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■ Das PortraitH. Wieczorek-Zeul

„In dieser Situation steht unsere Generation auf dem Prüfstand. Ich bin bereit, meinen Beitrag zu leisten, daß sie diese Prüfung besteht.“ Mit diesen Worten meldete Heidemarie Wieczorek-Zeul (50), Mitglied im Vorstand der SPD und Vorsitzende des SPD-Bezirks Hessen-Süd, ihren Anspruch auf die Engholm-Nachfolge als Parteivorsitzende an. Sie wäre die erste Frau in der 130jährigen Geschichte der SPD auf dem Sessel des Parteivorsitzenden. Als „rote Heidi“ wurde die gebürtige Frankfurterin in den 60er Jahren zur Exponentin der damals noch auf Klassenkampf ausgerichteten Jungsozialisten. Sie war Lehrerin an der Rüsselsheimer Parkschule und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Und an den Vorabenden der 68er-Revolte tanzte die „rote Heidi“ im Club Voltaire zu den Klängen von „Street Fighting Man“ und sang bei den Doors laut mit: „We want the world – and we want it now!“

In der von „Stamokap“- Debatten geprägten Welt der Jusos wurde sie nach dem Sturz Willy Brandts als Kanzler Vorsitzende der aufmüpfigen Jugendorganisation. Zusammen mit anderen „Enkeln“ arbeitete sie sich in den Jahren 1974–77 als Juso- Chefin an Übervater Helmut Schmidt und dem sozialliberalen AKW-Bauprogramm ab. Als die Jusos dann den Marsch in die Bedeutungslosigkeit antraten, saß sie schon im Europaparlament. In Foto: vario-press

Straßburg war sie stellvertretende Vorsitzende der Parlamentskommission für Außenhandel und Frontfrau der sozialistischen Fraktion im Kampf für die EG-weite Gleichberechtigung der Frauen und für die weltweite Abrüstung. Das waren auch ihre Themen als Abgeordnete im Bundestag. Die heute in einem ruhigen Villenviertel in Wiesbaden lebende Ex-Ehefrau des sozialdemokratischen Hinterbänklers Norbert Wieczorek kämpfte mit Verve gegen die „Apache“-Hubschrauber in Erbenheim, war zu Golfkriegszeiten gern gesehene Rednerin bei den Veranstaltungen der Friedensbewegung und wurde in der „Out of area“-Debatte von den eigenen „Truppen“ um Ex- Parteichef Engholm überrannt. Heidi Wieczorek- Zeul, neue SPD-Bundesvorsitzende? Vielleicht hat Willy Brandt bei den Enkeln eher an Enkelinnen gedacht. Klaus-Peter Klingelschmitt

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