■ Das Portrait: Uta Wobit
Die Stärke einer Persönlichkeit droht auch ihre Schwäche zu sein. Die Landesvorsitzende des Berliner Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), Uta Wobit (50), ist dieser Tage zurückgetreten, nicht obwohl, sondern weil sie sich mit Kritik nicht zurückhält und stur durchzusetzen versucht, was sie für richtig hält. Sechs Jahre lang hat sie die Geschicke des Radclubs gelenkt und die Mitgliederzahl von seinerzeit 500 auf 6.000 erhöhen können. Sie brauchte allerdings keine zwei Jahre, um als „Maggie Thatcher der Alternativen“ verschrien zu sein und in die Schlagzeilen zu geraten. Innerhalb des ADFC gab es schon damals Ärger, weil Wobit sich kaum zu kommunalpolitischen Fragen äußerte, ohne gleich den Zusammenhang mit der globalen Umweltkatastrophe oder den Opfern des Zweiten Weltkriegs herzustellen. Wobit ist jene typische Kämpferin an der Öko-Front, die immer recht zu haben glaubt, weil das Ziel, für das sie kämpft, ihr immer als das richtige erscheint – die Abschaffung des Autoverkehrs. So verwundert es gar nicht, daß sie nicht von der Luftverschmutzung des Kraftfahrzeugverkehrs spricht, sondern von der „Vergasung meiner Kinder“. Daß mit dieser Formulierung der Massenmord der Nationalsozialisten vor allem an den Juden verherrlicht wird, kann die Mutter zweier Kinder nicht aufhalten, ungebremst mit diesem Wortspiel „zu überzeichnen, damit die Menschen über bestimmte Sperren hinwegkommen“. Wer übertreiben darf, entscheidet die Öko-Stalinistin gleichwohl selbst. Eine Glosse im Mai dieses Jahres zu den lebensgefährlichen Fahrweisen mancher „Rüpelradler“ wertete Wobit als „primitiven Schmierenjournalismus“. Als Berliner Landesvorsitzende des ADFC zurückgetretenFoto: Christian Eicke
Der Beitrag war in der eigenen Mitgliederzeitung erschienen und auf die Zustimmung von ADFC-Aktiven gestoßen. Ihre Antwort auf deren Kritik war der Rücktritt: „Sollen die Männer die Arbeit doch allein machen.“ Ohnehin sei ihr – auch der bundesweite – ADFC zu lahm, weil sich Aktivitäten in der Gestaltung von Radtouren und dem Erarbeiten von Radkarten erschöpften. Zu diesem Mißstand hat sie offenbar mit ihrem Führungsstil selbst beigetragen. Jedenfalls können sich Vorstandsmitglieder jetzt vorstellen, sich ohne Wobit „politisch wieder stärker zu engagieren“. Dirk Wildt
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