht auf ihn zwar die Gründung des bewaffneten Arms zurück, doch er wehrte sich immer gegen den Angriff auf sogenannte soft targets (Zivilisten). 1988 sprach er sich öffentlich gegen die barbarische Township-Praxis der necklaces aus (den Opfern werden mit Benzin gefüllte, brennende Autoreifen um den Hals gebunden).
Seit 1989 durch einen Schlaganfall teilweise gelähmt, kehrte Tambo im Dezember 1990 nach 30 Jahren im Exil nach Südafrika zurück. 1991 gab er seinen Posten als Präsident des ANC an Nelson Mandela ab. Dieser war am Samstag überzeugt: „Oliver hat sich bei der Beerdigung seines Freundes Chris Hani überanstrengt.“ Willi Germund
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen