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■ Das PortraitWerner Schwab

Was fällt einem ein zu Werner Schwab? Stücktitel zunächst: „Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos“, „Mesalliance oder Wir ficken uns prächtig“, „Pornogeographie“. Sicher hat man auch einmal ein Foto gesehen. Die merkwürdige Mischung von Zartheit und Schwammigkeit unter einem blonden Bürstenschnitt. Posen. Ein brennender Mantel im Schlepptau.

Werner Schwab war überzeugter Haßösterreicher in der Tradition Thomas Bernhards. Aber drastischer und unkonzentrierter. Zum Schreiben kam der Bildhauer und Holzfäller, weil er Geld verdienen wollte. Statt Steinen und Holz hat er dann eben Sprache behauen. Und damit die Dramaturgen sofort in Entzücken versetzt. Das Feuilleton ebenso. „Nestbeschmutzer“ und „Shooting-Star“. Die Grobheit und Paradoxie seiner Formulierungen grub sich sofort ins Sprachgedächtnis ein.

Lebenstot, fortverrecken, die geschlechtliche Hose, die freizeitliche Welt, Krüppelwurm: Manierismen, Schwabismen. Die Figuren sprechen in der dritten Person von sich, Verdinglichung des Humanen: „Komm einmal auf meine Väterlichkeit und lasse deinen Tochterkörpermenschen anschauen“, sagt der Vater und grapscht nach der Tochter.

Zu Neujahr im Alter von 35 Lenzen gestorben Foto: Peter Peitsch

Schwab hat Zeitstücke geschrieben, und man hat es ihm gedankt. Die Zeitschrift Theater heute kürte den Grazer Autor zum Dramatiker des Jahres 1992. Mühlheimer Dramatikerpreis im gleichen Jahr. Für Bernhard Minetti sollte er eine Faust-Adaption schreiben. Das hat er auch getan, aber Minetti wollte sie nicht mehr. Das war letzten Sommer, da begann schon der schriftstellerische Niedergang. Wenn einmal alles zerhauen ist, dann kennt man das schon. Irgendwann muß auch wieder etwas Neues entstehen. Wer verlangt das von einem 35jährigen, der in den widerwillig gegebenen Interviews oft seinen Lebensekel zum Ausdruck brachte? Der Star war geboren und gleich am Zenit angelangt.

Am Neujahrstag ist Schwab in Graz gestorben. Todesursache unklar, vermutlich Alkohol. Noch einmal O-Ton: „Wenn eine alkoholische Körperschlechtigkeit verantwortlich sein muß für ein farbiges Künstlerleben, dann kann ich auf so ein Lebensbild auch verzichten.“ Die Pietätlosigkeit hätte ihm gefallen. Petra Kohse

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