■ Das Portrait: Wera Wonder
Irdisch lebt Wera Wonder eigentlich erst seit Mitte der achtziger Jahre. 1985 wurde sie nämlich durch einen dichten Spiralnebel vom Planeten Aldebaran in unsere Galaxie geschleudert, genauer: nach Berlin. Hier eröffnete sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Mik Moon eine Szene-Boutique für Techno- Jünger und gründete die Indie-Pop-Band Planets.
Inspiriert durch die B-Movies- und Trash-Kultur der sechziger Jahre, spinnt sie ihre Legenden um die Außerirdischen Bandmitglieder der Planets, entwirft spacige Bühnenkleidung und verkauft ähnliche Klamotten in ihrem Laden. Obwohl in ihrer Boutique mittlerweile auch Markenartikel wie Big Star-Jeans und Sabotage zu haben sind, entwirft und schneidert Wera Wonder auch heute noch unter dem Qualitätssiegel Planet Wear. Darunter in unterschiedlichen Variationen quietschbunte Hemden mit großen selbstreflektierenden Logos. Bei ihren Kunden genießt die Frau mit dem Space-Spleen uneingeschränktes Vertrauen. Manche bestellen sogar nach telefonischer Beschreibung ihre Klamotten, ohne sie vorher gesehen zu haben. Konzerte der Planets sind keine normalen Gigs, sondern ausgewachsene Space-Parties, mit allem, was dazugehört: angefangen bei der Astro-Kulisse bis hin zum Mondstaub – eine Atmosphäre, in der Außerirdische sich heimisch fühlen können. Wer allerdings sphärisch daddelnde Synthesizerbeats erwartet, wird enttäuscht:
Eine Außerirdische Foto: Michael Taubenheim
die Planets machen „richtige Musik“ – die mit der von B-52 verglichen wird – auf richtigen Instrumenten. Bekannt ist die Band aus dem All jedoch nicht erst seit ihrer CD „Cosmogliding“. Während sich ihr Ruhm hierzulande bisher auf die Independent-Szene beschränkte, pfiffen die Japaner ihre Songs schon 1988 von allen Dächern (250.000 verkaufte LPs in einem Jahr in Japan).
Im Gegensatz zum schwer angesagten Computeranimations-Schnickschnack der Techno-Freaks zieht Wonder die eher handlichen, leicht angestaubten Komponenten des Cheapness- Science-fiction vor: „Ich steh' auf diese Fazer und staune darüber, was die Enterprise-Crew mit diesen viereckigen Dingern alles anstellen kann: schießen, schweißen, heilen...“
Space-Parties:
1.1.94: Knaack-Club, Berlin
4.1.: Feierwerk, München.
8.1.: FZW, Dortmund. -knie-
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