piwik no script img

■ Das PortraitChristoph Bergner

So schnell kann einer ins Scheinwerferlicht geraten. Gestern noch Verteidiger seines Regierungschefs und Landesvorsitzenden Werner Münch, heute schon Nachfolgekandidat. Christoph Bergner, noch am Tag des Rücktritts des Kabinetts Münch von der Union als dessen Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten ausgerufen, versucht, an Ansehen der Politik in der Bevölkerung zu retten, was überhaupt noch zu retten ist. „Ich möchte ein Ministerpräsident der Sparsamkeit werden“, kündigte er an, „und nicht mehr verdienen als der Oppositionsführer.“ Für Bergner bedeutet das, auch als möglicher neuer Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt nicht einen Pfennig mehr Gehalt zu kassieren als jetzt auch. Denn der Kandidat ist derzeit selbst noch Fraktionsvorsitzender und bekommt deshalb genausoviel wie sein Konkurrent von den Sozis, Reinhard Höppner.

Das erste Mal trat der 45jährige Politiker im November 1991 aus der Schar der Unionsabgeordneten ins politische Scheinwerferlicht. Nachdem Münch entgegen aller Versprechungen nach seiner Wahl zum Regierungschef auch den Landesvorsitz an sich reißen wollte, stellte Münchs Erbe als Ministerpräsident?Foto: rtr

die Landtagsfraktion Bergner und neben ihm noch den Bildungspolitiker Bernhard Ritter als Gegenkandidaten auf. Wo zwei sich streiten, freut sich der dritte, Münch gewann die Wahl zum Landeschef der Union knapp, Bergner wurde sein Stellvertreter. Und als der damalige Fraktionschef Joachim Auer wegen der sich anbahnenden Machtfülle Münchs sein Amt niederlegte, beerbte Bergner ihn. Jetzt wäre der Weg für ihn frei auch an die Spitze der Landes-CDU. Aber der Hallenser, der 1971 der DDR- Block-CDU beitrat, hat bereits angekündigt, sich um dieses Amt nicht bewerben zu wollen. Ob es dabei bleibt?

Das ganze Ausmaß der Gehälteraffäre scheint Bergner allerdings noch immer nicht richtig begriffen zu haben. „Soweit ich Einblick in die Unterlagen und die Vorgänge habe“, sagte er zur Gehälteraffäre, „besteht ja für die weitgehenden Vorwürfe in der Sache überhaupt kein Anlaß.“ Tatsächlich wird in Magdeburg auch das Ansinnen Bergners an den Landesrechnungshofpräsidenten Horst Schröder kolportiert, ihm die Vorwürfe und die Hintergründe doch in einer ruhigen Minute mal zu erklären. Eberhard Löblich

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen